2012-10-18 11:37:27

Pakistan: Friedensaktivistin Malala außer Lebensgefahr


RealAudioMP3 Die junge pakistanische Friedensaktivistin Malala Yousafzai, die in der vergangenen Woche bei einem gezielten Talibanangriff schwer verletzt worden war, scheint nicht mehr in Lebensgefahr zu sein. Das berichtete an diesem Donnerstag ein Reporter der „New York Times“ unter Berufung auf das britische Krankenhaus, in dem das Mädchen behandelt wird. Unterdessen hat der pakistanische Innenminister Rehman Malik bekannt gegeben, dass das Mädchen, das durch seinen Kampf für die Schulbildung ihrer Geschlechtsgenossinnen ins Fadenkreuz der Taliban geraten war, mit dem Verdienstorden „Sitara-e-Shujaat“ („Stern für Mut”) ausgezeichnet werden wird. Diese „Medaille des Mutes“ ist gewöhnlich Soldaten und Polizisten vorbehalten, die besondere Tapferkeit bewiesen haben. Auf die Ergreifung der Attentäter ist von der pakistanischen Regierung eine hohe Belohnung ausgesetzt worden.
Der Apostolische Administrator des Erzbistums von Lahore, Bischof Sebastian Shaw, hält sich zur Zeit für die Bischofssynode in Rom auf. Im Interview mit Radio Vatikan sicherte auch er der Mission Malalas seine volle Unterstützung zu:

„Ich war sehr traurig, als ich von dem Angriff auf Malala gehört habe. Ich denke, wir müssen alle Menschen unterstützen, die für die Bildung kämpfen. Alle Menschen haben ein Recht auf Erziehung, die Menschen haben ein Recht darauf, ihren Wert als menschliche Wesen zu erkennen und ein würdiges Leben zu führen. Malala ist ein gutes Beispiel, denn sie hat sich vor allem für die Bildung von jungen Mädchen eingesetzt, so dass Frauen und Mädchen ihre Rechte in unserer Gesellschaft in Pakistan kennenlernen können. Deshalb unterstützen wir sie und wir hoffen, dass auch viele andere Menschen sie unterstützen werden und ihre Mission weiter gehen wird.“

Dabei sei es keinesfalls einfach für die Kirche, sich in einem Land zu bewegen, in dem es Gesetze wie das viel diskutierte Blasphemiegesetz gebe und in dem sogar ein Politiker, der sich gegen die Möglichkeit einer willkürlichen Auslegung eben dieses Gesetzes (n.b.: nicht für eine Abschaffung des Gesetzes, A.d.R.) ausgesprochen hatte, ermordet worden sei:

„Wir müssen sehr vorsichtig sein, wenn wir über den Glauben anderer Menschen sprechen. Es gibt nun einmal Gesetze wie das Blasphemiegesetz in Pakistan. Wenn wir wissen, dass die Menschen in Bezug auf ein bestimmtes Thema sehr sensibel sind, dann müssen wir das respektieren.“

Der aktuelle Stand der Beziehungen zwischen Muslimen und Christen sei aber, entgegen anderslautender Medienberichte, durchaus positiv. Es gebe nur eine kleine Anzahl von Fanatikern, die leider viel Aufmerksamkeit erhalte:

„In Dörfern und Städten leben wir in einem friedlichen Miteinander, und das ist wahr. Wir leben Seite an Seite und wir schätzen das Zusammenleben. Aber es gibt auch manche Fanatiker, die Spaltungen hervorrufen und Menschen ausgrenzen, indem sie bestimmte Themen politisieren und sie für ihre Zwecke nutzen. Darüber darf man aber nicht vergessen, dass wir in Büros, in den Schulen und auf den Märkten zusammen arbeiten, die Menschen laden sich zu den Hochzeiten ein, und Muslime kommen zu unseren Prozessionen. Wir haben viele Freunde unter den Muslimen.“

Die Bischofssynode hatte in diesen Tagen festgestellt, dass eine Neuevangelisierung in Ländern wie Pakistan oder in anderen dominant islamischen Ländern auf andere Art und Weise als in Ländern mit christlichen Wurzeln funktionieren muss. Ein respektvolles Zusammenleben mit dem Islam sei dabei unerlässlich. Bischof Shaw:

„Zunächst müssen wir bessere Beziehungen zu den Menschen anderer Glaubensrichtungen knüpfen, um ihnen näher zu bringen, was Christentum und Christus überhaupt sind. Denn viele Menschen haben uns mit der europäischen Kultur vermischt, aber ich denke, das Christentum ist nicht unbedingt mit der europäischen Kultur gleichsetzbar, denn wenn wir im gleichen Land geboren und aufgewachsen sind, dann müssen die Muslime uns akzeptieren, so wie auch wir sie akzeptieren müssen. Dann können wir zusammen arbeiten und gemeinsam eine harmonische Gesellschaft bilden, in der alle Pakistanis leben und frei glauben können, und in der wir für unsere gemeinsamen Werte arbeiten können.“

(rv 18.10.2012 cs)







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