Philippinen: Friedensabkommen ist Zeichen der Hoffnung
Das Friedensabkommen
auf den Philippinen zwischen der Regierung und den muslimischen Rebellen ist ein Zeichen
der Hoffnung. Das sagte der Bischof der philippinischen Territorialprälatur Isabela,
Martin Jumoad, gegenüber Radio Vatikan. Sein Sitz liegt auf der Insel Mindanao, wo
die muslimischen Rebellen in einem blutigen Konflikt seit mehreren Jahrzehnten für
Unabhängigkeit kämpften. Am vergangenen Wochenende haben sich die Regierung in Manila
und die Rebellen im Süden der Philippinen nun auf eine Rahmenvereinbarung verständigt.
Der
philippinische Präsident Benigno Aquino erklärte am Sonntag, die Regierung habe sich
mit den Rebellen auf ein Abkommen geeinigt, dem eine endgültige Friedenslösung folgen
soll. Die Schaffung eines neuen regionalen Verwaltungsgebietes auf Mindanao soll den
Konflikt beenden. Es soll über gewisse autonome Rechte verfügen, Kompetenzen wie Verteidigung,
Währungspolitik und Staatsbürgerschaft sollen aber bei der Zentralregierung bleiben.
Die katholische Basisgemeinschaft von Sant´Egidio verfolgt den Konflikt auf den Philippinen
seit Jahrzehnten. Mario Giro ist verantwortlich für die internationalen Beziehungen
der Basisgemeinschaft. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte er:
„Sicherlich
ist vieles bei dem Abkommen vom Sonntag noch unklar, auch weil es in der Vergangenheit
immer wieder Verhandlungen gab. Aber erstmals hat die Regierung in Manila die Volksgruppe
der Moro offiziell anerkannt. Präsident Aquino gibt sich sehr viel Mühe, dem Konflikt
ein Ende zu setzen, auch weil die Spannungen schon über 40 Jahre andauern. Man muss
auch sagen, dass es bei dem Konflikt nicht immer nur um die Anerkennung der Volksgruppe
ging. Auch wirtschaftliche Aspekte spielten eine große Rolle.“
Die Region
Mindanao ist reich an Bodenschätzen. Auf der zweitgrößten Insel der Philippinen leben
die meisten Muslime des Landes, die fünf Prozent der Bevölkerung ausmachen. Anfang
der siebziger Jahre gingen Forderungen nach einer Selbstverwaltung in einen bewaffneten
Aufstand über, dem bisher 120.000 Personen zum Opfer fielen. Zwei Millionen Menschen
wurden zu Flüchtlingen. Dazu Giro:
„Die Philippinos sind müde von diesem
Konflikt. So viele Tote und zahlreiche Flüchtlinge sind eine Last für alle. Es scheint
nun der Moment gekommen zu sein, in dem alle einen Schritt in Richtung Frieden gehen
möchten.“
Vor etwa zehn Jahren erreichte der Konflikt einen Höhepunkt,
als auf Mindanao die islamistische Terrorgruppe Abu Sayyaf mit Verbindungen zu El
Kaida ihre Aktivitäten verstärkte. Die größte Separatistengruppe MILF und Gegner der
Abu Sayyaf bemühten sich seitdem um eine Annäherung zur Regierung. Auch die katholische
Kirche half bei den Verhandlungen mit, so Mario Giro von Sant´Egidio.
„Die
katholische Kirche hat zwar nicht direkt und im Vordergrund gewirkt. Sie hat sich
aber immer auf die Seite der Schwächsten und der Opfer dieses Konfliktes gestellt.
Die Bischöfe haben immer dazu aufgerufen, dass die Rechte aller Philippinos gewahrt
werden.“
Die Christen auf Mindanao seien verständlicherweise skeptisch.
Ein Unterhändler der MILF versprach ihnen am Sonntag völlige Freiheit bei der Ausübung
ihres Glaubens. Vertreter ethnischer Minderheiten sollten im Lokalparlament des neu
zu schaffenden Gliedstaates reservierte Sitze erhalten. Das sei vorbildlich, sollte
es tatsächlich umgesetzt werden, so Giro.
„Meiner Meinung nach war das größte
Problem bei dem Konflikt auf Mindanao vor allem die Tatsache, dass sich kein Land
im Westen dafür interessierte. Wir von Sant´Egidio waren seit Anbeginn des Konfliktes
bemüht, eine Lösung zu finden. Immer wieder haben wir versucht, auch europäische Länder
bei den Gesprächen einzuladen. Ich hoffe aber, dass ab nun eine neue Geschichte für
die Philippinen beginnen wird.“