Die Berufung zur Heiligkeit
geht alle etwas an. Daran hat der Papst am Hochfest Allerheiligen, dem Gedenktag für
alle Heiligen, Märtyrer und Verstorbenen, erinnert. Beim Angelus-Gebet auf dem verregneten
Petersplatz ging Benedikt XVI. an diesem Donnerstag auf die Kontinuität zwischen Erde
und Himmel, Geschichte und Ewigkeit, Menschen und Heiligen ein.
„Die Erde
bedeutet den Gang der Geschichte, der Himmel die Ewigkeit und die Fülle eines Lebens
in Gott. So lässt uns das Hochfest Allerheiligen an die Kirche in ihrer doppelten
Dimension denken: die Kirche im Gang der Zeit und die Kirche im Fest ohne Ende, dem
himmlischen Jerusalem. Diese beiden Dimensionen sind durch die reale Einheit der Heiligen
verbunden: eine Wirklichkeit, die hier unten auf der Erde beginnt und ihre Erfüllung
im Himmel findet.“
Das Mysterium dieses „doppelten Horizontes“ sei in der
„einen, heiligen und katholischen“ Kirche gefasst, so der Papst weiter; Jesus Christus
sei das Bindeglied der beiden Sphären:
„Er ist es, der in die Menschheit
diese neue Dynamik gebracht hat, eine Bewegung, die zu Gott und zugleich zur Einheit
führt, zum Frieden im tiefen Sinne. (…) Christen und Teil der Kirche zu sein, heißt,
sich dieser Einheit gegenüber zu öffnen, wie ein Samen, der in der Erde eingeschlossen
stirbt und in die Höhe keimt, hin zum Himmel.“
Der Sieg der Liebe über
den Egoismus und den Tod – dafür stünden die Heiligen in der katholischen Kirche,
erinnerte der Papst weiter. Auch die Heiligen, die „nur Gott kennt“, werden an dem
Hochfest bedacht.
„In jedem von ihnen hat sich Christus in ganz persönlicher
Weise verwirklicht, dank seines Geistes, der durch das Wort und die Sakramente wirkt.
In der Kirche vereint mit Christus zu sein löscht in der Tat nicht die Persönlichkeit
aus, sondern öffnet sie, verwandelt sie durch die Kraft der Liebe, so dass ihr schon
auf Erden eine Dimension der Ewigkeit verliehen wird.“
Dies öffne auch
für die Gemeinschaft in Gott, fügte der Papst an. Und dieser Weg der Heiligkeit sei
ein Ruf für alle Menschen, fuhr er nach dem Angelus an die deutschsprachigen Pilger
gewandt fort:
„Heiligkeit ist nicht etwas Abgestandenes oder etwas Unerreichbares.
Die Berufung zur Heiligkeit geht uns alle an. Gott ruft einen jeden von uns, in Gemeinschaft
mit ihm zu leben. Er liebt uns als seine Kinder. Auch unsere Zeit braucht Heilige,
und die Heiligen zeigen uns auf vielfältige Weise, wie wir heute das Evangelium leben
und wie sie leuchtende Zeichen der Liebe Gottes sein können. Bitten wir dazu die Heiligen
um ihre Fürsprache und Hilfe. Gesegneten Feiertag!” (rv 01.11.2012 pr)