Bundeskanzlerin Merkel: „Nicht relativieren, wo Glaubensfragen im Zentrum der Debatte
stehen“
Die deutsche Bundeskanzlerin
Angela Merkel wirbt für einen selbstbewussten Dialog über Glaubensfragen in Deutschland.
Die Kirchen dürften nicht „hochmütig“ werden, sondern müssten auf die Menschen zugehen
und „immer wieder über Grundfragen des Glaubens sprechen“, erklärte Merkel in ihrem
wöchentlichen Video-Podcast am Samstag in Berlin. Merkel äußerte sich anlässlich der
11. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die am Donnerstag eröffnet
wurde. Der Dialog zwischen den Religionen, auch wenn sie monotheistisch veranlagt
seien und den Anspruch auf Alleinvertretung erhöben, sei ihrer Meinung nach wichtig
und richtig:
„Ich kann mich zu meinem Glauben bekennen, kann aber auch akzeptieren,
dass ein anderer Mensch einen anderen Glauben hat. Wir sollten den Diskurs führen
und nicht relativieren, wo Glaubensfragen im Zentrum der Debatte stehen und wir sollten
uns als Christen vor allen Dingen auch nicht scheuen, für unseren Glauben einzutreten.“
Ausdrücklich
begrüßte Merkel nicht nur den christlichen, sondern auch den islamischen Religionsunterricht
an Schulen. Jeder, der einen Glauben habe, müsse die Chance bekommen, Glaubensunterricht
auch in der Schule zu erhalten. Merkel würdigte in ihrer Video-Botschaft die Rolle
der Kirchen für die Gesellschaft und bekräftigte zugleich die Trennung von Staat und
Kirche: Der Staat sei von „positiver Neutralität“ geprägt, was eine Förderung des
religiösen Lebens bedeute. Das Verhältnis zwischen den Religionen hingegen müsse „von
Toleranz und Respekt getragen sein. Es muss die Kraft bestehen, auch unterschiedliche
Auffassungen zu benennen. Wir brauchen Differenzen nicht einfach zuzudecken, aber
man sollte sich mit anderen Religionen auskennen. Man sollte mehr kennen als nur die
eigene Religion. Auf der anderen Seite muss man auch sagen können: ,Ich glaube an
den christlichen Gott´, und damit kann ich auch den anderen gegenüber treten.“
Am
kommenden Montag wird Merkel bei der Synode im Ostsee-Seebad Timmendorfer Strand zu
Gast sein. Die Synode dauert noch bis 7. November.