2012-10-21 11:33:07

Anna Schäffer und die Indianerin Kateri Tekakwitha heiliggesprochen


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. hat an diesem Sonntag die bayerische Mystikerin Anna Schäffer heiliggesprochen. Ebenso erhob der Papst die aus Hessen stammende deutsch-amerikanische Ordensfrau Marianne Cope, die kanadische Indianerin Kateri Tekakwitha und vier weitere Selige vor rund 80.000 Pilgern zur Ehre der Altäre. Unter den Teilnehmern der Heiligsprechung waren zahlreiche Pilger aus Bayern, mehr als 2.000 allein aus dem Bistum Regensburg. Benedikt XVI. nahm die Heiligsprechung nach vereinfachtem Ritus außerhalb der Liturgie vor. Hinter ihm hingen die Bilder der neuen Heiligen auf farbigen Wandteppichen am Petersdom. Die Erhebung der sieben Glaubenszeugen in den Stand der Heiligen ist ein Höhepunkt in dem von Benedikt XVI. ausgerufenen „Jahr des Glaubens“.

Besondere „Premiere“ für die Weltkirche an diesem Sonntag, der zugleich Weltmissionssonntag ist: Die Heiligsprechung der Indianerin Kateri Tekakwitha, der ersten heiligen amerikanischen Indianerin. Benedikt XVI. würdigte die 1656 geborene Tekakwitha als mutige Vorreiterin der Mission in einem bewegten historischen Kontext. Der Tochter eines Mohawk-Indianers und einer christlichen Mutter war es gelungen, den christlichen Glauben zu leben, ohne die Traditionen ihres Volkes zu leugnen. Dabei hatte es die Grenzgängerin zweier Kulturen alles andere als einfach. Der Papst:

„Kateri beeindruckt uns durch das Wirken der Gnade in ihrem Leben ohne jede äußere Unterstützung und durch ihren Mut zu der in ihrer Kultur so einzigartigen Berufung. In ihr bereichern sich Glaube und Kultur gegenseitig! Möge ihr Beispiel uns helfen, dort, wo wir sind, in der Liebe zu Jesus zu leben, ohne zu verleugnen, was wir sind! Heilige Kateri, Patronin von Kanada und erste indianische Heilige, wir vertrauen dir die Erneuerung des Glaubens in den Ersten Nationen und in ganz Nordamerika an!“

Am Beispiel der aus Mindelstetten stammenden Anna Schäffer, die nach einem schweren Unfall ans Bett gefesselt war, ging Benedikt XVI. auf das „Leiden als Missionsdienst“ ein. Die bayrische Mystikerin habe es dank ihres Glaubens verstanden, ihr Leiden in eine Quelle des Trostes für andere Menschen zu verwandeln. Im Bistum Regensburg sind in Zusammenhang mit Schäffer bisher 20.000 Gebetserhörungen dokumentiert; Schäffers Heiligsprechung ist für die Diözese die erste seit rund 1.000 Jahren. Benedikt XVI.:

Sie haderte zunächst mit ihrem Schicksal, verstand ihre Situation dann aber als einen liebevollen Ruf des Gekreuzigten in seine Nachfolge. Gestärkt durch die tägliche Kommunion wurde sie zu einer unermüdlichen Fürsprecherin im Gebet und zu einem Spiegel der Liebe Gottes für viele Ratsuchende. Ihr Apostolat des Betens und des Leidens, des Opferns und des Sühnens sei den Gläubigen in ihrer Heimat ein leuchtendes Vorbild, ihre Fürbitte stärke die christliche Hospizbewegung in ihrem segensreichen Wirken.“


Eine andere deutschstämmige Gläubige unter den neuen Heiligen: die 1838 in Heppenheim geborene Barbara Koob, bekannter als Marianne Cope, die in den Vereinigten Staaten von Amerika Generaloberin der Kongregation der Regulierten Terzianerinnen des heiligen Franziskus und dann auf Hawaii zur Vorreiterin im Kampf gegen Lepra wurde. Sie gründete ein Krankenhaus und ein Heim für Mädchen, deren Eltern leprakrank waren, und unterstützte Pater Damian, der damals bereits für Leprakranke eintrat. Dafür brach sie den Kontakt zur Außenwelt für immer ab:

„Zu einer Zeit, als für die unter dieser schrecklichen Krankheit Leidenden nur wenig getan werden konnte, zeigte Marianne Cope größte Liebe, Mut und Begeisterung. In ihrer Tatkraft ist sie ein leuchtendes Beispiel für das Beste der Tradition katholischer Krankenschwestern und für den Geist ihres geliebten heiligen Franziskus.“

