Patriarch von Venedig: Gegen „Minderwertigkeitskomplex“
„Wenn der normale
Katholik über seinen Glauben Rechenschaft ablegen soll, dann weiß er nichts zu sagen.“
Das ist dem Patriarchen von Venedig, Francesco Moraglia, aufgefallen. Aus seiner Sicht
haben viele Katholiken heutzutage einen „Minderwertigkeitskomplex“. Das sagte er zu
Radio Vatikan am Rand der Bischofssynode zur Neuevangelisierung.
„Ich glaube,
der Minderwertigkeitskomplex hängt damit zusammen, dass dem normalen Katholiken sein
eigener Glaube nicht mehr so richtig klar ist. Ihm scheint der Glaube eine Art Pflaster,
der an die Vernunft etwas Übernatürliches anklebt, aber nicht als eine umfassende
Vision des Wirklichen. Wir bräuchten deshalb in den Pfarreien und überhaupt dort,
wo Katholiken zusammenleben, eine neue Fähigkeit, den Glauben als etwas Menschliches,
als eine Freundin der Vernunft darzustellen.“
Erzbischof Moraglia rät auch
dazu, alle Lebenslagen als Chancen zur neuen Evangelisierung anzusehen:
„Ich
glaube, die Krise der Werte und die Wirtschaftskrise – von der ich hoffe, dass sie
nicht auch noch zu einer sozialen Krise wird – könnte uns alle auf das Wesentliche
zurückführen. Wer auf das Wesentliche schaut, der findet auch Elemente, die uns Menschen
untereinander verbinden – Elemente, die aus dem Blick geraten, wenn zu großer Wohlstand
herrscht.“