Der Papst der Kopten,
Tawadros II., hat deutlich gemacht, dass er einen Religions-Staat in Ägypten nicht
unterstützen wird. „Eine Verfassung, die aus Ägypten einen religiösen Staat macht,
werde ich ablehnen“, so Tawadros wörtlich. Dies berichteten am Dienstag – zwei Tage
nach seiner Wahl – übereinstimmend mehrere ägyptische Medien. Es könne keinen Staat
geben, der nur der muslimischen Mehrheit gerecht werde, so Tawadros. Die Schönheit
Ägyptens bestehe auch in einer Vielfalt und dem Nebeneinander von Christen und Muslimen.
Im Gespräch mit einem koptischen Fernsehsender sagte der Nachfolger des Evangelisten
Markus:
„Ich habe viele Wünsche für Ägypten: zuallererst, dass die volle
Sicherheit auf den Straßen wiederhergestellt wird. Mein zweiter Wunsch ist, dass es
der ägyptischen Wirtschaft gelingen möge, wieder auf die Füße zu kommen, denn unser
Land ist derzeit vom wirtschaftlichen Zusammenbruch bedroht. Und mein dritter Wunsch
ist der des sozialen Friedens in einem Staat, der von seiner Verfassung her geeint,
säkular und modern sein sollte.“
Die ägyptische Verfassung wird gerade
neu formuliert; das entsprechende Gremium wird von Islamisten dominiert. Erste Vorab-Veröffentlichungen
aus dem Verfassungsentwurf nähren die Befürchtung, dass Ägypten einen Schritt zum
islamischen Staat hin machen soll. Etwa zehn Prozent der ägyptischen Bevölkerung sind
Kopten. Ihr neues Oberhaupt forderte sie auf, das Land nicht zu verlassen – schon
in der Vergangenheit hätten sie „immer neben den Muslimen gelebt“. „Unsere Herzen
sind offen. Wir wollen den Muslimen mit Respekt begegnen und weiterhin versuchen,
friedlich zusammen zu leben – trotz der Attentate, die unseren Weg der Versöhnung
gefährden“, so Tawadros. Der designierte Patriarch von Alexandria, der am 18. November
in sein Amt eingeführt werden soll, macht deutlich, dass er sich in öffentlichen Belangen
zu Wort melden wird.
„Dem ägyptischen Volk sage ich: Der Papst der koptischen
Kirche ist nicht nur ein Vater für die Christen. Der Papst der ägyptischen Kirche
ist ein Vater für alle Ägypter. Und darum habe ich ein offenes Herz für jeden, der
in Ägypten lebt, und ich sehe mich selbst als Diener jedes Menschen auf ägyptischem
Boden.“