2012-10-10 13:05:34

Benedikt XVI.: „Konzil ist bis heute Kompass“


RealAudioMP3 Das Zweite Vatikanische Konzil und die Neuevangelisierung standen an diesem Mittwoch im Zentrum der Gedanken des Papstes. Am 11. Oktober, genau fünfzig Jahre nach dem Beginn der historischen Bischofsversammlung, eröffnet Benedikt XVI. an diesem Donnerstag das Jahr des Glaubens, parallel läuft weiter die Bischofssynode zur Neuevangelisierung im Vatikan. Benedikt XVI. verwies in seiner Katechese bei der Generalaudienz auf die Notwendigkeit einer inneren Erneuerung des Glaubens:

„Johannes XXIII. hat das Konzil einberufen aus dem Bewusstsein heraus, dass das Christentum müde geworden war und nicht mehr recht in der Zeit zu stehen schien, in Sprache und Formen der Vergangenheit zugehörig schien. So hat er das Stichwort ‚Aggiornamento’ geprägt, ,es wieder auf den Tag bringen‘. Das heißt nicht ein äußerliches Neuanstreichen des Glaubens, sondern es bedeutet, seine innere Gegenwart neu zu entdecken. Er wollte, dass die ständige und lebendige innere Gegenwart des Glaubens wieder sichtbar wird, dass er heute lebt und die Welt und die Menschen von heute formt.“

Die Botschaft des Konzils für heute sei die Wirklichkeit Gottes, so der Papst – Gott sei keine „Hypothese“.

„In diese einfache Mitte des Glaubens hinein wollte und will das Konzil uns wieder führen. Und wir wollen sie heute neu erlernen und so wieder heute Christen sein, damit heute Gott in die Welt hinein leuchte und so der Mensch seine Würde wieder neu entdecken kann, denn wenn Gott wegfällt, ist auch unsere Würde dürftig geworden.“
In diesem Sinne bleibe das Konzil bis heute ein Aufruf zur Neuevangelisierung jedes Einzelnen:

„Ein Aufruf, jeden Tag neu die Schönheit unseres Glaubens zu entdecken, uns in einer tiefen Beziehung zu Christus zu festigen und so unsere Taufberufung in Fülle zu leben.“

Benedikt XVI. als Theologe auf dem Konzil

Im italienischen Redeteil schilderte Benedikt XVI., wie er selbst als beratender Konzilstheologe und als Begleiter des damaligen Kölner Erzbischofs, Kardinal Josef Frings, das Zweite Vatikanische Konzil erlebte – nämlich als Ereignis der „Freude“, „Hoffnung“ und „Ermutigung“ für die katholische Kirche.

„Für mich war es eine einmalige Erfahrung: Nach dem ganzen Eifer und Enthusiasmus der Vorbereitung konnte ich eine lebendige Kirche sehen – fast 3.000 Konzilsväter aus aller Welt unter Führung des Nachfolgers des Apostels Petrus – die sich in die Schule des Heiligen Geistes begibt, des wahren Motors des Konzils. Wenige Male in der Geschichte hat man wie damals konkret die Universalität der Kirche fast berühren können, in einem Moment der großen Verwirklichung seiner Mission, das Evangelium in jede Zeit und bis zu den Grenzen der Erde zu tragen.“

Anders als bei anderen Konzilien der Kirchengeschichte – Benedikt XVI. hielt hier Rückschau auf die Bischofsversammlungen im Laufe der Jahrhunderte – habe es beim Zweiten Vatikanum keine „besonderen Fehler des Glaubens“ gegeben, die es „zu korrigieren oder zu verdammen“ galt, so der Papst. Auch habe es keine Fragen der Kirchendoktrin gegeben, die man hätte klären müssen. Vor diesem Hintergrund sei die Ankündigung des Zweiten Vatikanischen Konzils durch Papst Johannes XXIII. am 25. Januar 1959 „überraschend“ gekommen und habe einen neuen Abschnitt markiert: Nicht die Lehre habe zur Debatte gestanden, sondern die Art und Weise ihrer Vermittlung.

