2012-11-05 08:50:47

Editoriale: Gründe, Glauben zu vermitteln


Wenn das verdiente Ende eines jeden harten Tages kommt, willst du, Herr, uns nicht sagen, was das alles bedeutet? Und kannst du einen Grund zum Glauben finden? So drückt sich der amerikanische Songwriter und Musiker Bruce Springsteen in einem seiner ergreifendsten Alben über die sozialen und menschlichen Zustände seines Landes aus.

Seine Worte reichen über geografische Grenzen hinaus. Die Frage stellt sich auch hier, in Europa, einem der Hauptknotenpunkte der zeitgenössischen Kultur, verschlimmert von der Wirtschaftskrise und dem Unverständnis, das viele empfinden - angesichts dessen, was sie erleben, und der Möglichkeit, dass es einen weiteren Sinn gibt.

Es ist klar für die Gläubigen, dass man von einer Glaubenskrise und dem Ausschluss von Gott aus der Reichweite des Lebens sprechen kann, aber es gibt auch einen weiteren Aspekt, der vorher kommt. Dieser betrachtet die Möglichkeit, dass die eigentliche Bedeutung vermittelt wird, dass der Glaube geteilt werden kann. Zu stark ist das Gefühl der Leere, der Isolation, das viele Menschen erleben, der Verlust der Identität. Es ist ein Gefühl sozialer Fragmentierung, vor allem in unseren Städten, das dazu führt, dass die Einzelnen zu wenig Vertrauen in andere haben; und von der Familiekrise, die zu sagen scheint, dass eine stabile Beziehung zwischen Mann und Frau, zwischen grundverschiedenen Menschen einfach nicht vorhersehbar ist, gar unmöglich.

Auf welcher Grundlage, bestehend aus gemeinsamen Gedanken, Gefühlen, gegenseitigen Vertrauen und Erwartungen ist es also möglich, einen Grund zu glauben, zu vermitteln? Warum muss man erst erkennen, dass viele, deren Horizont dunkel, jedoch nicht geschlossen ist, auf eine überzeugende Antwort warten, um diesen zu öffnen. Eine Antwort, basierend auf den Worten eines weiteren Liedtextes, die uns die Last unserer Sünden abnimmt, die ungesühnt auf dem Wege liegen.

Dies ist eine schwierige Aufgabe, die vor allem an jene appelliert, die glauben und einen Glauben haben. Jeden Tag erleben die Eltern und Erzieher, die sich in der Situation befinden, vermitteln zu müssen, aber auch den Sinn von dem was wir heute erleben, mit den neuen Generationen teilen zu müssen. Es ist, als ob eine Anordnung der Welt und der Sprache für ein gemeinsames Engagement beim Aufbau der Zukunft verloren gegangen wäre. Wie bereits der Papst vor zwei Jahren während seiner Rede in der Westminster Hall in London an die Unangemessenheit pragmatischer Lösungen für komplexe, soziale und ethische Probleme erinnerte, die nur im kurzen Zeitraum anwendbar sind und durch die globale Finanzkrise deutlich gemacht wurde. Die Völker Europas sollten es vermeiden, sich in ihren Partikularismus einzuschließen, der auch in der jüngeren Geschichte nur zu Spaltungen und Konflikte geführt hat.

Um etwas zu übertragen, wurden wir zu einem neuen Werk der Inkulturation des Denkens und des Glaubens berufen, weil die bedeutenden Worte und die Ansichten vom Fleisch und Blut der Männer und Frauen von heute, von allen, erzählen. Es bedarf dem Gebrauch von Intelligenz und Herz, wie Benedikt XVI. nicht müde wird zu betonen, in der Art eine gemeinsame Erzählung aufzugreifen und für diejenigen, die jene Gabe besitzen, diese unserem Herrn zu öffnen. Ohne Angst, weil das, was jede Generation berufen ist zu tun, das ist, was man jeden Tag in der Familie findet, auch unter den Fehlern. In diesem Werk der Inkulturation sind Menschen mit einem Verstand nötig, der in Erinnerung bleibt. Warum wiederholt Benedikt XVI. auf prophetische Art eine abstrakte Rechenschaft, welche anti-historisch ist, im Sinne, dass man glaubt, durch die Befreiung von allen Traditionen und kulturellen Werten, alles dominieren zu können, diese Rechenschaft macht das Leben unerträglich, entreißt den Boden auf dem der Mensch steht, entzieht dem Feuer jede Glut des menschlichen Zusammenlebens.

Auf dieser Ebene spielt sich eine entscheidende Konfrontation zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen ab, die heute miteinander leben und die gleiche Orte teilen. Gemeinsam sind wir aufgerufen unseren Gesellschaften eine gemeinsame Zukunft zu bauen und zwischen ihnen muss eine Vermittlung der Bedeutung und des Sinnes des Lebens möglich sein. Aber ein "Grund", der es verlangt, sich von allen Kulturen zu befreien, der anonyme Lebensstile fordert und nur seinen eigenen Vorteil zur Bereicherung weniger markiert, wie kann da ein interkulturellen Dialog entstehen, ein Treffen zwischen Menschen mit gleicher Würde, die darauf abzielen eine grundlegende Einheit zu finden, die den Weg in die Zukunft öffnet, und die brüderlich ist?

Diese Arbeit der Inkulturation, der Vermittlung von Werten, für den Dialog zwischen den Kulturen und Religionen ruft die Herzen der Menschen ins Spiel, das heißt deren Fähigkeit, die Dimension menschlicher Beziehung und Gemeinschaft zu leben. Es gibt eine unvermeidbare Spannung mit den anderen, welche jede Kultur durch Aufnahme und Offenheit hat verarbeiten können, immer dann, wenn der andere als Hoffnungsträger angesehen wurde. Es ist in der Tat das freie Herz, das uns helfen kann, den anderen als Bruder zu erkennen, dass uns erlaubt die Schwächen, die wir leben, zu beheben, um die Ungerechtigkeiten und Einsamkeiten zu heilen, die einen großen Teil unserer Welt belasten, ausgehend von unseren Städten. Und am Ende eines harten Tages die Gründe zu glauben zu hören.


Pietro Cocco, Radio Vatikan







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