Deutschland: Polnische Mission will Tradition im Glauben stärken
In den vergangenen
drei Tagen stand für die Mitglieder der polnischsprachigen Gemeinden in Deutschland
eine ganz besondere Reise auf dem Programm: Sie machten eine Pilgerfahrt nach Rom.
Im Radio-Vatikan- Interview haben wir mit dem Delegierten der Deutschen Bischofskonferenz
für die polnisch-sprachige Seelsorge gesprochen. Er gibt Einblick in die Seelsorge
in Deutschland – aus Sicht der polnischsprachigen Gemeinde dort.
Geschätzt
leben etwa eineinhalb bis zwei Millionen Polen in Deutschland. Viele von ihnen sind
römisch-katholisch. Sie werden von den polnisch-katholischen Missionen in Deutschland
betreut: Beichten in der Muttersprache, die Heilige Messe auf Polnisch feiern – das
sind nur einige Beispiele für die Angebote dieser muttersprachlichen Gemeinden, die
zugleich fester Teil der Ortsgemeinde sind. Viele, die in der Fremde Halt und Hilfe
suchen, nutzen die speziellen Seelsorge-Angebote in polnischer Sprache. Auch Ausflüge
gehören dazu, so war eine Gruppe in diesen Tagen zum Beispiel in Rom. Der Delegierte
der deutschen Bischofskonferenz für die polnischsprachige Seelsorge, Stanislaw Budyn,
besuchte mit mehr als 1.000 Teilnehmern die Ewige Stadt:
„Es geht uns darum,
Papst Johannes Paul II. die Ehre zu erweisen, und auch darum, dem jetzigen Papst dafür
zu danken, dass er seinen Vorgänger so schnell selig gesprochen hat. Benedikt XVI.
wird auch bei uns fast so geschätzt und verehrt wie Johannes Paul II. Und deswegen
haben wir gedacht: Wir müssen unbedingt nach Rom fahren!“
Höhepunkt der
Reise waren die Heilige Messe im Petersdom und der Besuch des Grabes von Papst Johannes
Paul II. Wir haben mit Budyn, der schon seit mehr als 30 Jahren in der Bundesrepublik
ist, auch über seinen Blick auf die katholische Kirche in Deutschland gesprochen.
Er versteht die Klagen vieler Mitbrüder, dass organisatorische Dinge ihnen zu viel
Zeit rauben:
„Wir haben in Deutschland ganz klar zu viele Sitzungen. Verschiedene
Gruppen müssen jede Menge Sitzungen machen. Den Geistlichen fehlt Zeit für die richtige
Seelsorge, also auch für die verschiedenen Gottesdienste. Es fehlt ihnen auch Zeit,
neue Impulse zu suchen jenseits des Gottesdienstes. Wir sollen nicht nur über die
Strukturen nachdenken, wir müssen auch über die Seele nachdenken.“
Er persönlich
habe den Eindruck, dass die Religiosität in Deutschland viel von ihrer Kraft und Stärke
verliere – in der Kirche selbst und in der Gesellschaft. Die polnische Mission habe
weiterhin viele Besucher, weil aktuell viele Polen nach Deutschland kämen. Generell
sei es aber wichtig, an die religiösen Wurzeln zu erinnern und so den Glauben zu stärken,
meint Budyn:
„Jede Kirche hat etwas Besonderes. Auch wir bringen manchmal
religiöse Impulse ein, die der deutschen Mentalität fremd erscheinen mögen. Aber trotzdem
versuchen wir eine Brücke für die Menschen zu bauen, je nachdem, wie uns das erlaubt
wird und wie wir das schaffen können. Es ist aber in keinem Fall so, dass wir uns
quer stellen würden zur Kirche von morgen.“
Es gehe um den Balanceakt zwischen
Tradition und Moderne, so der Delegierte der deutschen Bischofskonferenz für die polnischsprachige
Seelsorge. Darauf aufmerksam zu machen, ist laut Budyn eine wichtige Aufgabe seiner
Landsleute für die Kirche in Deutschland. Es gehe um…
„die Tradition, welche
für die Polen noch weiter lebendig und wichtig ist, aber auch um die neue charismatische
und ecclesiale Bewegung. Wir müssen auf Beides schauen. Auch auf die Vergangenheit.
Nicht sofort abschalten - das zweite Vatikanum, das ist keine neue Epoche in der
Kirche. Wir müssen das richtig überbrücken und verstehen als Kontinuität in der Kirche.
Ich glaube, wir sind jetzt auf einem neuen, säkularisierten Weg. Ich glaube, dass
sich in dieser Richtung immer mehr entwickelt, aber trotzdem: Als Kirche ist unser
Ziel nicht nur das Leben von heute. Da müssen wir also bestimmte Akzente setzen und
das den Menschen klar machen.“