2012-10-23 14:30:29

Kanada/USA: „Raus aus der Opferrolle“


Obwohl das Verhältnis von katholischer Kirche und indigenen Völkern in den USA ebenso wie in Kanada in der Vergangenheit oft problematisch war, sollten die amerikanischen Bischöfe auf weitere Vergebungsbitten verzichten. Das hat Erzbischof Charles J. Chaput aus Philadelphia mit Blick auf die Kanonisation von Kateri Tekakwitha, der ersten Heiligen eines nordamerikanischen Indianerstammes, gefordert. Chaputs Meinung nach, der selbst indigene Wurzeln hat, wurden diese Bitten bereits in genügendem Ausmaß ausgesprochen. Er war am Sonntag bei der von Papst Benedikt XVI. vorgenommenen Heiligsprechung auf dem Petersplatz anwesend.

Bereits 1991 Entschuldigung

Die US-Bischöfe hätten bereits 1991, anlässlich des 500. Jahrestags der europäischen Entdeckung Amerikas, ihr Bedauern ausgedrückt, argumentierte Chaput gegenüber amerikanischen Onlineportalen. Die Bischofskonferenz hatte sich damals dafür entschuldigt, zeitweise „den Rassismus der dominanten Kultur reflektiert zu haben“, von der „wir ein Teil waren“. Weiter räumte sie ein, Zwang gegenüber den „Native Americans“ ausgeübt zu haben, damit diese „bei ihrem Übertritt zum Christentum gleichzeitig Europäer (...) werden“. Es sei gefährlich, so Erzbischof Chaput, ständig auf Fehler in der Vergangenheit zurückzukommen. „Allerdings ist es eine der 'Techniken' von Angehörigen der Minderheit, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Man spielt das Opfer und beharrt immer wieder auf einer Entschuldigung, nur um die andere Seite etwas aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ich bezweifle, dass diese Vorgehensweise reif oder zielführend ist“, so der Erzbischof. Chaputs Mutter gehörte dem Indianerstamm der „Prairie Band oft the Potawatomi“ an. Der Kapuzinerordensmann ist der zweite US-Bischof und der erste Erzbischof mit indianischen Wurzeln.

Heikle Frage des Umgangs mit Missionsgeschichte

Wie politisch brisant die Frage nach dem Umgang mit der Vergangenheit der Glaubensverkündung bei amerikanischen indigenen Völkern ist, zeigen die Reaktionen auf ein Zitat von Papst Benedikt XVI. im brasilianischen Aparecida 2007. Die Verkündigung Jesu und seines Evangeliums habe „zu keiner Zeit eine Entfremdung der präkolumbanischen Kulturen mit sich gebracht und war auch nicht die Auferlegung einer fremden Kultur“, so der Papst bei diesem Anlass. Nach einem Sturm der Entrüstung auch seitens der Indigenenvertreter reagierte Benedikt XVI. damals wenig später mit der Ergänzung, man könne nicht „den Schatten ignorieren, die das Werk der Evangelisierung Lateinamerikas begleiteten“, wobei er Verbrechen gegen Indigene durch Kolonisatoren anführte. Diese dürften jedoch nicht daran hindern, „mit Dankbarkeit das wunderbare Werk wahrzunehmen, welches die göttliche Gnade unter jenen Völkern im Lauf dieser Jahrhunderte vollbracht hat“, so der Papst damals im Rahmen einer Audienzansprache.

(kap 23.10.2012 pr)








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