Die Delegation des
Vatikans nach Syrien wird wohl erst nach Abschluss der Bischofssynode aufbrachen.
Das kündigte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone an diesem Dienstag bei der Bischofssynode
an. Die Delegation werde ebenfalls womöglich in einer anderen Zusammensetzung nach
Syrien reisen als bisher geplant. Die derzeit tagende Bischofssynode zur Neuevangelisierung
im Vatikan wolle mit der Delegation ein konkretes Zeichen der Solidarität mit dem
syrischen Volk setzen. Der Papst hatte die Initiative der Bischöfe aufgegriffen.
In
Syrien gehen die Kämpfe derweil weiter. Vor allem die Menschen in Damaskus und Aleppo
leiden unter der Gewalt. Sie hoffen auf eine Waffenruhe zum islamischen Opferfest,
das am kommenden Donnerstag beginnt. Die Vereinten Nationen erwägen in diesem Fall,
eine Friedenstruppe nach Syrien zu entsenden. Ein Mitarbeiter der italienischen Redaktion
von Radio Vatikan, Cristiano Tinazzi, ist soeben aus Aleppo nach Rom zurückgekehrt.
Er berichtet von Gewalt und Flüchtlingsnot, aber auch von großer Solidarität der Zivilbevölkerung
in Syrien.
„Es ist eine Situation extremen Leids für die Zivilbevölkerung
hier. Wer kann, geht weg und versucht aus Syrien zu fliehen. Das Problem ist nur,
dass sie jetzt im Land festsitzen. Es hat sich ein Flüchtlingslager mit etwa 9.000
Personen gebildet, die nicht in die Türkei fliehen können, weil dort das Flüchtlingslager
voll ist. Sie befinden sich in einem Niemandsland und warten, das sie weiterreisen
können.“
Trotz dieser Extremsituation hätten die Bürger ihre Solidarität
untereinander nicht über Bord geworfen. Tinazzi:
„Ich habe einen Bombenanschlag
auf das Krankenhaus von Al Chifa in Aleppo miterlebt. Wenige Sekunden, vielleicht
eine Minute nach dem Anschlag, kamen Leute mit ihren Autos und halfen den Verletzten,
sie zogen sie aus den Trümmern und riskierten ihr Leben, denn der Beschuss mit Gewehren
ging weiter. Die Opfer kommen dann in anderen Familien unter, man teilt die wenigen
Dinge, die man hat.. Wie in Sarajewo damals bilden sich Schlangen, um für Brot anzustehen,
schon früh um sieben stehen die Menschen da, Männer , Frauen und Kinder.“
Aus
Sicht des Journalisten hat die Welt noch nicht begriffen, wie schockierend die Situation
in Syrien tagtäglich ist.
„Der Alltag in Syrien ist wirklich Horror. Uns
Journalisten reichte eine Woche in Syrien, um durch die Realität in dem Land traumatisiert
zu werden. Wir wussten aber zumindest, dass wir wieder zurück konnten. Die meisten
Syrer haben keinen Ort, wo sie hinkönnen.“