Ausblick auf die Eröffnung des Jahres des Glaubens am 11. Oktober
An diesem Donnerstag
wird auf dem Petersplatz in Rom feierlich das von Papst Benedikt ausgerufene Jahr
des Glaubens eröffnet. Das Datum des 11. Oktober, das mit dem 50. Jahrestag der Eröffnung
des Zweiten Vatikanischen Konzils zusammen fällt, ist keinesfalls zufällig für die
Eröffnung des katholischen Großereignisses gewählt worden. Der Papst schrieb dazu
in seinem Motu Proprio:
„Ich war der Meinung, den Beginn des Jahres des
Glaubens auf das Datum des fünfzigsten Jahrestags der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen
Konzils zu legen, könne eine günstige Gelegenheit bieten, um zu begreifen, dass die
von den Konzilsvätern als Erbe hinterlassenen Texte gemäß den Worten des seligen Johannes
Paul II. ,weder ihren Wert noch ihren Glanz verlieren. Sie müssen auf sachgemäße Weise
gelesen werden, damit sie aufgenommen und verarbeitet werden können als qualifizierte
und normgebende Texte des Lehramtes innerhalb der Tradition der Kirche.‘ […] Auch
ich möchte mit Nachdruck hervorheben, was ich wenige Monate nach meiner Wahl zum Nachfolger
Petri in Bezug auf das Konzil gesagt habe: ,Wenn wir es mit Hilfe der richtigen Hermeneutik
lesen und rezipieren, dann kann es eine große Kraft für die stets notwendige Erneuerung
der Kirche sein und immer mehr zu einer solchen Kraft werden.‘“
Der Vorsitzende
des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, erläuterte
an diesem Dienstag vor der Presse, dass die Eröffnungsfeierlichkeiten zum Jahr des
Glaubens an das wegweisende Zweite Vatikanische Konzil erinnern sollen: Zunächst würden
einige Texte aus den vier Konzilskonstitutionen verlesen werden, kündigte Fisichella
an: aus Sacrosanctum Consilium, Lumen Gentium, Gaudium et Spes sowie Dei Verbum. Diese
bildeten die Früchte des Konzils und die Erneuerung im Leben der Kirche ab. Danach
werde, ebenfalls in Anlehnung an das Konzil, eine große Prozession stattfinden, an
der sämtliche anwesenden Bischöfe teilnehmen und die mit der Inthronisierung des Wortes
Gottes abgeschlossen werde. Auch 14 Konzilsväter werden laut den Angaben an der Feier
teilnehmen. Eine bedeutsame Reminiszenz an das Konzil werde auch die Überreichung
von Botschaften durch den Papst an ausgewählte Repräsentanten der „Menschheit“ darstellen.
Es handle sich dabei um die gleichen Botschaften, die am Ende des Konzils von Paul
VI. an Regierende, Wissenschaftler, Frauen, Künstler, Arbeiter, Arme, Kranke, Leidende
sowie Jugendliche übergeben wurden, so der Erzbischof. Die Aktualität dieser Botschaften
habe auch 50 Jahre nach ihrem Entstehen nicht nachgelassen. Auch zwei international
anerkannte deutsche Wissenschaftler sind unter den Empfängern der Botschaften: der
Philosoph Robert Spaemann sowie der Bibelwissenschaftler Gerhard Lohfink. Die Empfänger
der Botschaften sind bunt ansonsten gemischt, neben Persönlichkeiten des öffentlichen
Lebens sind es auch „ganz normale“ Gläubige, die die Botschaften stellvertretend erhalten.
Mit dabei sind zum Beispiel der chilenische Minenarbeiter, der nach dem Einsturz seiner
Mine als erster Kontakt zur Außenwelt aufgenommen habe und schließlich als letzter
aus der Mine gestiegen sei, um seinen Kumpanen beizustehen. Er wird die Botschaft
stellvertretend für die Arbeiter entgegen nehmen. Außerdem werde es abends einen Fackelzug
von der Engelsburg zum Petersplatz geben, den der Papst von seinem Fenster aus beobachten
und grüßen wird.
Erzbischof Fisichella erklärte anschließend im Interview mit
Radio Vatikan, welche Bedeutung das Jahr des Glaubens für die Christenheit haben soll.
Es sei nicht nur dazu gedacht, den Glauben der Christen „neu zu befeuern“ und in eine
immer aktuellere und verständlichere Sprache zu übersetzen, die auch Auswege aus der
,anthropologischen Krise‘ aufzeigen solle, in der die Menschheit sich zur Zeit befinde.
Erzbischof Fisichella:
„Es bedeutet auch: Wir sind noch einmal dazu aufgerufen,
unseren Glauben anderen mitzuteilen und ihn gemeinsam zu leben. Wir können uns nicht
abkapseln und für uns allein glauben. Das Jahr des Glaubens ist eine Erfahrung, um
noch einmal das Evangelium zu verkünden.“
Es sei umso notwendiger, zu den
Wurzeln des Glaubens zurückzukehren, als dieser teilweise von bürokratischen Strukturen
überfrachtet sei, die eine klare und unverfälschte Wahrnehmung des Evangeliums behinderten:
„Ich
vermute, dass unser Zeugnis oft zu bürokratisch ist. Es ist heutzutage schwer für
nichtchristliche Menschen, ein wahres Zeugnis von unserer Gemeinde wahrzunehmen. Wir
sind zu bürokratisch und geben vielleicht nicht mehr das Zeugnis unser Freude. Wenn
wir zu stark um die Bürokratie und das Sakramentalleben besorgt sind, verkündigen
wir nicht mehr, was für den Glauben wesentlich ist. Das schadet auch unserer Glaubwürdigkeit.“
Am
24. November 2013 wird Papst Benedikt XVI. einer feierlichen Abschlusszeremonie zum
Jahr des Glaubens vorstehen, Höhepunkte des Jahres werden unter anderem eine Vigilfeier
am Vorabend des Pfingstfestes sowie eine eucharistische Anbetung am Hochfest Fronleichnam
sein. Diese wird zeitgleich live über die ganze Welt übertragen. Außerdem wird der
Weltjugendtag in Rio de Janeiro ganz unter dem Zeichen der Neuevangelisierung stehen.