2012-10-09 15:24:51

Ausblick auf die Eröffnung des Jahres des Glaubens am 11. Oktober


RealAudioMP3 An diesem Donnerstag wird auf dem Petersplatz in Rom feierlich das von Papst Benedikt ausgerufene Jahr des Glaubens eröffnet. Das Datum des 11. Oktober, das mit dem 50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils zusammen fällt, ist keinesfalls zufällig für die Eröffnung des katholischen Großereignisses gewählt worden. Der Papst schrieb dazu in seinem Motu Proprio:

„Ich war der Meinung, den Beginn des Jahres des Glaubens auf das Datum des fünfzigsten Jahrestags der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils zu legen, könne eine günstige Gelegenheit bieten, um zu begreifen, dass die von den Konzilsvätern als Erbe hinterlassenen Texte gemäß den Worten des seligen Johannes Paul II. ,weder ihren Wert noch ihren Glanz verlieren. Sie müssen auf sachgemäße Weise gelesen werden, damit sie aufgenommen und verarbeitet werden können als qualifizierte und normgebende Texte des Lehramtes innerhalb der Tradition der Kirche.‘ […] Auch ich möchte mit Nachdruck hervorheben, was ich wenige Monate nach meiner Wahl zum Nachfolger Petri in Bezug auf das Konzil gesagt habe: ,Wenn wir es mit Hilfe der richtigen Hermeneutik lesen und rezipieren, dann kann es eine große Kraft für die stets notwendige Erneuerung der Kirche sein und immer mehr zu einer solchen Kraft werden.‘“

Der Vorsitzende des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, erläuterte an diesem Dienstag vor der Presse, dass die Eröffnungsfeierlichkeiten zum Jahr des Glaubens an das wegweisende Zweite Vatikanische Konzil erinnern sollen: Zunächst würden einige Texte aus den vier Konzilskonstitutionen verlesen werden, kündigte Fisichella an: aus Sacrosanctum Consilium, Lumen Gentium, Gaudium et Spes sowie Dei Verbum. Diese bildeten die Früchte des Konzils und die Erneuerung im Leben der Kirche ab. Danach werde, ebenfalls in Anlehnung an das Konzil, eine große Prozession stattfinden, an der sämtliche anwesenden Bischöfe teilnehmen und die mit der Inthronisierung des Wortes Gottes abgeschlossen werde. Auch 14 Konzilsväter werden laut den Angaben an der Feier teilnehmen. Eine bedeutsame Reminiszenz an das Konzil werde auch die Überreichung von Botschaften durch den Papst an ausgewählte Repräsentanten der „Menschheit“ darstellen. Es handle sich dabei um die gleichen Botschaften, die am Ende des Konzils von Paul VI. an Regierende, Wissenschaftler, Frauen, Künstler, Arbeiter, Arme, Kranke, Leidende sowie Jugendliche übergeben wurden, so der Erzbischof. Die Aktualität dieser Botschaften habe auch 50 Jahre nach ihrem Entstehen nicht nachgelassen.
Auch zwei international anerkannte deutsche Wissenschaftler sind unter den Empfängern der Botschaften: der Philosoph Robert Spaemann sowie der Bibelwissenschaftler Gerhard Lohfink. Die Empfänger der Botschaften sind bunt ansonsten gemischt, neben Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind es auch „ganz normale“ Gläubige, die die Botschaften stellvertretend erhalten. Mit dabei sind zum Beispiel der chilenische Minenarbeiter, der nach dem Einsturz seiner Mine als erster Kontakt zur Außenwelt aufgenommen habe und schließlich als letzter aus der Mine gestiegen sei, um seinen Kumpanen beizustehen. Er wird die Botschaft stellvertretend für die Arbeiter entgegen nehmen. Außerdem werde es abends einen Fackelzug von der Engelsburg zum Petersplatz geben, den der Papst von seinem Fenster aus beobachten und grüßen wird.

Erzbischof Fisichella erklärte anschließend im Interview mit Radio Vatikan, welche Bedeutung das Jahr des Glaubens für die Christenheit haben soll. Es sei nicht nur dazu gedacht, den Glauben der Christen „neu zu befeuern“ und in eine immer aktuellere und verständlichere Sprache zu übersetzen, die auch Auswege aus der ,anthropologischen Krise‘ aufzeigen solle, in der die Menschheit sich zur Zeit befinde. Erzbischof Fisichella:

„Es bedeutet auch: Wir sind noch einmal dazu aufgerufen, unseren Glauben anderen mitzuteilen und ihn gemeinsam zu leben. Wir können uns nicht abkapseln und für uns allein glauben. Das Jahr des Glaubens ist eine Erfahrung, um noch einmal das Evangelium zu verkünden.“

Es sei umso notwendiger, zu den Wurzeln des Glaubens zurückzukehren, als dieser teilweise von bürokratischen Strukturen überfrachtet sei, die eine klare und unverfälschte Wahrnehmung des Evangeliums behinderten:

„Ich vermute, dass unser Zeugnis oft zu bürokratisch ist. Es ist heutzutage schwer für nichtchristliche Menschen, ein wahres Zeugnis von unserer Gemeinde wahrzunehmen. Wir sind zu bürokratisch und geben vielleicht nicht mehr das Zeugnis unser Freude. Wenn wir zu stark um die Bürokratie und das Sakramentalleben besorgt sind, verkündigen wir nicht mehr, was für den Glauben wesentlich ist. Das schadet auch unserer Glaubwürdigkeit.“

Am 24. November 2013 wird Papst Benedikt XVI. einer feierlichen Abschlusszeremonie zum Jahr des Glaubens vorstehen, Höhepunkte des Jahres werden unter anderem eine Vigilfeier am Vorabend des Pfingstfestes sowie eine eucharistische Anbetung am Hochfest Fronleichnam sein. Diese wird zeitgleich live über die ganze Welt übertragen. Außerdem wird der Weltjugendtag in Rio de Janeiro ganz unter dem Zeichen der Neuevangelisierung stehen.

(rv 09.10.2012 cs)









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