2012-10-31 19:37:48

Vesper in Sixtina: „Einzigartige Ausdrucksstärke“


RealAudioMP3 Mit einem Vespergottesdienst in der Sixtinischen Kapelle hat Papst Benedikt XVI. am Mittwochabend der Einweihung von Michelangelos Fresken im Jahr 1512 gedacht. Die berühmte „Erschaffung Adams“ ist nämlich 500 Jahre alt geworden. Papst Julius II. stand damals ebenfalls einem Abendgebet am Vorabend von Allerheiligen vor. „Die Erschaffung Adams“ und die acht weiteren Deckenfresken zählen zu den Hauptattraktionen der Vatikanischen Museen und ziehen jährlich mehr als fünf Millionen Besucher an. In seiner Predigt sagte der Papst:

„Michelangelo hat mit einer einzigartigen Ausdrucksstärke den Schöpfergott, sein Handeln und seine Macht gemalt. Der Künstler wollte zeigen, dass die Welt kein Produkt der Finsternis, des Zufalls oder der Absurdität ist, sondern ein freier und höchster Akt der Liebe und Intelligenz. Durch das geniale Gewölbe wird der Blick angehalten, die Botschaft der alttestamentarischen Propheten bis zu ihrem Anfang in Gottes Schöpfung der Welt zurückzuverfolgen.“

Die Berührung der Finger von Gott und Adam, die das Fresko „Die Erschaffung Adams“ zeigt, lasse den Betrachter den Kontakt zwischen Himmel und Erde spüren, so der Papst weiter. Zugleich rief der Papst dazu auf, die Sixtinische Kapelle nicht nur als Kunstwerk, sondern auch als liturgischen Raum zu sehen.

Es ist, als ob während der Liturgie diese ganze Sinfonie der Figuren lebendig wird, sicherlich in einem spirituellen Sinn, aber untrennbar auch ästhetisch. Im Gebet betrachtet wirkt die Kapelle noch schöner und noch echter.“

Michelangelos Fresken sind durch täglich bis zu 20.000 Besucher großen Belastungen ausgesetzt. Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit und Feinstaub bedrohen ihren Erhalt. Nach Einschätzung des Direktors der Vatikanischen Museen, Antonio Paolucci, ist jedoch „kurz- und mittelfristig keine Beschränkung der Besucherzahlen notwendig“. Die Museen arbeiteten gegenwärtig an einer Stabilisierung des Binnenklimas und einer Reduzierung der Feinstaubbelastung.

Schöpfung der Welt
Michelangelo arbeitete von 1508 bis 1512 im Auftrag des Papstes an der Ausmalung des 1.100 Quadratmeter großen Deckengewölbes. Die Fresken zeigen die Schöpfung der Welt, die Erschaffung des Menschen und die Vertreibung aus dem Paradies. Weitere Motive sind Szenen aus dem Leben des Noah. Der Zyklus illustriert die ersten neun Kapitel aus dem Buch Genesis im Alten Testament. Eingerahmt wird er von Darstellungen der Propheten und der antiken Sybillen. Die Gewölbefresken wurden von 1982 bis 1994 restauriert. Die Sixtinische Kapelle ist die traditionelle Wahlstätte der Päpste und zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Jüngste Gericht
22 Jahre nach der Fertiggestellung der Gewölbefresken begann Michelangelo an der Altarwand der Sixtinischen Kapelle mit den Arbeiten am „Jüngsten Gericht“, die er 1541 vollendete. Namensgeber der Sixtinischen Kapelle war Papst Sixtus IV. (1471-1484).

(kna/rv 31.10.2012 mg)







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