Die Kämpfe in Syrien haben 300.000 Christen in verschiedenen Landesteilen zur Flucht
gezwungen. Diese Zahl nannte die Ordensfrau Mariam-Agnes vom Kreuz aus Qara, die den
Hilfsverband „Mussalaha“ – zu deutsch „Versöhnung“ – leitet. In einem Internet-Interview
betont sie, die Christen in Syrien stünden keineswegs blind auf der Seite von Präsident
Baschar al-Assad. „Wir kennen das Regime und seinen diktatorischen Zug, da überrascht
uns gar nichts“, so die Ordensfrau wörtlich. „Aber dass eine angeblich auf Menschenrechte
und Demokratie ausgerichtete Opposition noch blutiger vorgeht als das Regime, das
schockiert uns.“ Die Zivilbevölkerung werde von beiden kämpfenden Seiten „zu Geiseln
genommen“. Gruppen, die sich selbst zur Opposition zählten, „terrorisieren die Bevölkerung,
zerstören die Infrastruktur, tragen den Krieg in Wohnviertel hinein und plündern das
kulturelle Erbe“. Die Ordensfrau verweist auf westliche Schätzungen, nach denen über
2.000 bewaffnete Gruppen mittlerweile in Syrien operieren. „Die meisten von ihnen
sind mit El Kaida verbunden, mit den Muslimbrüdern oder den Salafisten. Die sind nicht
gekommen, um Demokratie zu verbreiten, sondern das koranische Gesetz.“ Die Kirche
werde häufig bedroht, in der Regel von Aufständischen. Dass es jetzt öfter in christlichen
Vierteln zu Kämpfen und Attentaten komme, liege daran, dass die Aufständischen die
Christen an ihre Seite zwingen wollten.