So einfach wird das nicht mit der neuen Evangelisierung: jedenfalls nicht in Ländern
mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit. Das sagt der chaldäische Weihbischof von Bagdad,
Shlemon Warduni, der im Moment an der Vatikan-Bischofssynode teilnimmt.
„In
islamischen Ländern kann man eigentlich gar nicht von Evangelisierung sprechen, weil
die Leute dort glauben, ihre Religion sei die erste unter allen Religionen. Es ist
nicht erlaubt, sich zum Christentum zu bekehren, also darf man gar nicht evangelisieren.
Und trotzdem ist Evangelisieren für uns Christen etwas Lebensnotwendiges: Wir tun
es mit unserem Leben, das ist auch schon Predigt und Neuevangelisierung.“
Evangelisierung
auf Zehenspitzen, sozusagen. Der irakische Kirchenmann hält christliche Diskretion
im islamischen Umfeld für eine entscheidende Tugend:
„Natürlich sollen wir
das Evangelium von den Dächern verkünden – aber wir müssen das mit großer Weisheit
und Zurückhaltung tun, damit die anderen nicht sagen können: Die wollen uns offenbar
zu Christen machen. Nein, wir müssen die richtigen Worte im richtigen Moment zu sagen
wissen. Wenn wir Nächstenliebe vorleben und Caritasarbeit leisten, dann sagen sich
doch viele Muslime: Also, das ist das Christentum! Warum sollen wir dann etwas gegen
ihren Gott sagen, wo sie uns doch nur Gutes tun und uns zur Nächstenliebe anleiten?“