Als Vorbild und Hoffnungsträger für heute verfolgte Christen in der Welt stellte Benedikt XVI. den 1838 geborenen neuen Heiligen Jacques Berthieu vor. Der französische Jesuit kämpfte auf der Insel Sainte Marie und dann in Madagaskar „gegen die Ungerechtigkeit, wobei er die Armen und Kranken unterstützte“, bis er 1896 im Martyrium starb. Benedikt XVI.: „Möge in diesem Jahr des Glaubens seine Fürsprache Frucht bringen für Madagaskar und den afrikanischen Kontinent!“

Unter Verfolgung litt auch der 1654 auf den Philippinen geborene Missionar Pedro Calungsod. Trotz der Lebensgefahr, in die er aufgrund seiner Missionstätigkeit geriert, ließ er sich nicht von seinem Auftrag abbringen, die Botschaft Christi zu verkünden – ein Vorbild auch heute für die Menschen auf den Philippinen darin, „mutig das Reich Gottes zu verkünden und Seelen für Gott zu gewinnen“, sagte der Papst in Anwesenheit des philippinischen Vizepräsidenten, der zur Heiligsprechung nach Rom gereist war.


Der italienische Priester Giovanni Battista Piamarta – auch er steht ab diesem Sonntag im Buch der Heiligen – überzeuge durch sein inniges Verhältnis zu Gott im Gebet, fuhr der Papst fort. Zudem habe er sich vor allem um die Ausbildung der Jugend bemüht, ebenso wie die neue Heilige Maria del Carmelo Sallés y Barangueras. Das Erziehungswerk der 1848 in Spanien geborenen Ordensgründerin bringe unter den Jugendlichen „weiter reiche Frucht durch den großherzigen Einsatz ihrer Töchter“, so Benedikt XVI..

Am Beispiel der neuen Heiligen erinnerte der Papst in seiner Predigt an den Auftrag der Kirche in der Welt: den Dienst am Menschen und am Evangelium:

Mit heroischem Mut haben sie ein Leben geführt, das ganz Gott geweiht und dem großherzigen Dienst an den Mitmenschen gewidmet war. Sie sind Söhne und Töchter der Kirche, die in der Nachfolge des Herrn den Weg des Dienens gewählt haben. Die Quelle der Heiligkeit in der Kirche liegt immer im Geheimnis der Erlösung, auf das der Prophet Jesaja in der ersten Lesung vorausweist: Der Gottesknecht ist der Gerechte, der ,die vielen gerecht macht; der ihre Schuld auf sich lädt‘ (vgl. Jes 53,11); es ist der gekreuzigte, auferstandene und in der Herrlichkeit lebende Christus. Die heutige Heiligsprechung ist eine beredte Bestätigung dieser geheimnisvollen Heilswirklichkeit.“

Die neuen Heiligen seien unterschiedlicher Herkunft, Sprache und stammten aus verschiedenen Gesellschaftsschichten. Vereint seien sie aber „mit dem ganzen Volk Gottes“ in der kulturübergreifenden Kraft ihres Glaubens, betonte der Papst mit Verweis auf den Weltmissionssonntag an diesem 21. Oktober. So könnten sie auch als Vorbild gelten für „die Mission ad gentes“ und auch für die Neuevangelisierung „in den Gebieten, in denen das Christentum schon seit langem besteht“. Die kulturelle Bandbreite, die die neuen Heiligen repräsentieren, schlug sich in diesen Tagen auch im bunten Strom der Pilger aus aller Welt nieder: zahlreiche Gläubige aus Europa und Amerika, darunter auch Vertreter der indigenen Völker, waren auf Roms Straßen zu sehen.


Nach dem Angelus-Gebet grüßte der Papst in verschiedenen Sprachen die Delegationen, die zur Heiligsprechung nach Rom gekommen waren. Für die Heiligsprechung von Anna Schäffer waren aus Regensburg der Diözesanadministrator Wilhelm Gegenfurtner sowie das gesamte Domkapitel angereist. Der Freistaat Bayern wurde vertreten durch Europaministerin Emilia Müller und Landtagspräsidentin Barbara Stamm (beide CSU). Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sowie die Bischöfe Gregor Maria Hanke aus Eichstätt und Frantisek Radkovsky aus Pilsen, dem tschechischen Partnerbistum Regensburgs, waren anwesend. Benedikt XVI. sagte auf Deutsch:

In das Herz Gottes hineinschauen, das hat die heilige Anna Schäffer in ihrer ,Leidenswerkstatt‘ gelernt. Dabei durfte sie erkennen, dass die Liebe Gottes einen Trost gibt, der noch größer wird, wenn man ihn auch anderen schenkt. Die neuen Heiligen mögen uns durch ihr Vorbild und ihre Fürsprache im Glauben stärken und helfen, dass auch wir Zeugen und Verkünder des Evangeliums sind.“



(rv 21.10.2012 pr)







All the contents on this site are copyrighted ©.