Papst: „Betet für Glaubensjahr und Synode“ – „Liturgie ist nicht Selbstdarstellung“
Benedikt XVI. bittet
die Katholiken um Gebet für die anstehenden kirchlichen Großereignisse. Bei seiner
Mittwochsaudienz auf dem Petersplatz sprach er davon, dass er am Donnerstag für einen
Tag in den Wallfahrtsort Loreto fährt. Damit wolle er daran erinnern, dass sein Vorgänger
Johannes XXIII. vor genau fünfzig Jahren ebenfalls dort war, um für ein Gelingen des
Zweiten Vatikanischen Konzils zu beten. Wörtlich fuhr Benedikt XVI. dann fort:
„Ich bitte euch, mit mir zu Maria für die anstehenden kirchlichen Ereignisse zu beten.
Es sind das Jahr des Glaubens und die Bischofssynode zum Thema Neuevangelisierung.
Möge Maria die Kirche bei ihrer Mission begleiten, allen Männern und Frauen unserer
Zeit das Evangelium zu verkünden!“
Ansonsten dachte der Papst vor den Teilnehmern
der Audienz über das Thema Gebet nach. Die Liturgie sei „eine der bevorzugten Quellen
des christlichen Gebetes“, Höhepunkt allen christlichen Betens.
„Das mag
uns Anlass sein, dass wir uns fragen, was für eine Rolle das liturgische Gebet in
unserem eigenen persönlichen Leben spielt. Wie sind durch die Taufe – so sagt es Paulus
– gleichsam ,in Christus‘ hinein genommen worden, daher können wir mit ihm gemeinsam
ein ,Wir‘ bilden und zu Gott dem Vater ,Vater‘ sagen. So geschieht es dann in der
Liturgie, dass wir dort unsere Identität in Christus finden, dass er uns an sich zieht
und dass wir mit ihm das Geheimnis seiner Liebe feiern und dem lebendigen Gott begegnen.“
„Wir
entdecken in der Liturgie unsere Identität als Kinder, die auf Gott als unseren Vater
schauen“, so der Papst weiter. In der Kirche lernten wir „Christus als den heute Lebendigen
kennen“. Die Kirche feiere „nicht irgendwelche vergangenen Dinge“, vielmehr sei in
der Liturgie „das Handeln Gottes gegenwärtig und begegnen wir der Gegenwart seines
Handelns“.
„Liturgie wiederum ist nicht die Privatveranstaltung irgendeiner
Gruppe, sondern ist Gemeinschaft mit Christus. Sie umspannt Himmel und Erde und alle
Gläubigen aller Orte und aller Zeiten. Nie ist es eine Gemeinde, die allein eine Liturgie
,macht‘, sie wird uns geschenkt. Sie ist gerade das Heraustreten aus dem, was wir
selber machen: In die große Gemeinschaft aller Gläubigen, die große Gemeinschaft des
Leibes Christi hinein, die alle Zeiten umspannt.“
Gerade darin bestehe
die „Größe“ der Liturgie, durch die wir „uns formen lassen“ sollten, um wirklich zu
Kindern Gottes zu werden.
„In der Liturgie wird die Kirche immer als Ganzes
sichtbar, wie wenige auch da sein mögen. Denn sie kommt von Gott her, durch sie kommt
Gott in unser Leben. Möge der Herr uns lehren, in der Liturgie, besonders in der Heilige
Messe im ,Wir‘ der Kirche zu beten, das im Vater Unser voraus gesetzt ist. Wir sagen
nicht ,mein Vater‘, wir sagen ,unser Vater‘. Nur im ,Wir‘ der Kinder sind wir Kinder
und dem Vater vereint. Liturgie möge uns in dieses ,Wir‘ hinein ziehen und uns so
zu einer großen universalen Gemeinschaft machen, zu einem Werkzeug seines Friedens.“
(rv
03.10.2012 sk)
Und hier der volle Text der deutschen Ansprache
des Papstes bei seiner Generalaudienz: Liebe Brüder und Schwestern! In der
Katechese am vergangenen Mittwoch habe ich begonnen, über die Liturgie als eine der
bevorzugten Quellen und Schule des christlichen Gebetes zu sprechen. Sie ist, wie
es der Katechismus sagt, „Beteiligung am Gebet, das Christus im Heiligen Geist an
den Vater richtet. In ihr – so sagt der Katechismus - findet alles christliche Beten
seine Quelle und seinen Abschluss“ (KKK 1073). Das mag uns Anlass sein,
dass wir uns fragen, was für eine Rolle das liturgische Gebet in unserem eigenen persönlichen
Leben spielt. Wie sind durch die Taufe – so sagt es Paulus – gleichsam „in Christus“
hinein genommen worden, daher können wir mit ihm gemeinsam ein „Wir“ bilden und zu
Gott dem Vater „Vater“ sagen. So geschieht es dann in der Liturgie, dass wir dort
unsere Identität in Christus finden, dass er uns an sich zieht und dass wir mit ihm
das Geheimnis seiner Liebe feiern und dem lebendigen Gott begegnen. Wir entdecken
in der Liturgie unsere Identität als Kinder, die auf Gott als unseren Vater schauen.
Dabei wollen wir bedenken, dass wir in der Kirche Christus als den heute Lebendigen
kennenlernen. Die Kirche feiert nicht irgendwelche vergangenen Dinge, sondern in der
Liturgie ist das Handeln Gottes gegenwärtig und begegnen wir der Gegenwart seines
Handelns. Liturgie wiederum ist nicht die Privatveranstaltung irgendeiner Gruppe,
sondern ist Gemeinschaft mit Christus. Sie umspannt Himmel und Erde und alle Gläubigen
aller Orte und aller Zeiten. Nie ist es eine Gemeinde, die allein eine Liturgie „macht“,
sie wird uns geschenkt. Sie ist gerade das Heraustreten aus dem, was wir selber machen:
In die große Gemeinschaft aller Gläubigen, die große Gemeinschaft des Leibes Christi
hinein, die alle Zeiten umspannt. Dies ist ihre Größe und in sie müssen wir hinein
wachsen, durch sie uns formen und führen vereinigen lassen und so dann wirklich zu
Söhnen und Töchtern Gottes werden, die im lebendigen „Du“ mit ihm stehen und von ihm
her ihr Leben immer neu empfangen und verwandeln lassen. Von Herzen grüße ich alle
deutschsprachigen Pilger und Besucher. In der Liturgie wird die Kirche immer als Ganzes
sichtbar, wie wenige auch da sein mögen. Denn sie kommt von Gott her, durch sie kommt
Gott in unser Leben. Möge der Herr uns lehren, in der Liturgie, besonders in der Heilige
Messe im „Wir“ der Kirche zu beten, das im Vater Unser voraus gesetzt ist. Wir sagen
nicht „mein Vater“, wir sagen „unser Vater“. Nur im „Wir“ der Kinder sind wir Kinder
und dem Vater vereint. Liturgie möge uns in dieses „Wir“ hinein ziehen und uns so
zu einer großen universalen Gemeinschaft machen, zu einem Werkzeug seines Friedens.