2012-10-03 13:36:24

Österreich: „Nur aus dem Glauben kommt Erneuerung der Kirche“


Das „Jahr des Glaubens“ soll als Chance genützt werden, um gemeinsam aus Sackgassen herauszufinden und die Kirche aus dem Glauben heraus zu erneuern. Das betonen die österreichischen Bischöfe in einem gemeinsamen Hirtenwort zum „Jahr des Glaubens“, das am Mittwoch vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, in Wien vorgestellt wurde. Angesichts „mancherlei Prüfungen“ gehe es „um die Bewahrung, die Bewährung, die Erneuerung, die Freude des Glaubens“, sagen die Bischöfe zur Absicht des Hirtenworts. Vor diesem Hintergrund geht der österreichische Episkopat auf den „Reformstau“ in der Kirche ein und bekräftigt die kirchliche Lehre über Eucharistie, Ehe und Weihepriestertum. Angesichts der „weitverbreiteten Unzufriedenheit mit der Situation der Kirche und der ,Kirchenleitung'“ erinnern die Bischöfe an die Predigt des Papstes am Gründonnerstag, in der dieser auf den „Aufruf zum Ungehorsam“ einer Priestergruppe in Österreich eingegangen war. Diese Worte hätten gezeigt, wie sehr Benedikt XVI. „um diese Sorgen und Anliegen weiß“, halten die Bischöfe fest und verweisen auf ihren schon mehrfach formulierten Standpunkt, wonach ein „Aufruf zum Ungehorsam“ nicht unwidersprochen hingenommen werden könne.

Gleichzeitig betonen die Bischöfe, dass sie die Sorgen teilen, die hinter bestimmten „Reformforderungen“ stünden. Dies betreffe vor allem den mangelnden Priesternachwuchs, der an manchen Orten „immer drückender spürbar“ wird. Entgegen der weit verbreiteten Meinung, die österreichischen Bischöfe sollten „Druck in Rom“ ausüben zwecks Änderung der Zulassungsbedingungen zum Priesteramt, wird im bischöflichen Schreiben an das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) erinnert. Dieses habe sich „entschieden für die Beibehaltung des priesterlichen Zölibats für die römisch-katholische Kirche ausgesprochen“, was auch von allen Bischofssynoden seither immer wieder „als für die Kirche gültig“ bestätigt worden sei. In dieser Situation gelte es dorthin zu schauen, wo geistliche „Berufungen blühen“ und daraus zu lernen, unter welchen Bedingungen „Berufungen wachsen können“.

Mit der Frage des Priesternachwuchses sei die Zukunft der christlichen Gemeinden eng verbunden, fahren die Bischöfe fort und sagen: „Der Priestermangel ist nur ein Aspekt davon, der ,Gläubigenschwund' ein anderer.“ Angesichts großer gesellschaftlicher Umbrüche gehe es darum, gemeinsam den „Übergang zu einer veränderten Kirchensituation“ zu gestalten. Entscheidend werde es sein, „nicht nur die Verluste zu beklagen, sondern auf die Zeichen der Zeit zu achten“, und dass die Kirche wieder „missionarisch werden muss“. Pfarrgemeinden sind und bleiben nach Meinung der Bischöfe notwendig und zukunftsfähig. Zugleich wolle man sich „ohne Angst den großen gesellschaftlichen und kirchlichen Änderungen“ stellen, die auch die „Pfarren und ihre seelsorglichen Strukturen betreffen“.

Zur diskutierten Zukunft der Eucharistiefeier stellen die Bischöfe fest, dass das Bewusstsein von der Wichtigkeit der Mitfeier der sonntäglichen Eucharistie „deutlich zurückgegangen“ sei und die Ursachen dafür nicht klar seien. Gleichzeitig gebe es in nicht wenigen Gegenden nach wie vor „eine Vielzahl von Messfeiern mit jeweils vergleichbar wenigen Gläubigen. Und wo keine Eucharistiefeier mehr möglich ist, werden lieber Wortgottesfeiern gehalten, als sich mit seiner Nachbargemeinde zur Eucharistiefeier zusammenzufinden.“ Eine Lösung dieser konfliktträchtigen Situation könne nicht in einem bloßen Entweder-oder liegen. Vor diesem Hintergrund betonen die Bischöfe die „klare Priorität, dass die eigentliche liturgische Feier des Sonntags, des Herrentages, die Feier der Eucharistie ist, der ein geweihter Priester vorsteht. Die Grenze zwischen Eucharistiefeier und Wortgottesfeier darf nicht verwischt werden. Hier steht die Einheit der Kirche auf dem Spiel.“

„Keine einfachen Rezepte, keine fertigen Lösungen“ könne und wolle das Schreiben der Bischöfe zu den vielfältigen Situationen von Ehe und Familie, von Scheidung, Wiederverheiratung und unverheiratetem Zusammenleben bieten. Vielmehr gehe es darum, „die Situationen vor allem im Licht des Glaubens zu sehen“. Dazu schreiben die Bischöfe: „In diesem Licht erscheinen Ehe und Familie zuerst als von Gott gewollte und geheiligte Wege.“ Oft werde der Kirche Unbarmherzigkeit vorgeworfen, wenn sie versucht, „die Treue zur Weisung Jesu gegen alles Unverständnis unserer Zeit zu wahren“. Viel zu wenig werde aber darauf hingewiesen, „dass Jesu Worte über die Unauflöslichkeit der Ehe aus Seinem Erbarmen mit uns Menschen kommen und dass viel Leid, viele Verletzungen, auch viel Unbarmherzigkeit durch unsere Untreue Seinem Wort gegenüber entstehen, unter denen Partner, Kinder, ganze Familien oft schwer zu leiden haben“, stellen die Bischöfe fest.

In den Diözesen herrsche in diesen Fragen daher das Bemühen vor, „einen Weg der Klarheit und auch der Milde, der Treue und der Barmherzigkeit zu gehen“. Der in diesem Zusammenhang erhobene Vorwurf der Unehrlichkeit und Doppelmoral sei unberechtigt und zurückzuweisen, weil die Bischöfe nicht aufgeben könnten und wollten, „was der Herr selber seiner Kirche als klare Weisung gegeben hat“. Die damit verbundene „Spannung zwischen Wahrheit und Barmherzigkeit werden wir immer neu auszuhalten haben“, heißt es im Hirtenwort.

(kap 03.10.2012 sk)








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