2012-11-04 08:56:14

Warum Afrika die Welt retten könnte: Gespräch mit Kardinal Sarah


RealAudioMP3 Afrika? Schlechte Nachrichten. Vom zweitgrößten Kontinent unseres Planeten kommen fast nur Berichte, in denen es um Bürgerkriege, Hunger oder Elend geht. Alle Staaten Afrikas mit Ausnahme Südafrikas gelten als Entwicklungsländer. Wie kommt der Kontinent heraus aus der Misere? Das fragten wir Robert Sarah aus Guinea. Er ist einer von zwei afrikanischen Kurienkardinälen und leitet (als Nachfolger des Deutschen Paul-Josef Cordes) das Päpstliche Hilfswerk „Cor Unum“.

„Ich glaube, dass Afrika aus seinen Schwierigkeiten nur dann herauskommt, wenn es sich auf Christus besinnt. Er hat das Böse besiegt – genau das Böse, das Afrika gerade zerstört: Krieg, Krankheiten und eine Macht, die das Elend des Volkes nicht zur Kenntnis nimmt. Nur das Evangelium kann uns retten: wenn wir lernen, mit dem Auge Gottes auf unsere leidenden Brüder zu blicken, ihr Leid zu teilen – aber auch das Gute zu teilen, das der Herr uns gegeben hat! Denn Afrika ist reich; es wird nur ausgebeutet auf eine Art und Weise, für die man sich schämen muss, und zwar zuallererst von den Afrikanern selbst! Aber auch von Ausländern.“

Dass ein Kardinal das Evangelium als Rezept empfiehlt, ist nichts Ungewöhnliches. Aber dem Afrikaner Sarah ist es sehr ernst damit. Evangelisierung oder nicht, das bedeute für Afrika buchstäblich: Leben oder Tod.

„Denn das große Leid so vieler Völker in Afrika ist die Unsicherheit, der Tod. Man wird in vielen Teilen Afrikas erschossen wegen gar nichts! Das Evangelium hingegen ändert die Herzen, und auf dieser Basis kann man zusammen etwas für den Frieden tun. Der Herr hat von Anfang an gesagt: Bekehrt euch! Umkehr heißt Versöhnung mit Gott und mit den anderen, um in Frieden leben zu können, mit Gott und unseren Mitmenschen.“

Aus Sarahs Sicht tut die Kirche viel mehr für Afrika als alle Hilfswerke und ausländische Regierungen zusammen. Die Kirche leiste dreierlei:

„Den Afrikanern werden Gesundheitsstrukturen gegeben und eine Schulausbildung. Und es wird sich um ihre Seelen gekümmert. Das ist die Mission der Kirche. Ein Mensch steht nicht nur dann aufrecht, wenn es seinem Leib gut geht: Auch spirituell muss man auf den Füßen stehen.“

Wenn man den Kurienkardinal aus Guinea so reden hört, hat man fast den Eindruck, der nächste James-Bond-Film - Mission „Die Welt retten“ – müßte eigentlich in Afrika gedreht werden. Denn die Welt retten, das könnte Afrika, glaubt Sarah:

„Gott bedient sich immer des Kleinsten, des vermeintlichen Nichts – und Afrika ist heute ein Nichts. Es zählt wirtschaftlich gleich null, politisch genauso. Gott bedient sich dessen, das nichts ist, um zu retten. Auch als er seinen Bund geschlossen hat, ist er – von Ägypten ausgehend – so vorgegangen: Er hat Afrika sozusagen gebeten, sein Kreuz mitzutragen. Afrika hat den kleinen Jesus gerettet, als dieser von Herodes mit dem Tod bedroht wurde, Gott will sich Afrikas gerade, weil es unbedeutend ist, bedienen, um die Welt zu retten. Mit dem Nichts kann Gott vieles machen! Und darum sollten auch wir Afrikaner nicht sagen: Wer bin ich schon, ich bin doch ein Nichts... Jeder von uns kann etwas tun, um die Welt zu retten.“

Eine eigenwillige Theologie, die das Negative geradezu zur Chance ummünzt. Es stimme zwar: Die Afrikaner seien „ein Nichts“.

„Aber der Herr will sich unser bedienen, um etwas für das Heil nicht nur Afrikas, sondern der ganzen Welt zu tun. Vielleicht könnte jemand sagen: Was für eine Selbstüberschätzung! Wer seid ihr denn, um die Welt zu retten? Aber der Herr rettet durch Armut – durch das, was nichts ist. Ich ermuntere alle, die sich als ein Nichts fühlen, dass sie sagen: Herr, benutze mich, um etwas Schönes zu machen!“

(rv 03.11.2012 sk)








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