Im Vatikan wird viel
Fußball gespielt. Es gibt sogar eine eigene Liga und eine Nationalmannschaft, die
aber nicht vom internationalen Fifa-Fußballverband anerkannt ist. Immer hat Papst
Benedikt XVI. bei Audienzen auf die Bedeutung von Sport hingewiesen. Gerade der Mannschaftssport
könne für Christen ein Ansporn sein, Nächstenliebe auch konkret umzusetzen. Glaube
und Goals: was haben sie gemeinsam? Darüber hat unser Redakteur Mario Galgano mit
dem Präsidenten des Deutschen Fußballverbandes gesprochen. Wolfgang Niersbach war
anlässlich eines Freundschaftsspiels zwischen einer DFB-Delegation gegen eine Vatikan-Mannschaft
in Rom.
„Fußball ist unglaublich populär. Fußball ist eine Weltsprache und
wird überall geliebt und verstanden.“
Fußball vermittelt aber auch Werte,
die durchaus auch im religiösen Leben eines Menschen wichtig sind. Welche sind Ihrer
Meinung nach die wichtigsten Werte im Fußball?
„Über Training und Spiel
sowie die Ergebnisse hinaus geht es um das soziale Verhalten in der Gemeinschaft,
indem man auch die Schwächern mitzieht und Ungerechtigkeit akzeptiert, denn falsche
Schiedsrichterentscheide wird es immer geben. Fairplay ist ein wichtiges Stichwort.
Den Wettstreit durchzuführen ist wichtig, aber darf nie in Hass degenerieren. Rivalität
und Wettbewerb gehen in Ordnung, das gilt aber nicht für Hass jeglicher Art.“
Was
unternimmt man konkret in Deutschland, um diese Werte zu vermitteln?
„Nehmen
Sie beispielsweise das Thema Integration. Auch in Deutschland leben so viele Nationalitäten.
Doch Fußball ist ein Spiel, bei dem die Religionszugehörigkeit, Hautfarbe oder sonstiges
keine Rolle spielt: Man geht auf den Rasen und ist mit anderen in dem Spiel als Mannschaft
vereint. Das ist der Vorteil auch der Mannschaftssportarten im Gegensatz zu anderen
wunderbaren Sportarten wie Tennis oder Badminton. All das lernt und lebt man in einer
Mannschaft.“
Nun hat eine DFB-Delegation gegen eine Vatikan-Mannschaft
gespielt. Was hat dies für Sie für eine Bedeutung?
„Ach, das war mehr ein
Spaß. Es ist eine tolle Erfahrung für uns, weil wir mit unseren Angestellten hier
nach Rom gereist sind und den Petersdom sowie den Vatikan besichtigt haben. Das mit
einem Spiel zu verbinden, ist das Schönste, was man sich vorstellen kann. Das Schlussergebnis
ist nicht so wichtig. Wir haben zwar gewonnen, aber das ist Nebensache. Die Freude
und den Spaß zu haben sind hingegen wichtiger. Danach noch zusammenzusitzen und gemeinsam
zu essen, das ist wunderbar.“
Wie sehen Sie den Fußball in der Zukunft?
Ist der Kommerz Ihrer Meinung nach nicht ein zu großes Problem für den Sport?
„Der
Fußball braucht alle Facetten. Er braucht den Kommerz, weil oben das Geld verdient
wird, das wir als DFB an die Basis wieder zurückgeben können. Wir können nur dann
eine gute Nachwuchsförderung betreiben, wenn wir das Geld zur Verfügung haben. Dieses
Geld kommt bei uns in die Kasse durch die Spiele der Nationalmannschaft - also durch
die Spiele der Besten.“
Wie kann man aber Problemen wie Wettskandalen oder
Doping – kurz gesagt „Spielmanipulationen“ – vorbeugen? Das belastet doch den Sport
als solchen.
„Uns ist es bewusst, dass der Sport – und der Fußball ist keine
Insel in dieser Welt und Gesellschaft – gefährdet ist. Wo viel Licht ist, da gibt
es auch viel Schatten. Wir müssen also auf der Hut sein. Es gibt Gefahren von Wettmanipulationen.
Doch wenn der Fußball seine Glaubwürdigkeit verliert, dann ist das sehr gefährlich.
Es gibt dazu Präventivmaßnahmen, die wir ergreifen, und wir klären sehr viel auf.
Wir weisen sehr genau darauf hin, welche Gefahren mit Wettbetrügereien oder Doping
verbunden sind. Doch wenn etwas passiert, dann greifen wir durch. Das ist wie beim
Straßenverkehr, da gibt es Regeln - und wer sich nicht daran hält, muss mit Sanktionen
und Strafen rechnen.“
Welche Rolle spielt denn der Glaube für die Fußballer
in Deutschland? Ist das auch bei Ihren Mitarbeitern im DFB ein Thema?
„Ich
würde von einer positiven Einstellung zu den christlichen Werten sprechen. Der eine
Spieler ist gläubiger als der andere, aber dass man ethische, christliche, moralische
Werte auch in den Sport einbringt, ist etwas, was wir in unserer Führung vorzuleben
versuchen. Es geht um das menschliche Miteinander. Das kann im Sport wunderbar funktionieren.
Das ist vielleicht sogar mit mehr Freude und Emotionen machbar als beispielsweise
im Beruf, wo man Stress hat.“
Papst Benedikt XVI. stammt aus Deutschland.
Gibt es denn vom Deutschen Fußballverband besondere Ideen oder Pläne, mit dem Papst
etwas Besonderes zu unternehmen? Gibt es überhaupt Kontakte zwischen dem deutschen
Fußball und Benedikt?
„Ja, die gibt es in der Tat. Es gab beispielsweise
Kontakte im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 2006 bei uns. Wir hatten den Papst
auf dem Petersplatz getroffen; Franz Beckenbauer war dabei. Ich erzähle das immer
so halb im Scherz, dass bei dieser Gelegenheit der eine große Bayer – nämlich Franz
Beckenbauer – den anderen noch größeren Bayern gefragt hat, ob er nicht für schönes
Wetter während der Meisterschaft sorgen könne. Wir hatten dann wirklich vier Wochen
lang einen Sonnenschein, als läge Deutschland an der Copacabana oder am Mittelmeer.
Das Bild auf dem Petersplatz mit unserer Überreichung des DFB-Wimpels ging durch alle
deutschen Medien. Wir haben immer wieder betont, dass uns der Segen des Papstes für
diese WM sehr wichtig war. Wir stehen weiterhin mit seinem Büro in Verbindung und
hoffen, dass es bei nächster Gelegenheit wieder zu einer direkten Begegnung kommen
kann.“
Zurück zum gespielten Match auf dem vatikanischen Fußballfeld: Wie
wie wir gehört haben, gewann die DFB-Delegation souverän 8:3 gegen die Vatikan-Mannschaft,
die aus Mitarbeitern der vatikanischen Telefonzentrale bestand.