2012-10-26 12:57:12

Synode: Botschaft an das Volk Gottes


RealAudioMP3 Die Herausforderungen sehen, ohne sich auf das Negative zu beschränken: Mit der Schlussbotschaft legt die Bischofssynode an diesem Freitag das erste der beiden Abschlussdokumente ihrer Arbeit vor. Das zweite – die Vorschläge an den Papst zur Erstellung eines postsynodalen Schreibens – folgt am Freitagabend.

Die Synode hat eine „Botschaft an das Volk Gottes“ verfasst. Der Text, der unter einmütigem Applaus der aus der ganzen Welt zusammen gekommenen Bischöfe in der Aula verlesen wurde, wiederholt die Notwendigkeit einer Neuevangelisierung für alle Völker. Die Christen werden aufgefordert, das Evangelium frohen Mutes zu verkünden und Angst mit dem Glauben zu überwinden.

Das Volk Gottes wird in der Botschaft aber auch als zerstreut und verwirrt bezeichnet. Diese Zerstreuung bringe die ständige Gefahr ruinöser Enttäuschungen mit sich. Doch die Mahnung gilt nicht nur den Gläubigen – eigens wird betont, dass eine Neuevangelisierung aus dem innersten Zirkel der Kirche selbst heraus stattfinden müsse. Priester und Bischöfe sind zur Umkehr aufgerufen, denn die Schwächen und Sünden einzelner Jünger Christi unterminierten die Glaubwürdigkeit der gesamten Institution. Die Gewissheit, dass eine Umkehr und Neuevangelisierung dank des Heiligen Geistes und nicht dank der ungenügenden menschlichen Fähigkeiten möglich sei, lasse die Bischöfe und das Volk Gottes zuversichtlich in die Zukunft schauen.

Zwar sei die Welt, in der wir leben, voller Widersprüchlichkeiten und Herausforderungen. Dennoch bleibe sie stets eine Schöpfung Gottes, die sich der Liebe desselben sicher sein könne. Für Pessimismus sei also kein Platz: Globalisierung, Säkularisierung, Migration, Atheismus und Glaubwürdigkeitskrisen der Politik und der Staaten brächten zwar Probleme mit sich – dennoch seien sie in positivem Sinne als Chancen zur Besinnung und Neuevangelisierung zu verstehen. Natürlicher Hort der Neuevangelisierung sei die Familie, die von der Kirche, der Politik und der Gesellschaft geschützt werden müsse. Aber auch die Pfarreien und alle Formen geweihten Lebens seien ein wichtiges Instrument der Verkündigung. Die Spiritualität und das totale Aufgehen in der Botschaft Gottes, die Priester und Ordensleute vorlebten, seien die Wegweiser zu einem Leben, das über das Leben auf der Erde hinausweise und Vorbild für alle sein könne. Die Neuevangelisierung werde aber auch im ständigen weltweiten und interkulturellen Dialog sichtbar: Mit der Kultur selbst, so die Bischöfe in ihrer Botschaft, die eine neue Allianz von Glauben und Vernunft benötige, mit der Erziehung, die für die ganzheitliche Bildung der Person zuständig sei, mit den sozialen Kommunikationsmitteln, die neue Möglichkeiten böten, das Herz der Menschen zu erreichen, sowie mit der Wissenschaft, die eine Verbündete des Menschen sein könne, sofern sie ihn nicht auf rein materialistische Weise betrachte.

Ein Absatz des Dokumentes ist auch Europa gewidmet. Zwar sei auf diesem Kontinent gerade im vergangenen Jahrhundert ein Nährboden für Regime und Ideologien entstanden, die sich von Gott und dem Menschen Feind seien, so die Synodalen. Doch andererseits sei hier eine humanistische Kultur zu Hause, die der Menschenwürde und dem Gemeinwohl ein Gesicht gebe – die aktuellen Probleme dürften die Christen deshalb nicht entmutigen, sondern müssten als Aufforderung für einen immer größeren Einsatz gesehen werden. Die Synodenväter betonen ihre Nähe zu wiederverheiratet Geschiedenen. Sie hätten einen Platz in der Kirche, auch wenn sie nicht zur Kommunion zugelassen seien.

An diesem Freitagabend wird den Synodenvätern auch die Schlussfassung ihrer einiger Dutzend „propositiones“, zu Deutsch Vorschläge, für eine neue Evangelisierung vorgestellt. Am Sonntag geht die XIII. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode dann mit einer Papstmesse zu Ende. Hier finden Sie einige Auszüge aus der Synodenbotschaft von diesem Freitag in unserer eigenen Übersetzung.

„Es gibt keinen Menschen, der sich nicht irgendwann einmal im Leben wie die Samariterin (im Johannesevangelium) mit einem leeren Krug an einem Brunnen einfindet – in der Hoffnung, die tiefste Sehnsucht des Herzens zu stillen und den vollen Sinn seiner Existenz zu finden. Wie Jesus am Jakobsbrunnen will sich auch die Kirche heute neben die Männer und Frauen unserer Zeit setzen, um den Herrn in ihrem Leben präsent zu machen, damit sie ihn finden können, denn nur er ist das Wasser, das wahres und ewiges Leben gibt.

Die Menschen unserer Zeit zu Jesus zu führen, zur Begegnung mit ihm, ist eine dringende Aufgabe, die alle Regionen der Welt betrifft. Überall gibt es die Notwendigkeit, einen Glauben wieder zu beleben, der in einigen kulturellen Umfeldern verdunkelt zu werden droht. Es geht nicht darum, alles noch mal von vorne zu machen, sondern mitzugehen auf dem langen Weg der Verkündigung des Evangeliums von den ersten Jahrhunderten der christlichen Ära bis heute. Die neuen sozialen und kulturellen Szenarien verlangen von uns etwas Neues: unsere gemeinsame Erfahrung des Glaubens und der Verkündigung auf eine erneuerte Weise zu leben.

Der Glaube steht und fällt mit der Beziehung, die wir zu Jesus aufbauen. Er ist es, der uns als erster entgegenkommt. Wir sollten kirchliche Erfahrungen konkret zugänglich machen und noch mehr Brunnen anbieten, wo die Menschen unserer Zeit ihren Durst löschen können.“

Konkret fordert die Botschaft der Synodenväter zu Umkehr der Christen, mehr Bibellektüre, Einsatz neuer Medien und Kommunikationswege sowie zur Rückbesinnung auf die Glaubensweitergabe in der Familie auf.

„Neuevangelisierung ist nicht die Aufgabe von jemand Bestimmtem in der Kirche, sondern der ganzen kirchlichen Gemeinschaft. Wir sehen mit Freude die Präsenz so vieler Männer und Frauen, die mit ihrem Leben mitten in der Welt Zeichen werden für das Evangelium. Wir sehen diese Menschen auch unter unseren Mitchristen, mit denen wir leider noch nicht in voller Einheit stehen.“

Die Botschaft der Synodenväter betont die Wichtigkeit des Gesprächs zwischen Glaube und Kultur sowie des interreligiösen Dialogs. Das Zweite Vatikanische Konzil müsse gänzlich umgesetzt werden, dazu sei im Jahr des Glaubens, mit dem Weltkatechismus in Reichweite, eine gute Gelegenheit. Neue Evangelisierung sei nur dann „authentisch“, wenn sie den Armen und Benachteiligten nahe sei. Manchmal könne es unterwegs scheinen, als gehe man durch eine Wüste; doch Jesus sei mit auf dem Weg.

(rv 26.10.2012 sk)









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