2012-10-29 11:30:49

Kurienbischof: „Es gibt Finanzwesen und Finanzwesen“


RealAudioMP3 Es braucht ein globales Finanzwesen im Dienste des Gemeinwohls. Daran hat jetzt der Sekretär des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kurienbischof Mario Toso, erneut erinnert. Auch in Zeiten der Krise verteufele die katholische Kirche den Bereich der Wirtschaft und des Bankenwesens nicht, stellte Toso im Gespräch mit unseren italienischen Kollegen klar. Allerdings müssten wirtschaftliche Produktion und Geldgeschäfte immer einen positiven Nachklang in der Gesellschaft haben: Geschäfte ohne Innovation für den Menschen, ohne die Sicherung von Arbeitsplätzen und einen Nutzen für das Gemeinwohl seien egoistisch. Toso:

„Es gibt Finanzwesen und Finanzwesen. Es gibt ein gutes Finanzwesen und es gibt ein autoreferentielles Finanzwesen, das hauptsächlich nur an sich selbst denkt und sich nicht in den Dienst der tatsächlichen Wirtschaft der Unternehmen, der Familien und der lokalen Gemeinschaften stellt. Wir sehen in der Tat, dass es ein Finanzwesen gibt, das in schnellstmöglicher Zeit aus allem Gewinn schlagen will, auch aus Allgemeingütern wie Wasser und dem Schutz der Umwelt. Die kirchliche Soziallehre lädt das Finanzwesen dazu ein, wieder in all seinen Komponenten ein funktionelles Instrument zur besten Produktion von Reichtum und Entwicklung zu sein.“

Statt schnellem Gewinn brauche es nachhaltiges Wirtschaften, so der Appell. Weiter erinnert der Sekretär des Päpstlichen Friedensrates an den Nutzen einer Finanztransaktionssteuer, für die sich der Vatikan starkmacht. Die EU-Kommission hat vor wenigen Tagen grünes Licht für die Einführung einer Finanztransaktionssteuer gegeben; sie soll allerdings nur für eine Gruppe von EU-Ländern gelten, darunter Deutschland. Dazu Toso:

„Der Päpstliche Rat für Gerechtigkeit und Frieden schlägt eine Besteuerung der Transaktionen vor - vor allem bestimmter Transaktionen -, und zwar aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit. Man kann einfach nicht verstehen, warum ein großer Teil der Wirtschaftswelt eine starke Besteuerung erfährt, während bemerkenswerte Teile des Finanzmarktes – vor allem die, die mit ungeregelten, finanziellen Spekulationen zu tun haben – nicht von einer Besteuerung berührt sein sollen und warum eine solche Steuer dann nicht zum Gemeinwohl beitragen könnte.“

Die EU erhofft sich von einer solchen Steuer freilich vorrangig die Möglichkeit, die Bankenbranche an den Kosten des Kampfes gegen die Schuldenkrise zu beteiligen. Das Eindämmen von Börsenturbulenzen ist ein zweites Ziel der Maßnahme. Insgesamt soll die Steuer zu einem stabileren Finanzsektor und zu einer Stärkung des Binnenmarktes beitragen – auch wenn sie bislang nicht EU-weit angewendet werden wird. Neben Deutschland haben auch Frankreich, Portugal, Belgien, Österreich, Slowenien, Griechenland, Italien, Spanien und die Slowakei ihre Beteiligung bei der Kommission für die Finanztransaktionssteuer angekündigt.

(rv/afp 29.10.2012 pr)








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