Die junge pakistanische
Friedensaktivistin Malala Yousafzai, die in der vergangenen Woche bei einem gezielten
Talibanangriff schwer verletzt worden war, scheint nicht mehr in Lebensgefahr zu sein.
Das berichtete an diesem Donnerstag ein Reporter der „New York Times“ unter Berufung
auf das britische Krankenhaus, in dem das Mädchen behandelt wird. Unterdessen hat
der pakistanische Innenminister Rehman Malik bekannt gegeben, dass das Mädchen, das
durch seinen Kampf für die Schulbildung ihrer Geschlechtsgenossinnen ins Fadenkreuz
der Taliban geraten war, mit dem Verdienstorden „Sitara-e-Shujaat“ („Stern für Mut”)
ausgezeichnet werden wird. Diese „Medaille des Mutes“ ist gewöhnlich Soldaten und
Polizisten vorbehalten, die besondere Tapferkeit bewiesen haben. Auf die Ergreifung
der Attentäter ist von der pakistanischen Regierung eine hohe Belohnung ausgesetzt
worden. Der Apostolische Administrator des Erzbistums von Lahore, Bischof Sebastian
Shaw, hält sich zur Zeit für die Bischofssynode in Rom auf. Im Interview mit Radio
Vatikan sicherte auch er der Mission Malalas seine volle Unterstützung zu:
„Ich
war sehr traurig, als ich von dem Angriff auf Malala gehört habe. Ich denke, wir müssen
alle Menschen unterstützen, die für die Bildung kämpfen. Alle Menschen haben ein Recht
auf Erziehung, die Menschen haben ein Recht darauf, ihren Wert als menschliche Wesen
zu erkennen und ein würdiges Leben zu führen. Malala ist ein gutes Beispiel, denn
sie hat sich vor allem für die Bildung von jungen Mädchen eingesetzt, so dass Frauen
und Mädchen ihre Rechte in unserer Gesellschaft in Pakistan kennenlernen können. Deshalb
unterstützen wir sie und wir hoffen, dass auch viele andere Menschen sie unterstützen
werden und ihre Mission weiter gehen wird.“
Dabei sei es keinesfalls einfach
für die Kirche, sich in einem Land zu bewegen, in dem es Gesetze wie das viel diskutierte
Blasphemiegesetz gebe und in dem sogar ein Politiker, der sich gegen die Möglichkeit
einer willkürlichen Auslegung eben dieses Gesetzes (n.b.: nicht für eine Abschaffung
des Gesetzes, A.d.R.) ausgesprochen hatte, ermordet worden sei:
„Wir müssen
sehr vorsichtig sein, wenn wir über den Glauben anderer Menschen sprechen. Es gibt
nun einmal Gesetze wie das Blasphemiegesetz in Pakistan. Wenn wir wissen, dass die
Menschen in Bezug auf ein bestimmtes Thema sehr sensibel sind, dann müssen wir das
respektieren.“
Der aktuelle Stand der Beziehungen zwischen Muslimen und
Christen sei aber, entgegen anderslautender Medienberichte, durchaus positiv. Es gebe
nur eine kleine Anzahl von Fanatikern, die leider viel Aufmerksamkeit erhalte:
„In
Dörfern und Städten leben wir in einem friedlichen Miteinander, und das ist wahr.
Wir leben Seite an Seite und wir schätzen das Zusammenleben. Aber es gibt auch manche
Fanatiker, die Spaltungen hervorrufen und Menschen ausgrenzen, indem sie bestimmte
Themen politisieren und sie für ihre Zwecke nutzen. Darüber darf man aber nicht vergessen,
dass wir in Büros, in den Schulen und auf den Märkten zusammen arbeiten, die Menschen
laden sich zu den Hochzeiten ein, und Muslime kommen zu unseren Prozessionen. Wir
haben viele Freunde unter den Muslimen.“
Die Bischofssynode hatte in diesen
Tagen festgestellt, dass eine Neuevangelisierung in Ländern wie Pakistan oder in anderen
dominant islamischen Ländern auf andere Art und Weise als in Ländern mit christlichen
Wurzeln funktionieren muss. Ein respektvolles Zusammenleben mit dem Islam sei dabei
unerlässlich. Bischof Shaw:
„Zunächst müssen wir bessere Beziehungen zu
den Menschen anderer Glaubensrichtungen knüpfen, um ihnen näher zu bringen, was Christentum
und Christus überhaupt sind. Denn viele Menschen haben uns mit der europäischen Kultur
vermischt, aber ich denke, das Christentum ist nicht unbedingt mit der europäischen
Kultur gleichsetzbar, denn wenn wir im gleichen Land geboren und aufgewachsen sind,
dann müssen die Muslime uns akzeptieren, so wie auch wir sie akzeptieren müssen. Dann
können wir zusammen arbeiten und gemeinsam eine harmonische Gesellschaft bilden, in
der alle Pakistanis leben und frei glauben können, und in der wir für unsere gemeinsamen
Werte arbeiten können.“