Friedensnobelpreis an die EU: Kardinal Marx würdigt „Union des Friedens“
Der Präsident der
Bischofskommission der Europäischen Union (ComECE) freut sich über den Friedensnobelpreis
an die EU. Kardinal Reinhard Marx sagte gegenüber Radio Vatikan, dass die Bedeutung
der Europäischen Union gerade in diesen Zeiten der Krise mit dem Friedensnobelpreis
gewürdigt werde. Trotz all der Probleme, mit denen die Europäer augenblicklich zu
kämpfen hätten, erinnere der Preis daran, welche große Leistung für eine friedliche
Entwicklung des Kontinents die europäische Einigung vollbracht habe und welchen großen
Anteil daran auch politisch engagierte Christen haben, so der Erzbischof von München
und Freising. Europa sei durchaus eine „Friedensunion", so der Kardinal im Radio-Vatikan-Interview:
„60
Jahre Frieden sind einfach etwas Großes und auch für die Welt Beispielhaftes. Das
wird durch den Friedensnobelpreis nochmals unterstrichen und auch ein Zeichen gesetzt,
dass Europa auf diesem Weg weiter gehen sollte. Es gab von Anfang an natürlich auch
sofort die ökonomischen Interessen, aber es ging darum, die Ökonomie sozusagen einem
großen Ziel zu unterwerfen, nämlich, dass in Europa nie wieder Krieg herrschen könne.
Und es waren ja zu Beginn vor allem katholische Politiker, die das Ganze in Gang gebracht
haben. Das sollte uns auch gerade als katholische Kirche auch froh machen. Die Kirche
hat die EU immer begleitet, durch alle Krisen und Wechselfälle der Geschichte hindurch.
Insofern bleibt Europa auch ein Friedensprojekt.“
Christen oder Katholiken
könnten in der heutigen EU zwar eine größere Rolle spielen, aber:
„Das
ist eine Sache, die wir selbst unseren Brüdern und Schwestern sagen müssen. Wir Bischöfe,
Priester, aber auch alle anderen sind aufgefordert, sich politisch zu organisieren,
sich in die Prozesse hineinzubegeben. Am Wegesrand zu stehen, das reicht einfach nicht.“
Eine
Million Preisgeld könnten zwar nicht die Probleme Europas lösen. Dennoch sei der Preis
ein wichtiges symbolisches Zeichen, schließt der Kardinal:
„Wenn man die
großen Probleme Europas ansieht, was kann man da mit einer Million Euro wohl machen
- der Betrag ist sicherlich eher symbolisch, darüber habe ich mir auch ehrlich gesagt
noch keine Gedanken gemacht. Erst einmal finde ich es aber schon ganz gut, dass dieses
Zeichen gesetzt wurde.“
Die Auszeichnung an die EU gab das Nobelkomitee
am Freitag in Oslo bekannt. Komiteechef Thorbjörn Jagland begründete die Entscheidung
damit, dass die EU über sechs Jahrzehnte entscheidend zur friedlichen Entwicklung
in Europa beigetragen habe. Das Komitee überreicht den mit zehn Millionen schwedischen
Kronen (etwa eine Million Euro) dotierten Preis am 10. Dezember, dem Todestag von
Alfred Nobel.