Er setzt sich seit
Jahren unermüdlich für das Verständnis und den Dialog unter Menschen mit unterschiedlichem
Glauben ein: John Onaiyekan, der Erzbischof von Abuja in Nigeria. Dafür wurde er vergangene
Woche ausgezeichnet – mit dem internationalen Friedensaward von Pax Christi, der einmal
im Jahr an Personen vergeben wird, die sich besonders für Frieden und Verständigung
einsetzen. Onaiyekan ist auch einer der sechs designierten Kardinäle, die Papst Benedikt
XVI. am 24. November im Vatikan kreieren wird.
Den Friedenspreis nahm Erzbischof
Onaiyekan in Brüssel entgegen – nur wenige Tage nach einem erneuten Selbstmordattentat
auf eine katholische Kirche in seiner Heimat. Bei dem Anschlag im Norden Nigerias,
der möglicherweise von der islamitischen Boko-Haram Sekte ausging, starben mindestens
acht Menschen, viele wurden verletzt. Im Radio-Vatikan Interview beschreibt der Erzbischof
die Lage in seiner Heimat: „Es werden Kirchen angegriffen, aber auch Märkte.
Es werden Christen getötet – und Muslime. Das menschliche Leben scheint einigen dort
so wertlos: Das ist noch weitaus schlimmer als die Tatsache, dass wir bekämpft werden,
weil wir Christen sind. Und noch schlimmer ist, dass es Menschen gibt, die kein Bewusstsein
für das menschliche Leben haben. Viele von ihnen begehen Selbstmordattentate. Das
sind Leute, die keinen Respekt vor ihrem eigenen Leben haben – und auch nicht vor
dem der anderen.” Am allerschlimmsten ist für Erzbischof Onaiyekan, dass diese
Verbrechen im Namen Gottes begangen werden. Das sei für die Christen unverständlich,
und auch viele Muslime sähen das ähnlich. Dabei bekämpften sie sich eigentlich gar
nicht aufgrund ihrer Religion; nur mit der Zeit hätten sie sich selbst davon überzeugt,
das alles für ihren Glauben zu tun, erklärt Onaiyekan. Er setzt dagegen auf die Gemeinsamkeiten
von Christen und Muslimen und den Dialog: „Armut und Krankheit sind Probleme,
die uns alle betreffen. Moskitos stechen Christen genauso wie Muslime, auch AIDS und
HIV können alle bekommen. Wenn wir dieses ‚Wir gegen die anderen’ mal beiseite lassen,
dann merken wir, dass es viel Raum für gemeinsame Lösungen gibt. Viele Menschen neigen
dazu, interreligiösen Dialog nur auf theologische Fragen zu beschränken – doch er
ist viel mehr. Natürlich ist für mich extrem wichtig, dass Jesus Gott ist. Aber meine
muslimischen Freunde müssen da nicht mit mir übereinstimmen, damit ich mich mit ihnen
an einen Tisch setze und über Armut und die Probleme der Regierung spreche. Wir beide
mögen keine schlechten Regierungen – also können wir uns die Hand geben und versuchen,
gemeinsam Lösungen zu finden.“ Was die Neuevangelisierung in Nigeria anbelangt,
macht sich der Erzbischof in dem etwa zu 50 Prozent muslimischen Land hingegen keine
allzu großen Hoffnungen: „Ich sehe keine Evangelisierung - weder alt noch neu
- in Nigeria, ohne dass wir uns der Realität bewusst werden: Eine Vielzahl der Menschen
ist nicht katholisch, nicht christlich und wird es wohl auch nie werden. Doch wir
müssen auf die guten Dinge schauen und ihnen davon erzählen. Die Muslime sagen ‚Allah
akbar’. Manche Christen hassen diese Worte. Ich sage ihnen dann immer: Warum hört
ihr das nicht gerne? ‚Allah akbar’ heißt ‚Gott ist der Größte’. Seht ihr das etwa
anders? Ich kann dem nur zustimmen: ‚Gott ist der Größte, Hallelujah!’ Wir sprechen
unterschiedliche Sprachen – aber wir meinen das Gleiche. Auf diese gemeinsamen Punkte
können wir eine Beziehung aufbauen.“