Die Kirche hat ein
neues Thema: Etwas über ein Jahr lang - vom Gedenktag zur Konzilseröffnung am 11.
Oktober bis zum Fest Christkönig im kommenden Jahr - werden Ereignisse, Veranstaltungen,
Tagungen und Treffen unter der Überschrift des „Jahres des Glaubens“ stattfinden.
Seitdem Papst Benedikt dieses Jahr im vergangenen Oktober angekündigt hatte war klar,
dass nach dem Paulus- und dem Priesterjahr nun das große Projekt der Neuevangelisierung
prominent plaziert werden sollte.
Dieses Jahr des Glaubens hat bisher alle
Elemente, die normalerweise solche ‚Events’ haben: Auftakt- und Schlussveranstaltung,
Höhepunkte, ein eigenes Logo, etc. Der Vatikan wird nicht der einzige Ort sein, an
dem Dinge zum Jahr des Glaubens stattfinden, wenn es gut läuft, werden sich viele
Ortskirchen beteiligen und ihre eignen Veranstaltungen, Treffen, Gottesdienste, Tagungen,
Ausstellungen und so weiter unter dem Motto dieses Jahres veranstalten.
Dabei
bringt ein solches Themenjahr immer auch die Gefahr der Eventisierung mit sich, ein
Problem, das schon länger mit Bezug auf die Weltjugendtage diskutiert wird. Tausende
von Menschen kommen zusammen, die Stimmung und die vielen Menschen, die Musik und
das Besondere der Atmosphäre verändern die Menschen und die Wahrnehmung, aber dann
fahren alle wieder nach Hause und in den Alltag und es ist schwierig, von der dort
erlebten Stimmung etwas mitzunehmen. Dasselbe kann bei den besonderen Veranstaltungen
passieren, die das Jahr des Glaubens prägen werden. Es liegt in der Natur der Sache,
dass Events auf den Augenblick ausgerichtet sind. Der Glauben und vor allen Dingen
auch der Glaube des Alltags will aber mehr, er will Dauer und Zeugnis und Weitergabe,
er will den Glaubenden verändern. Die Stimmung des Augenblicks und sei der auch noch
so schön reicht nicht aus. Das Jahr des Glaubens darf also nicht nur eine Sammlung
von Events werden.
Was also will das Jahr des Glaubens sein?
Papst Benedikt
hat in aller Kürze bei der Predigt am 16. Oktober vergangenen Jahres, in der er das
Jahr ankündigt, seine Absichten skizziert. Dabei benutzt er vor allem aktive Verben:
geben, führen stärken, schenken und natürlich verkünden. Der Papst will - um sein
eigenes Wort zu benutzen - einen Impuls für die ganze Kirche sehen. Etwas später am
selben Tag, während des Angelusgebetes, präzisierte der Papst die Absicht des Jahres
noch einmal: Es geht nicht um Gedenken, zum Beispiel um das Jubiläum des Konzils als
solches, sonder um das Weitertragen, um die Verkündigung. Das Jahr des Glaubens will
also aktiv sein, oder besser: es will Aktivität im Glauben wecken.
Das Jahr
des Glaubens kann auch als Event seinen Beitrag dazu leisten. Das Stichwort ist „Impuls“.
Die Veranstaltungen und Treffen, die Gottesdienste und Konzerte bieten keine Lösung
an für die Fragen, die anstehen. Aber sie können die Fragen an die Oberfläche bringen.
Und dazu eignen sich Events sehr wohl: Sie setzen Themen.
Das Jahr des Glaubens
ist somit eine Fortsetzung dessen, was die Bischofssynode im Oktober im Vatikan tun
will. Und es ist eine Fortsetzung dessen, was das Erinnern an das Zweite Vatikanische
Konzil tun will: Ein Aggiornamento des Aggiornamento.
Der Kirche tut es gut,
sich einmal ein ganzes Jahr lang mit der Frage nach der Verkündigung der Gaubens im
Heute zu beschäftigen und zu wissen, dass das alle anderen auch tun. Und genau dazu
will das Jahr des Glaubens ja anregen. Der Rest muss dann wieder im Alltag passieren.