Zwei Bischöfe und
ein Mönch sind die offiziellen Kandidaten für das Amt des Oberhauptes der koptisch-orthodoxen
Kirche. Die Namen der drei Gewählten wurden an diesem Dienstag in Kairo bekanntgegeben.
Einer von diesen drei Kandidaten wird an diesem Sonntag per Los zum Nachfolger des
Evangelisten Markus und 118. koptischen Papst bestimmt.
Mehr als 2.400 ägyptische
Wahlmänner sowie fünf Vertreter der koptischen Kirche Äthiopiens haben am Montag in
der Markus-Kathedrale von Kairo ihre Stimme abgegeben. Dabei konnten sie aus einer
Liste von fünf Namen wählen. Die letzte Wahl eines koptischen Papstes hatte 1971 stattgefunden;
aus ihr war damals Schenuda III. an die Spitze der größten christlichen Kirche des
Nahen Ostens gewählt worden. Schenuda, ein herausragender Patriarch, ist am 17. März
dieses Jahres mit 88 Jahren gestorben.
Das Konklave von Kairo, über das im
staatlichen ägyptischen Fernsehen ausführlich berichtet wurde, hat sich also jetzt
auf drei Kandidaten festgelegt: Es sind der schon 88 Jahre alte Mönch Rafael aus dem
Regierungsbezirk Alexandrien; der 58-jährige Weihbischof Rafael aus Kairo, der Medizin
studiert hat und lange Zeit die rechte Hand Schenudas war; sowie der 60-jährige Bischof
Tawadros von Buhaira im Nildelta, ein studierter Theologe und Pharmazeut. Auf Bischof
Rafael entfielen offenbar die meisten Stimmen. Nicht in die engere Auswahl schaffte
es der koptische Bischof Bishoy, der mehrfach durch islamkritische Äußerungen für
Unruhe in Ägyptens Öffentlichkeit gesorgt hat.
Ungefähr ein Zehntel der ägyptischen
Bevölkerung sind Kopten. Genaue Angaben gibt es nicht. Etwa eine halbe Million Kopten
leben außerhalb Ägyptens. Am Sonntag wird ein Kind per Los den neuen Patriarchen von
Alexandria bestimmen. Am 18. November soll dieser dann ins Amt eingeführt werden –
in einer Feier, zu der sich auch Ägyptens neuer Präsident Mohammed Mursi schon angesagt
hat.
Die Kopten gehören zu den sogenannten altorientalischen Kirchen. Diese
vollzogen Lehrentscheidungen des Konzils von Chalkedon im Jahre 451 über die Göttlichkeit
oder Menschlichkeit Jesu nicht mit. Kopten benutzen einen eigenen, auf die pharaonische
Zeit zurückgehenden Kalender, der wie der Julianische Kalender am Sonnenjahr orientiert
ist. Neben den orthodoxen Kopten gibt es eine mit Rom verbundene koptisch-katholische
Kirche. Der koptisch-orthodoxe Papst Schenuda III. war 1973 als erstes Kopten-Oberhaupt
seit dem Konzil von Chalkedon mit einem römischen Papst zusammengetroffen.