Synodentelegramm: Entwurf der Schlussbotschaft vorgestellt
Auf der Bischofssynode im Vatikan ist an diesem Samstag der erste Entwurf der Schlussbotschaft
vorgestellt worden. Die Bischöfe, die über das Thema Neuevangelisierung beraten, können
Änderungen vorschlagen und am nächsten Freitag dann über einen endgültigen Text abstimmen.
Der Entwurf betont, dass alle Christen, Geweihte wie Laien, zur Verkündigung des Evangeliums
berufen seien. Die Frohe Botschaft sei kein Marktprodukt, darum würden zur neuen Evangelisierung
auch keine neuen Strategien gebraucht. In dem Entwurf werden auch Familien, junge
Leute und Politiker direkt angesprochen, außerdem gibt es eigene kurze Absätze zu
jedem einzelnen Kontinent; der Text unterstreicht die Bedeutung des interreligiösen
Dialogs, der Caritas und des Engagements im Erziehungswesen. Entscheidend sei, dass
die Christen ihre Angst im Glauben überwänden und Mut fassten, um das Evangelium in
die Welt hinauszutragen.
Bereits am Freitagabend hat der Vatikan die Redetexte
von der Vormittagssitzung der Bischofssynode veröffentlicht. Auf der Sitzung im Plenum
berichteten Bischöfe von den Debatten in den einzelnen Sprachgruppen. Danach regte
Erzbischof Rino Fisichella an, „den Begriff Neuevangelisierung genauer zu definieren“.
Er verlangte „eine ernsthafte Gewissenserforschung über einzelne Bereiche der Seelsorge,
die im Lauf der Zeit eingeschlafen sind“. In jedem Bistum sollten „ein oder zwei Orte
benannt werden, wo die Gläubigen immer einen Priester dazu bereit finden, um ihnen
auf ihrem Weg der Bekehrung zu helfen“. Bischöfe sollten sonntags wieder in ihrer
eigenen Kathedrale predigen. Fisichella leitet den von Papst Benedikt gegründeten
Rat für Neuevangelisierung.
Kardinal Philip Tartaglia, Erzbischof von
Glasgow in Schottland, schlug vor, dass der Katechist „ein stabiles Amt innerhalb
der Kirche“ werden solle. Die Neuevangelisierung werde scheitern, wenn die Kirche
nicht stärker auf die Frauen setze und „die ernsthaften seelsorglichen Probleme rund
um die Ehe“ angehe.
Der Bischof von Fréjus-Toulon in Frankreich, Dominique
Rey, wies auf die Wichtigkeit der „Einführung ins Christentum“ und des Katechumenats
hin, „für Anfänger wie für Neustarter“. Seine Sprachgruppe wolle die vatikanischen
Behörden bitten, „die katechetische und sakramentale Praxis der Initiation ins Christentum
komplett zu revidieren“. Aus der Neuevangelisierung in Gebieten, wo es das Christentum
schon lange gebe, könne außerdem eine Art „Welt-Mission“ werden. Der Papst könne diese
„Welt-Mission“ im Lauf des jetzigen „Jahres des Glaubens“ ausrufen, schlug Rey vor.
Der
Bischof von Basel, Felix Gmür, hat am Freitag vor Journalisten erneut um mehr
Verständnis in der Kirche für geschiedene und wiederverheiratete Personen geworben.
„Wie sprechen wir denn die Leute an, die in etwas anderen Familienformen leben?“,
fragte Gmür. Er kenne ein Paar, „das seit fünfzig Jahren zusammen ist“; beide Partner
seien zuvor kurz mit einem anderen verheiratet gewesen. Gmür wörtlich: „Gelten denn
diese fünfzig Jahre gar nichts in unseren Augen?“ Die Kirche könne doch entweder ihre
Regeln im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen überdenken oder „den Pfarrern
eine besondere Verantwortung in dieser Sache zusprechen“.