Benedikt XVI.: „Die Erfahrung menschlicher Liebe öffnet für Gott“
Jeder Mensch trägt
in sich ein Verlangen nach Gott. Daran erinnerte der Papst an diesem Mittwoch bei
der Generalaudienz auf dem Petersplatz. Unter den Tausenden Besuchern waren mindestens
5.000 Pilger aus Kroatien, die zu einer Dankeswallfahrt nach Rom gereist sind. Benedikt
XVI. hatte vor einem Jahr die Adriarepublik besucht. Ihnen und all den anderen Pilgern
erläuterte der Papst in seiner Katechese die Bedeutung der Gottessuche:
„Nur
in Gott wird der Mensch die Wahrheit und das Glück finden, wonach er unablässig sucht,
erinnert uns der Katechismus (KKK 28). Dieses Verlangen kann der Mensch aber aus sich
selbst nicht völlig befriedigen. Er sucht nach dem Absoluten, aber sein eigenes Streben
ist zu schwach, um von sich aus ans Ziel zu kommen.“
Die Erfahrung menschlicher
Liebe öffne hingegen eine neue Perspektive, fügte der Papst an.
„In der
Liebe übersteigt der Mensch sich selbst, „aus dem in sich verschlossenen Ich zur Hingabe
und so gerade zur Selbstfindung, zur Findung Gottes“ (Deus caritas est, 6). Durch
die Liebe erleben Mann und Frau, einer durch den anderen, auf eine neue Weise die
Größe und Schönheit des Lebens und der Wirklichkeit überhaupt.“
Nötig sei
dazu aber eine Bereitschaft des Herzens. Der Gläubige könne sich nie zufrieden geben
mit dem schon Erreichten, weil er wisse, dass nichts Endliches das Herz erfüllen kann.
„Und
schließlich braucht es die Reinigung und Heiligung unseres menschlichen Verlangens,
um mehr Abbild Gottes zu sein und im Einklang mit dem Willen des Vaters zu leben.
So zeigt sich uns der Weg zu Gott, der mit einer inneren Unruhe anfängt, mit der Erfahrung
des Schönen und Guten weiter führt, uns dann selber zur Reinigung zwingt, über uns
hinaus führt und den Weg zu Gott selbst hin öffnet, der seine Hand zu uns hin ausstreckt
und in Christus uns entgegen geht und uns zu sich hinauf zieht.
(...)
In diesem Jahr des Glaubens wollen wir unsere Erfahrungen und unsere Freude miteinander
teilen, um gemeinsam den Weg zu gehen, der unser inneres Verlangen erfüllt und uns
zum wirklichen Glück führt. Der Herr gebe euch dazu seine Gnade.“
(rv 07.11.2012
mg)
Die vollständige Zusammenfassung der Katechese auf Deutsch:
Liebe
Brüder und Schwestern! Vor einigen Wochen haben wir das Jahr des Glaubens begonnen
und ich habe mich entschieden, in diesem Jahr in den Katechesen das Wesen des Glaubens
in verschiedenen Aspekten zu bedenken. Heute richten wir unser Augenmerk auf die Erfahrung,
dass jeder Mensch irgendwo ein inneres Verlangen nach Gott, nach dem Unendlichen,
in sich trägt.
„Nur in Gott wird der Mensch die Wahrheit und das Glück finden,
wonach er unablässig sucht“, erinnert uns der Katechismus (KKK 28). Dieses Verlangen
kann der Mensch aber aus sich selbst nicht völlig befriedigen. Er sucht nach dem Absoluten,
aber sein eigenes Streben ist zu schwach, um von sich aus ans Ziel zu kommen.
Die
Erfahrung menschlicher Liebe öffnet hier eine neue Perspektive. In der Liebe übersteigt
der Mensch sich selbst, „aus dem in sich verschlossenen Ich zur Hingabe und so gerade
zur Selbstfindung, zur Findung Gottes“ (Deus caritas est, 6). Durch die Liebe erleben
Mann und Frau, einer durch den anderen, auf eine neue Weise die Größe und Schönheit
des Lebens und der Wirklichkeit überhaupt.
Es ist allerdings eine Bereitschaft
des Herzens, eine innere Reinigung des Willens nötig, damit wir das Gute, das wir
für uns selber wollen, für den anderen wollen, und so aus uns heraus über hinaus und
zum Ganzen und letztlich zu Gott selbst hin finden.
Das heißt, dass wir uns
nie zufrieden geben mit dem schon Erreichten, weil wir wissen, dass nichts Endliches
unser Herz erfüllen kann, sondern nur die „himmlische Berufung, die Gott uns in Christus
Jesus schenkt“ (Phil 3, 14). Und schließlich braucht es die Reinigung und Heiligung
unseres menschlichen Verlangens, um mehr Abbild Gottes zu sein und im Einklang mit
dem Willen des Vaters zu leben. So zeigt sich uns der Weg zu Gott, der mit einer inneren
Unruhe anfängt, mit der Erfahrung des Schönen und Guten weiter führt, uns dann selber
zur Reinigung zwingt, über uns hinaus führt und den Weg zu Gott selbst hin öffnet,
der seine Hand zu uns hin ausstreckt und in Christus uns entgegen geht und uns zu
sich hinauf zieht.
(...) In diesem Jahr des Glaubens wollen wir unsere Erfahrungen
und unsere Freude miteinander teilen, um gemeinsam den Weg zu gehen, der unser inneres
Verlangen erfüllt und uns zum wirklichen Glück führt. Der Herr gebe euch dazu seine
Gnade.