2012-10-06 10:55:55

Deutschland: Polnische Mission will Tradition im Glauben stärken


RealAudioMP3 In den vergangenen drei Tagen stand für die Mitglieder der polnischsprachigen Gemeinden in Deutschland eine ganz besondere Reise auf dem Programm: Sie machten eine Pilgerfahrt nach Rom. Im Radio-Vatikan- Interview haben wir mit dem Delegierten der Deutschen Bischofskonferenz für die polnisch-sprachige Seelsorge gesprochen. Er gibt Einblick in die Seelsorge in Deutschland – aus Sicht der polnischsprachigen Gemeinde dort.

Geschätzt leben etwa eineinhalb bis zwei Millionen Polen in Deutschland. Viele von ihnen sind römisch-katholisch. Sie werden von den polnisch-katholischen Missionen in Deutschland betreut: Beichten in der Muttersprache, die Heilige Messe auf Polnisch feiern – das sind nur einige Beispiele für die Angebote dieser muttersprachlichen Gemeinden, die zugleich fester Teil der Ortsgemeinde sind. Viele, die in der Fremde Halt und Hilfe suchen, nutzen die speziellen Seelsorge-Angebote in polnischer Sprache. Auch Ausflüge gehören dazu, so war eine Gruppe in diesen Tagen zum Beispiel in Rom. Der Delegierte der deutschen Bischofskonferenz für die polnischsprachige Seelsorge, Stanislaw Budyn, besuchte mit mehr als 1.000 Teilnehmern die Ewige Stadt:

„Es geht uns darum, Papst Johannes Paul II. die Ehre zu erweisen, und auch darum, dem jetzigen Papst dafür zu danken, dass er seinen Vorgänger so schnell selig gesprochen hat. Benedikt XVI. wird auch bei uns fast so geschätzt und verehrt wie Johannes Paul II. Und deswegen haben wir gedacht: Wir müssen unbedingt nach Rom fahren!“

Höhepunkt der Reise waren die Heilige Messe im Petersdom und der Besuch des Grabes von Papst Johannes Paul II. Wir haben mit Budyn, der schon seit mehr als 30 Jahren in der Bundesrepublik ist, auch über seinen Blick auf die katholische Kirche in Deutschland gesprochen. Er versteht die Klagen vieler Mitbrüder, dass organisatorische Dinge ihnen zu viel Zeit rauben:

„Wir haben in Deutschland ganz klar zu viele Sitzungen. Verschiedene Gruppen müssen jede Menge Sitzungen machen. Den Geistlichen fehlt Zeit für die richtige Seelsorge, also auch für die verschiedenen Gottesdienste. Es fehlt ihnen auch Zeit, neue Impulse zu suchen jenseits des Gottesdienstes. Wir sollen nicht nur über die Strukturen nachdenken, wir müssen auch über die Seele nachdenken.“

Er persönlich habe den Eindruck, dass die Religiosität in Deutschland viel von ihrer Kraft und Stärke verliere – in der Kirche selbst und in der Gesellschaft. Die polnische Mission habe weiterhin viele Besucher, weil aktuell viele Polen nach Deutschland kämen. Generell sei es aber wichtig, an die religiösen Wurzeln zu erinnern und so den Glauben zu stärken, meint Budyn:

„Jede Kirche hat etwas Besonderes. Auch wir bringen manchmal religiöse Impulse ein, die der deutschen Mentalität fremd erscheinen mögen. Aber trotzdem versuchen wir eine Brücke für die Menschen zu bauen, je nachdem, wie uns das erlaubt wird und wie wir das schaffen können. Es ist aber in keinem Fall so, dass wir uns quer stellen würden zur Kirche von morgen.“

Es gehe um den Balanceakt zwischen Tradition und Moderne, so der Delegierte der deutschen Bischofskonferenz für die polnischsprachige Seelsorge. Darauf aufmerksam zu machen, ist laut Budyn eine wichtige Aufgabe seiner Landsleute für die Kirche in Deutschland. Es gehe um…

„die Tradition, welche für die Polen noch weiter lebendig und wichtig ist, aber auch um die neue charismatische und ecclesiale Bewegung. Wir müssen auf Beides schauen. Auch auf die Vergangenheit. Nicht sofort abschalten - das zweite Vatikanum, das ist keine neue Epoche in der Kirche. Wir müssen das richtig überbrücken und verstehen als Kontinuität in der Kirche. Ich glaube, wir sind jetzt auf einem neuen, säkularisierten Weg. Ich glaube, dass sich in dieser Richtung immer mehr entwickelt, aber trotzdem: Als Kirche ist unser Ziel nicht nur das Leben von heute. Da müssen wir also bestimmte Akzente setzen und das den Menschen klar machen.“

(rv 05.10.2012 sta)
















All the contents on this site are copyrighted ©.