2012-10-25 12:27:14

Südafrika: Politische Interessen und fehlende Gehaltsstandards


RealAudioMP3 Minenarbeitern in Südafrika drohen weitere Massenentlassungen. Am Mittwoch kündigte der Bergbaukonzern „AngloGold Ashanti“ an, 12.000 Arbeiter entlassen zu wollen. Der Konkurrent „Gold Fields“ hatte bereits am Dienstag 8.500 Arbeitern gekündigt. Der Konzern „HarmonyGold“ setzte seinen 5.400 streikenden Arbeitern ein Ultimatum: Wenn sie nicht bis diesen Donnerstag an die Arbeit zurückkehren, haben auch sie keinen Job mehr. Auseinandersetzungen streikender Arbeiter mit der Polizei hatten Mitte August in Marikana zum Tod von über 30 Minenarbeitern geführt. Insgesamt sind im Kontext der Streiks 23.000 Arbeiter entlassen worden. Der Comboni-Missionar Fabio Baldan von der Diözese Witbank in Mpumalanga erklärt im Gespräch mit Radio Vatikan die Hintergründe der chaotischen Lage:

„Das aktuelle Unbehagen wird von den Parteien ausgenutzt. Wir befinden uns in einem Moment des Übergangs, denn im Dezember gibt es die Konferenz des Afrikanischen Nationalkongresses, auf der man sehen wird, ob Präsident Zuma wieder im Amt bestätigt wird oder ob es einen politischen Wechsel gibt. Es gibt auch einen inneren Kampf auf Ebene der Sicherheit und der Polizei, der zu der dramatischen Situation und den Ausschreitungen in Marikana und den aktuellen Problemen in den verschiedenen Minen geführt hat.“

Auch die Gewerkschaften seien mit der Landespolitik verbunden, so der Missionar. Das löse auf Seiten der Arbeiter zusätzlichen Unmut aus, unüberschaubar sei das Gemenge an Interessen und Allianzen:

„Der Generalsekretär aller Gewerkschaften, der ,Cosatu‘, die auch Teil des Regierungsbündnisses ist, hat an den Verhandlungen (mit den Arbeitern, Anm. d. Red.) teilgenommen. Vertreter sind zu den streikenden Kumpels gegangen. Die haben sie mit Steinen vertrieben! Die Situation ist wirklich angespannt. Es gibt auch alternative Gewerkschaften, die mit keiner Partei verbunden sind; die haben die Unterstützung der Mehrheit der Arbeiter. Der Gewerkschaftsbund und die Arbeitervertretung (Num) versuchen, die Kontrolle über die Lage wiederzugewinnen, aber man sollte nicht vergessen: in Marikana gab es die ersten Spannungen zwischen den Gewerkschaftsvertretern.“

Die Minenarbeiter verdienten verhältnismäßig gut - wenn man sich andere Gehälter in dem Land ansehe, so Pater Baldan. In den Gold- und Diamantenmienen, die am meisten abwürfen, liege das Mindestgehalt bei umgerechnet 500 bis 600 Euro. Die streikenden Arbeiter hätten ein Mindestgehalt von mehr als doppelt so viel – 1.250 Euro – gefordert. Nach den Ausschreitungen in Marikana bekamen die Arbeiter eine Gehaltserhöhung um 20 bis 22 Prozent. Dies habe zu einer ganzen Reihe an neuen Streiks in anderen Minen des Landes geführt. Was bislang fehle, sei eine einheitliche Regelung der Gehälter, lässt der Pater durchblicken. Eine solche Regelung könnte weiteres Chaos möglicherweise verhindern.

(rv 25.10.2012 pr)







All the contents on this site are copyrighted ©.