2012-11-02 14:22:20

Glaube und Goal: Gespräch mit dem DFB-Präsidenten


RealAudioMP3 Im Vatikan wird viel Fußball gespielt. Es gibt sogar eine eigene Liga und eine Nationalmannschaft, die aber nicht vom internationalen Fifa-Fußballverband anerkannt ist. Immer hat Papst Benedikt XVI. bei Audienzen auf die Bedeutung von Sport hingewiesen. Gerade der Mannschaftssport könne für Christen ein Ansporn sein, Nächstenliebe auch konkret umzusetzen. Glaube und Goals: was haben sie gemeinsam? Darüber hat unser Redakteur Mario Galgano mit dem Präsidenten des Deutschen Fußballverbandes gesprochen. Wolfgang Niersbach war anlässlich eines Freundschaftsspiels zwischen einer DFB-Delegation gegen eine Vatikan-Mannschaft in Rom.

„Fußball ist unglaublich populär. Fußball ist eine Weltsprache und wird überall geliebt und verstanden.“

Fußball vermittelt aber auch Werte, die durchaus auch im religiösen Leben eines Menschen wichtig sind. Welche sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Werte im Fußball?

„Über Training und Spiel sowie die Ergebnisse hinaus geht es um das soziale Verhalten in der Gemeinschaft, indem man auch die Schwächern mitzieht und Ungerechtigkeit akzeptiert, denn falsche Schiedsrichterentscheide wird es immer geben. Fairplay ist ein wichtiges Stichwort. Den Wettstreit durchzuführen ist wichtig, aber darf nie in Hass degenerieren. Rivalität und Wettbewerb gehen in Ordnung, das gilt aber nicht für Hass jeglicher Art.“

Was unternimmt man konkret in Deutschland, um diese Werte zu vermitteln?

„Nehmen Sie beispielsweise das Thema Integration. Auch in Deutschland leben so viele Nationalitäten. Doch Fußball ist ein Spiel, bei dem die Religionszugehörigkeit, Hautfarbe oder sonstiges keine Rolle spielt: Man geht auf den Rasen und ist mit anderen in dem Spiel als Mannschaft vereint. Das ist der Vorteil auch der Mannschaftssportarten im Gegensatz zu anderen wunderbaren Sportarten wie Tennis oder Badminton. All das lernt und lebt man in einer Mannschaft.“

Nun hat eine DFB-Delegation gegen eine Vatikan-Mannschaft gespielt. Was hat dies für Sie für eine Bedeutung?

„Ach, das war mehr ein Spaß. Es ist eine tolle Erfahrung für uns, weil wir mit unseren Angestellten hier nach Rom gereist sind und den Petersdom sowie den Vatikan besichtigt haben. Das mit einem Spiel zu verbinden, ist das Schönste, was man sich vorstellen kann. Das Schlussergebnis ist nicht so wichtig. Wir haben zwar gewonnen, aber das ist Nebensache. Die Freude und den Spaß zu haben sind hingegen wichtiger. Danach noch zusammenzusitzen und gemeinsam zu essen, das ist wunderbar.“

Wie sehen Sie den Fußball in der Zukunft? Ist der Kommerz Ihrer Meinung nach nicht ein zu großes Problem für den Sport?

„Der Fußball braucht alle Facetten. Er braucht den Kommerz, weil oben das Geld verdient wird, das wir als DFB an die Basis wieder zurückgeben können. Wir können nur dann eine gute Nachwuchsförderung betreiben, wenn wir das Geld zur Verfügung haben. Dieses Geld kommt bei uns in die Kasse durch die Spiele der Nationalmannschaft - also durch die Spiele der Besten.“

Wie kann man aber Problemen wie Wettskandalen oder Doping – kurz gesagt „Spielmanipulationen“ – vorbeugen? Das belastet doch den Sport als solchen.

„Uns ist es bewusst, dass der Sport – und der Fußball ist keine Insel in dieser Welt und Gesellschaft – gefährdet ist. Wo viel Licht ist, da gibt es auch viel Schatten. Wir müssen also auf der Hut sein. Es gibt Gefahren von Wettmanipulationen. Doch wenn der Fußball seine Glaubwürdigkeit verliert, dann ist das sehr gefährlich. Es gibt dazu Präventivmaßnahmen, die wir ergreifen, und wir klären sehr viel auf. Wir weisen sehr genau darauf hin, welche Gefahren mit Wettbetrügereien oder Doping verbunden sind. Doch wenn etwas passiert, dann greifen wir durch. Das ist wie beim Straßenverkehr, da gibt es Regeln - und wer sich nicht daran hält, muss mit Sanktionen und Strafen rechnen.“

Welche Rolle spielt denn der Glaube für die Fußballer in Deutschland? Ist das auch bei Ihren Mitarbeitern im DFB ein Thema?

„Ich würde von einer positiven Einstellung zu den christlichen Werten sprechen. Der eine Spieler ist gläubiger als der andere, aber dass man ethische, christliche, moralische Werte auch in den Sport einbringt, ist etwas, was wir in unserer Führung vorzuleben versuchen. Es geht um das menschliche Miteinander. Das kann im Sport wunderbar funktionieren. Das ist vielleicht sogar mit mehr Freude und Emotionen machbar als beispielsweise im Beruf, wo man Stress hat.“

Papst Benedikt XVI. stammt aus Deutschland. Gibt es denn vom Deutschen Fußballverband besondere Ideen oder Pläne, mit dem Papst etwas Besonderes zu unternehmen? Gibt es überhaupt Kontakte zwischen dem deutschen Fußball und Benedikt?

„Ja, die gibt es in der Tat. Es gab beispielsweise Kontakte im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 2006 bei uns. Wir hatten den Papst auf dem Petersplatz getroffen; Franz Beckenbauer war dabei. Ich erzähle das immer so halb im Scherz, dass bei dieser Gelegenheit der eine große Bayer – nämlich Franz Beckenbauer – den anderen noch größeren Bayern gefragt hat, ob er nicht für schönes Wetter während der Meisterschaft sorgen könne. Wir hatten dann wirklich vier Wochen lang einen Sonnenschein, als läge Deutschland an der Copacabana oder am Mittelmeer. Das Bild auf dem Petersplatz mit unserer Überreichung des DFB-Wimpels ging durch alle deutschen Medien. Wir haben immer wieder betont, dass uns der Segen des Papstes für diese WM sehr wichtig war. Wir stehen weiterhin mit seinem Büro in Verbindung und hoffen, dass es bei nächster Gelegenheit wieder zu einer direkten Begegnung kommen kann.“

Zurück zum gespielten Match auf dem vatikanischen Fußballfeld: Wie wie wir gehört haben, gewann die DFB-Delegation souverän 8:3 gegen die Vatikan-Mannschaft, die aus Mitarbeitern der vatikanischen Telefonzentrale bestand.

(rv 02.11.2012 mg)







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