Russland: Orthodoxe Priester dürfen Politiker werden
Russisch-orthodoxe Geistliche dürfen künftig in Ausnahmefällen offiziell für politische
Ämter kandidieren. Das Leitungsgremium der Kirche, der Heilige Synod, billigte laut
Kirchenangaben von Donnerstagabend eine 2011 von einer Bischofssynode auf den Weg
gebrachte Regelung. Eine Kandidatur soll demnach auf allen politischen Ebenen erlaubt
sein, wenn sie für die Kirche zur Verteidigung gegen „schismatische oder andersgläubige
Kräfte“ notwendig sei. Auch auf Parteilisten dürften Geistliche dann antreten. Die
Bewerbung um ein politisches Amt muss demnach in jedem Einzelfall von der Kirchenleitung
genehmigt werden. Normalerweise sei sie unzulässig. Eine Parteimitgliedschaft sei
in keinem Fall erlaubt. Bei der Präsidentenwahl vom März hatte die Kirche eine Kandidatur
des beurlaubten Priesters und Schauspielers Iwan Ochlobystin verhindert. Er sei immer
noch ein Geistlicher und dürfe daher nicht für das Präsidentenamt kandidieren, hieß
es zur Begründung. Die Kirchenleitung lehnte damals auch ab, dass Geistliche als Wahlbeobachter
arbeiten. Bei der Parlamentswahl vom Dezember hatten mehrere Priester Manipulationen
bei der Stimmenauszählung publik gemacht.