„Zurück zur Essenz des Glaubens“

Paul VI. habe in seiner Abschlusspredigt am Ende der letzten Konzilssitzung am 7. Dezember 1965 „Worte von außergewöhnlicher Aktualität“ gefunden, um die Herausforderungen für die katholischen Kirche zu umschreiben, führte Benedikt XVI. aus: Der wissenschaftliche Fortschritt, der Zuwachs an Individualismus und menschlicher Selbstreflektion sowie der Wille zur Freiheit, die Weltbezogenheit der Gesellschaft und ihre „Gottvergessenheit“. Diese Gottvergessenheit bestehe bis heute, so Benedikt XVI., sie mache eine Erneuerung des Glaubens aus seiner Essenz heraus nötig:

„Ich denke nun also, dass wir die einfachste und grundlegendste Lektion des Konzils lernen müssen: dass das Christentum in seiner Essenz im Glauben an Gott besteht, der die dreifaltige Liebe ist. Dass das Christentum in der Begegnung, der persönlichen und gemeinschaftlichen, besteht – mit Christus, der das Leben orientiert und führt. Der Rest folgt all dem.“

Papstgrüße auch auf Arabisch

Zum ersten Mal hat es bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch auch eine arabische Zusammenfassung der Papstworte gegeben. Damit wolle der Papst den Christen des Nahen Ostens sein Interesse und seine Unterstützung zeigen, hatte Vatikansprecher Federico Lombardi am Dienstag angekündigt. In seinen Grußworten an die deutschsprachigen Pilger kam der Papst auf das Thema Gebet zu sprechen:


„Christus lädt uns ein, die Freundschaft mit ihm im Gebet zu pflegen und so gemeinsam für eine bessere Zukunft zu leben. Bitten wir ihn um seinen Heiligen Geist, der die Liebe in der Welt zum Sieg führt. Der Herr geleite euch als seine frohen Jünger auf allen euren Wegen.“

(rv 10.10.2012 pr)



Der vollständige Text des deutschen Teils der Generalaudienz:
Liebe Brüder und Schwestern,
morgen sind es 50 Jahre, Papst Johannes XXIII. das Zweite Vatikanische Konzil eröffnet hat und an diesem Tag beginnen wir auch ein Jahr des Glaubens, um uns wieder neu in das Wollen dieses Konzils und das Wollen des Herrn selbst hinein zu begeben, Glauben zu lernen und aus dem Glauben zu leben.
Johannes XXIII. hat das Konzil einberufen aus dem Bewusstsein heraus, dass das Christentum müde geworden war und nicht mehr recht in der Zeit zu stehen schien, in Sprache und Formen der Vergangenheit zugehörig schien. So hat er das Stichwort ‚Aggiornamento’ geprägt, „es wieder auf den Tag bringen“. Das heißt nicht ein äußerliches neu Anstreichen des Glaubens, sondern es bedeutet seine innere Gegenwart neu zu entdecken. Er wollte, dass die ständige und lebendige innere Gegenwart des Glaubens wieder sichtbar wird, dass heute lebt und die Welt und die Menschen von heute formt.
Wenn wir zurück schauen, können wir sagen, dass das Wesentliche, was uns das Konzil gesagt hat, eigentlich sehr einfach ist: Gott gibt es. Er ist nicht eine Hypothese, er ist Wirklichkeit. Und: Gott ist nicht irgendwo, fern, sondern er ist selbst Mensch geworden. Gott ist so, wie Jesus Christus ist, denn Christus ist Mensch und Gott. Wir können Gott begegnen, auf ihn zu leben und so unser Leben und unsere Welt reicher und größer machen.
In diese einfache Mitte des Glaubens hinein wollte und will das Konzil uns wieder führen. Und wir wollen sie heute neu erlernen und so wieder heute Christen sein, damit heute Gott in die Welt hinein leuchte und so der Mensch seine Würde wieder neu entdecken kann, denn wenn Gott wegfällt, ist auch unsere Würde dürftig geworden.
Wir wollen den Herrn bitten, dass er uns hilft, das Jahr freudig zu begehen und neu den Glauben zu entdecken und uns von ihm entdecken zu lassen und so auf den Herrn zuzugehen und so der Erneuerung der Welt zu dienen.
(…) Christus lädt uns ein, die Freundschaft mit ihm im Gebet zu pflegen und so gemeinsam für eine bessere Zukunft zu leben. Bitten wir ihn um seinen Heiligen Geist, der die Liebe in der Welt zum Sieg führt.








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