2012-11-01 12:00:15

D: Ehrung der Heiligen und Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen


RealAudioMP3 Vertreter der katholischen Kirche gedenken an diesem Donnerstag in Rüdesheim-Eibingen der rheinischen Prophetin Hildegard von Bingen, die der Papst am 7. Oktober zur Kirchenlehrerin erhoben hat. Bei einem Gottesdienst in der Abtei St. Hildegard betonte Erzbischof Robert Zollitsch, die Kirchenlehrerin habe nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern durch ihre Taten überzeugt: „Dort, wo jemand überzeugend den Glauben lebt oder auch in früheren Zeiten dafür eingestanden ist, da lassen wir uns ansprechen, weil diese Zeugen mit ihrem Feuer anstecken und mit ihrem Leben anschaulich machen, wie bereichernd und frohmachend die Botschaft des Evangeliums ist. Unsere neue Kirchenlehrerin ist ein herausragendes Geschenk für uns und gibt uns auch heute noch wegweisende Impulse“, sagte der Erzbischof wörtlich. Nach dem Gottesdienst wurde der Schrein mit den Gebeinen der heiligen Hildegard in einer Prozession zur Pfarr- und Wallfahrtskirche von Eibingen getragen. Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann sieht mit der Ehrung von Hildegard von Bingen als Kirchenlehrerin ein neues Kapitel aufgeschlagen - nicht nur in der Geschichte der katholischen Kirche:

„Es ist ja interessant, dass gerade ein Fach wie zum Beispiel die Philosophie, die vor Jahrzehnten überhaupt keine Notiz nahm von einer heiligen Hildegard von Bingen, ihr jetzt in großen zusammenfassenden Lehrbüchern ein eigenes, kleines Kapitel widmet, das wäre nicht denkbar gewesen vor 20, 30 Jahren! Das bedeutet auch, dass sich der Begriff der Heiligen mit ihr und mit solchen Frauen wandelt. Da darf man nicht nur, wie soll ich sagen, auf eine fromme Weltschwester schauen, sondern auch darauf, dass Frauen damals – die natürlich zum Teil aus adligen Familien kamen – einen Zugang zur Bildung ihrer Zeit hatten, von dem wir eigentlich erst seit relativ kurzer Zeit etwas wissen. Und dass damit auch eine neue Gestalt einer Synthese von Heiligkeit, Spiritualität, Theologie und Weltoffenheit möglich ist. Und das eben aufgrund einer unglaublich tiefen und so reich begabten Weiblichkeit, Fraulichkeit.“
Der Papst habe mit der Heiligsprechung und Erhebung der Hildegard zur Kirchenlehrerin zu diesem Zeitpunkt eine „mutige“ Entscheidung getroffen, findet Lehmann. Denn während in den vergangenen Jahrzehnten vor allem esoterische Aspekte zur Hildegard in den Vordergrund traten, habe in der letzten Zeit das ernsthafte wissenschaftliche Interesse an der Prophetin zahlreiche Früchte getragen. So haben die Benediktinerinnen des Klosters in Eibingen zum Beispiel 2010 alle Schriften Hildegards in textkritischer Ausgabe vorgelegt. In diesem Kontext konnte der Papst Hildegard von Bingen sozusagen wieder in die Deutungshoheit der Kirche zurückholen. Lehmann:
„Da hat, glaube ich, der Papst eine weise Entscheidung getroffen mit dem Dekret vom 10. Mai diesen Jahres, in dem er gesagt hat: Die heilige Hildegard ist faktisch heilig, ohne Prozess, ohne alles, und das gilt für die ganze Weltkirche. Dadurch war das Tor offen, um dann drei Wochen später, am 27. Mai, zu sagen: Jetzt wird sie auch Kirchenlehrerin am 7. Oktober. Das war ein kluger Schachzug!“
In der kommenden Woche startet im Abendprogramm von Radio Vatikan eine Sendereihe über Hildegard von Bingen, in der wir die große Theologin vorstellen. Jeden Dienstagabend bei Radio Vatikan – schalten Sie ein!


(rv 31.10.2012 pr)









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