Mission ad gentes,
mehr Priesterberufungen, Dialog mit der Politik und mit anderen Religionen – nach
dem Leiden unter jahrzehntelanger Militärherrschaft gewinnt die katholische Kirche
in Burma heute ganz langsam mehr Boden unter den Füßen, wenn sie auch mit geschätzt
400.000 Katholiken insgesamt immer noch eine absolute Minderheit ist. Das berichtet
Erzbischof Nicholas Mang Thang, Vorsitzender der Kommission für Evangelisierung in
der katholischen Bischofskonferenz des Landes, im Gespräch mit Radio Vatikan. Er war
auf der Bischofssynode zur Neuevangelisierung im Vatikan zu Gast, die am Sonntag zu
Ende ging. Die Vergangenheit habe Burmas Christen noch stärker gemacht, so der Geistliche
mit Blick auf die Verfolgungen und Entbehrungen unter sozialistischer Herrschaft:
„Im Jahr 1962 wurden alle Schulen und Krankenhäuser und Häuser, die mit
der Kirche zu tun hatten, konfisziert. Das war insbesondere für unsere Katholiken
eine Gelegenheit, mit den Armen zu sein, vor allem auch auf dem Land. Mit den Armen
zu leben, selbst arm zu sein, bedeutete für uns, der Weltkirche unser Opfer, unsere
Anstrengungen anzubieten. Das schlägt sich heute in vielen Priesterberufungen nieder.“
Nachdem
Anfang 2011 in Burma ein ziviler Präsident als Staatsoberhaupt eingesetzt wurde, schreitet
die Demokratisierung des Landes in kleinen Schritten voran: die Wahlen, die Zulassung
der demokratischen Partei, die Freilassung politischer Gefangener, die Aufhebung der
Pressezensur sind dafür Signale, ebenso das bessere Verhältnis zwischen Kirche und
Regierung, die nach wie vor stark durch das Militär beeinflusst ist. Mang Thang:
„Die
Regierung begegnet der Kirche respektvoll, sie ist schon sehr kooperativ. Wir sind
natürlich vorsichtig und versuchen so zu leben und zu überleben, wie es möglich ist.“
So
sei die Frage des konfiszierten kirchlichen Eigentums noch nicht geklärt, erzählt
der Bischof. Auch gebe es immer noch Probleme beim Bau von Kirchen und Gebetshäusern.
Zumindest akzeptiere die Regierung die Arbeit der Kirche im sozialen und karitativen
Bereich. Die Oppositionspolitikerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi,
die lange Zeit unter Hausarrest stand, zog in Burma vor Kurzem als Spitzenkandidatin
der Demokratischen Partei NLD erstmals ins Parlament ein. Sie habe zur katholischen
Kirche Kontakt aufgenommen:
„Aung San Suu Kyi hat sich auch mit Bischöfen
getroffen. Sie hat über eine mögliche Zusammenarbeit mit der Kirche gesprochen, um
Frieden und Entwicklung im Land voranzutreiben.“ -- „Nach 50 Jahren Diktatur und Sozialismus
ist eine Veränderung nicht einfach. Wir geben aber unser Bestes. Aung San Suu Kyi
hat uns sehr viel Hoffnung gegeben. Ihr gutes Verhältnis zum Präsidenten ist vielversprechend.
Aber solche Dinge brauchen Zeit.“
Aung San Suu Kyi setzt sich in Burma
für Demokratisierung und nationale Einheit ein. Vor allem die Auseinandersetzungen
zwischen ethnischen Gruppen seien ein großes Problem, so Erzbischof Mang Thang. Im
Teilstaat Rakhine kamen bei Gewaltausbrüchen zwischen Buddhisten und Muslimen jüngst
über 20.000 Menschen ums Leben. Auch zwischen den Regierungstruppen und den für Unabhängigkeit
kämpfenden Karen-Rebellen gab es in der Vergangenheit blutige Auseinandersetzungen.
Die Unruhen könnten den zarten Demokratisierungsprozess in Burma gefährden. Es sei
vor allem die Kirche, die karitative Arbeit gegenüber den ethnischen Minderheiten
leiste. Viele Christen gehören in Burma selbst solchen Minderheiten an.
„Die
Caritas und die katholische Kirche haben fast als einzige Zugang zu den betroffenen
Gebieten, wir sind also sehr hilfreich. Zum Beispiel, was das Problem der Flüchtlinge
betrifft. Ich habe meine Geistlichen und Schwestern auch dorthin geschickt, um in
den Schulen zu unterrichten und sich um die Kinder zu kümmern, die ansonsten keine
Chance auf eine Ausbildung haben.“
Mang Thang hat in Burma die missionarische
Gesellschaft St. Therese aufgebaut, die auch Priester in Burmas Nachbarstaaten entsendet
und die im Land eine Mission ad gentes betriebt. 1997 hat er die weibliche Kongregation
„The little way sisters of St. Therese“ mitbegründet, in der heute über 164 Schwestern
sind.