In hoc signo vinces: Die Schlacht an der Ponte Milvio
Am 28. Oktober vor
genau 1.700 Jahren kam es vor den Toren Roms zur berühmten Schlacht an der Milvischen
Brücke, die einen wichtigen Wendepunkt im Leben der Christen darstellen sollte. Konstantin
der Große, der seine Truppen gegen den Usurpator Maxentius führte, gewann die Schlacht.
Dabei ging es um nichts weniger als die Alleinherrschaft über das Weströmische Reich,
das Konstantin für sich allein beanspruchte. Der Legende nach erschien Konstantin
vor der entscheidenden Schlacht ein Kreuz mit der Schrift „In hoc signo vinces“ –
auf Deutsch: „In diesem Zeichen wirst du siegen“, so dass er das christliche Kreuzzeichen
auf die Schilder seiner Soldaten malen ließ. Der schließlich auch eintretende Sieg
Konstantins markierte einen Einschnitt in der Geschichte der Christen, die von nun
an keine Verfolgung mehr fürchten mussten und spürbare Erleichterungen in ihrem täglichen
Leben erlebten. Legende und Historie lassen sich in der Geschichte Konstantins nur
schwer trennen, so dass in den letzten Jahren die Forschungsanstrengungen vermehrt
wurden.
Anlässlich des Jubiläums der Schlacht von Ponte Milvio hat nun die
Päpstliche Kommission für historische Studien ein Symposium mit dem Titel „Konstantin
der Große an den Wurzeln Europas“ organisiert. Pater Angelo di Berardino ist selbst
Professor und im wissenschaftlichen Beirat der Kommission. Im Radio Vatikan-Interview
erklärt er, warum Konstantin für die Christen so wichtig war:
„Konstantin
hat die Geschicke des Westens, des Nahen Ostens und in der Folge auch die Geschichte
der slawischen Welt beeinflusst. Ausgangspunkt des Ganzen ist seine Bekehrung, die
um die Schlacht von Ponte Milvio herum stattgefunden haben soll. Insbesondere in den
Ostkirchen wird Konstantin auch als Heiliger verehrt. Die Forschung der vergangenen
Jahre hat die Konversion Konstantins unter neuen Gesichtspunkten betrachtet. Vor allem
beginnt Konstantin, und das ist historisch verbürgt, sofort nach der Schlacht von
Ponte Milvio, die Christen durch Gesetze und Dekrete bevorzugt zu behandeln. Aber
er ist gleichzeitig auch noch ein Priester der offiziellen heidnischen Religion. Deshalb
gewährt er in gewisser Weise seine Sympathien und seine Unterstützung den Christen,
bleibt aber gleichzeitig bei der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung, die immer
noch heidnisch ist.“
Es gebe, so Pater di Berardino, weitere wichtige Ereignisse
im Leben des Herrschers, die nur langsame, aber doch deutliche Konsequenzen gehabt
hätten. Dazu zählten beispielsweise sein Sieg über einen weiteren Kontrahenten, Licinius,
der ihm die Herrschaft über das gesamte römische Reich sicherte, oder der Moment,
in dem aus der Stadt Byzanz die nach ihm benannte Metropole Konstantinopel geworden
sei. Außerdem habe Konstantin das erste Ökumenische Konzil, nämlich das Konzil von
Nizäa, einberufen, das den ersten Schritt zu einer Beilegung des arianischen Streits
unter anderem über die Trinitätslehre darstellte. Nicht zuletzt aber sei seine Taufe
bedeutsam, die er offenbar erst kurz vor seinem Tod empfangen hatte:
„Er
ist nämlich nicht getauft worden, als er nach Rom einmarschiert ist, im Jahr 313 oder
jedenfalls in dieser Zeit, wie es auf dem Obelisken von San Giovanni geschrieben steht.
Die Schrift ist an die Legende gebunden, die in späterer Zeit aufgebaut wurde, um
Konstantin vor dem Vorwurf des Arianismus zu schützen. Man versuchte, es so darzustellen,
als wäre Konstantin in dieser Zeit von Papst Silvester getauft worden, um zu verhindern,
dass er mit dem Arianismus in Verbindung gebracht werden könnte. Die Wahrheit ist
aber, dass er auf dem Sterbebett in der Stadt Nicomedia getauft worden war.“
Im
Zuge dieser Legendenbildung sei auch die fabelhafte Schenkung zu sehen, die Konstantin
angeblich der Kirche gemacht habe. Das Dokument, auf das man sich Jahrhunderte lang
bezogen habe, sei aber erst in viel späterer Zeit erstellt worden und habe nichts
mit Konstantin zu tun - auch wenn er den Christen unbestrittene Vorteile verschafft
habe, sei es materieller, sei es immaterieller Art. Die Forschung habe bis zum heutigen
Tag viel Arbeit geleistet, um Konstantin auch als historische Figur bewerten zu können.
Sicher
ist: Die Verfolgungen, denen die Christen lange Zeit ausgesetzt waren, hörten mit
der Regentschaft Konstantins auf. Sein Sieg an der Milvischen Brücke und sein daraus
folgender Machtzuwachs ermöglichten das Mailänder Dekret von 313, die den Bewohnern
des gesamten Römischen Reiches Religionsfreiheit garantierte. Die folgende „Konstantinische
Wende“ führte zum unaufhaltsamen Aufstieg des Christentums als Staatsreligion - und
damit wurde letztlich einer der Grundsteine für die Geburt eines unter dem christlichen
Gedankengut vereinten Europas gelegt.