Während der Konflikt
in Syrien weiter wütet, geraten mehr und mehr Familien ins Kreuzfeuer. Tausende Syrer
fliehen jeden Tag in Nachbarländer wie Jordanien oder Libanon, um der Gewalt zu entkommen,
oft nur mit ihren Kleidern am Leib. Caroline Brennan ist Verantwortliche für die Öffentlichkeitsarbeit
des Hilfswerkes Catholic Relief Service. Sie hat mit vielen betroffenen Familien gesprochen
und sich von ihnen ihre Leidensgeschichten erzählen lassen. Im Radio Vatikan-Interview
urteilt sie, dass die humanitäre Notlage in Syrien sich stetig verschlimmere und auch
die Flucht der Menschen oft ungeplant vor sich gehe:
„Eine Frau, die ich
getroffen habe, hat mir den Moment beschrieben, an dem sie fliehen musste. Sie war
mit ihrer Mutter in der Bäckerei, und sie wurden aus dem Hinterhalt beschossen – ihre
Mutter starb vor ihren Augen. Sie musste ihren Sohn schnell nach Hause tragen und
ihre Mutter dort zurücklassen. Zuhause wartete ihr Mann auf sie, und sie beschlossen,
sofort zu flüchten. Und das ist die Situation: So viele Menschen mussten in einem
einzigen Augenblick die Entscheidung zur Flucht treffen, wenn Bewaffnete in ihre Häuser
eindrangen und ihre Männer ihnen nur noch sagen konnten: Lauf! Und deshalb haben so
viele Menschen keine Ausweispapiere oder Geld mit sich.“
Durch die kurzfristigen
Entscheidungen zur Flucht komme es häufig auch zu Familientrennungen, die, so Brennan,
psychologisch am belastendsten für die Flüchtlinge seien. Vor allem Kinder seien durch
die Vorkommnisse traumatisiert:
„Ein Mann erzählte mir, dass er mit seinem
Sohn geflohen ist, als um sie herum geschossen wurde – sie konnten nicht mehr auf
die Mutter warten. Und während sie flohen, wurden die Menschen um sie herum auf der
Straße erschossen; vor den Augen des 7-jährigen Sohnes starb eine Frau. Sie haben
in einem Auffanglager um psychologische Betreuung gebeten, und der Sohn hat im Gespräch
mit dem Psychologen mit einem Buntstift die Szene einer Frau gemalt, die auf der Straße
lag, mit einem Mann über ihr, der ein Maschinengewehr hält. Es war ein sehr einfaches
Bild, aber es war der Tod auf einem Stück Papier.“