2012-10-31 10:54:04

Brasilien: „Die Menschen werden diesem Moloch geopfert“


RealAudioMP3 Wirtschaft und Entwicklung brauchen ein Umdenken „weg vom Profit und hin zum Menschen und seiner Würde“: Diesen Gesinnungswandel hat Erwin Kräutler, der aus Vorarlberg stammende Bischof von Altaminra-Xingu in Brasilien, am Dienstag im Interview mit „Kathpress“ gefordert. Anlass war der „Große Leopold Kunschak-Preis 2012“, mit dem Kräutler für seinen Einsatz für die indigene Bevölkerung sowie die rechtlosen Landarbeiter und Kleinbauern in Brasilien ausgezeichnet wurde.

„Wirtschaft ist nicht das Zentrum, sondern das Zentrum ist der Mensch. Eine Wirtschaft, die vertretbar ist, muss dem Menschen, dem Volk, den Familien dienen. Doch meines Erachtens ist es im Moment genau andersherum, der Mensch dient der Wirtschaft und wird ihr geopfert. Ganz konkret bei dem Staudamm-Projekt Belo Monte: Belo Monte ist das historische Subjekt, und die Menschen werden diesem Moloch geopfert. Kein Mensch denkt daran, dass dort Familien zugrunde gehen! Man sagt immer noch, das ist der Preis, der zu zahlen ist für diesen Fortschritt.“

Weltweite Aufmerksamkeit erfuhr der Bischof in den vergangenen Jahren durch den Einsatz gegen die Errichtung des weltweit drittgrößten Staudamms „Belo Monte“ in seiner Diözese im Amazonas. Achtzig Prozent des Xingu-Flusses werden dafür abgeleitet und ein Gebiet von mehr als 500 Quadratkilometern Regenwald überflutet. Das zerstört nach den Worten Kräutlers die Lebensgrundlage der indigenen Bewohner, lässt gewachsene Gemeinschaften zerbrechen und zieht eine Massenabsiedlung nach sich. Kritisiert wird auch, dass der Damm wegen langer Trockenzeiten nur ein Drittel der anfangs propagierten Maximalleistung von 11.233 MW erreichen wird können.

„Der Eingriff in die Natur ist bereits geschehen. Worum es uns jetzt geht, ist, dass die Bedingungen, die von der Regierung, also dem Umweltministerium und der Indiobehörde vorgeschrieben wurden, endlich erfüllt werden. Das ist bis heute nicht geschehen.“

Trotz internationaler Proteste wird der Bau derzeit nach mehreren Unterbrechungen fortgesetzt. Ein kompletter Baustopp scheint bereits unmöglich, da laut Regierungsangaben mittlerweile zwei Milliarden Euro investiert worden seien und 14.000 Menschen auf der riesigen Baustelle arbeiteten.

(kap 31.10.2012 cs)







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