Gleich vier Bischöfe
aus dem deutschen Sprachraum haben an diesem Dienstag auf der Bischofssynode im Vatikan
das Wort ergriffen. Der Schweizer Kardinal Kurt Koch, der den Päpstlichen Einheitsrat
leitet, sagte, es wäre eine positive Geste, wenn die Synode die anderen kirchlichen
Gemeinschaften dazu einladen würde, die Neuevangelisierung zu einer gemeinsamen Aufgabe
zu machen. Der Eisenstädter Bischof Ägidius Johann Zsifkovics erinnerte an das Denken
von Teilhard de Chardin, das ihm heute aktueller scheine denn je, vor allem angesichts
der Trennung von Glauben und Leben in der modernen Gesellschaft. Der Bischof von Basel,
Felix Gmür, erzählte uns, worum es ihm in seinem Redebeitrag ging:
„Für
mich ist sehr wichtig, dass man auf das Volk Gottes hört: Was sind die wirklichen
Anliegen? Damit man auf konkrete Fragen auch konkrete Antworten geben kann. Das Zweite
ist, dass man sich der Situation bewusst wird, dass viele Pfarreien ohne Priester
sind und dass man die Laien, die dort tätig werden, mit einem Auftrag ausstattet,
einer offiziellen Anerkennung durch die Kirche!“
Auch der Limburger Bischof
Franz-Peter Tebartz-van Elst verriet uns schon vorab, was er an diesem Dienstag vor
den Synodenvätern ansprechen wollte:
„Was mir auf vielen Beiträgen als sehr
dringlich entgegengekommen ist, ist der Ruf nach einer Selbstevangelisierung der Kirche.
Das bedingt die Frage: Wo kann das ansetzen? Ich selbst will in meinem Beitrag darauf
zu sprechen kommen, dass wir dort, wo wir uns den Suchenden zuwenden (etwa den Katechumenen),
durch die Begegnung mit ihren Lebenswegen und ihrer Biografie selber auch noch einmal
in die Evangelisierung hineinfinden können.“
Selbstevangelisierung setze
aber nicht unbedingt ein großes kirchliches Mea Culpa für Fehler der Vergangenheit
voraus, so der Limburger Bischof. Ein solches Schuldbekenntnis hatten einige Synodenteilnehmer
vorgeschlagen.
„Ich würde es nicht auf den Begriff „Fehler der Vergangenheit“
reduzieren: Das ist zu vordergründig. Es geht um die Umkehr des Einzelnen, Umkehr
als eine bleibende Einladung des Evangeliums, das ist viel, viel mehr. Bei Fehlern
der Vergangenheit hat man schnell den Eindruck, als ginge es darum, jetzt irgendwas
abzurechnen oder jemandem Schuld zuzuweisen – darum kann es überhaupt nicht gehen!
Wir haben das Bild eines barmherzigen Gottes, der uns immer wieder einlädt, die Umkehr
selbst in unserem eigenen Leben zu suchen.“
Er halte es auch für wichtig,
„noch einmal darüber nachzudenken, was Säkularisierung in unserer Welt heute bedeutet“,
so Bischof Tebartz-van Elst:
„Ein Phänomen, das sich auf anderen Kontinenten
im Vergleich zu Europa sehr unterschiedlich darstellt. Hier sollten wir Chancen, aber
auch Grenzen sehen. Ich glaube, das herauszufinden und herauszuspüren ist die hohe
Kunst, wenn wir uns auf Wege der Evangelisierung einlassen wollen.“