Die italienische Kleinstadt
Loreto hat sich auf hohen Besuch vorbereitet. Bereits zum zweiten Mal in seinem Pontifikat
kehrt Benedikt XVI. an diesem Donnerstag in den Marken ein. Die Reise ist der achte
Besuch eines Papstes in den letzten 50 Jahren. Er hebt die Bedeutung des Marienwallfahrtsortes
hervor, in dem das Haus der Heiligen Familie von Nazareth verehrt wird.
Papst
Benedikt wird am 4. Oktober an der Stelle, an der Papst Johannes XXIII. vor genau
50 Jahren um den Beistand der Maria für das beginnende Zweite Vatikanische Konzil
gebetet hatte, dasselbe für den Beginn des von ihm ausgerufenen Jahres des Glaubens
tun.
Der Besuch von Papst Johannes XXIII. war mit besonderer Bedeutung aufgeladen:
Die Weltkirche schickte sich an, eines der wichtigsten Ereignisse der Neuzeit zu begehen,
das die Weichen bis in die heutige Zeit legen sollte. Die Wallfahrt nach Loreto stellte
den Auftakt zu dieser ökumenischen Zusammenkunft dar. In seiner Rede vor 50 Jahren
am Marienheiligtum konzentrierte sich Papst Johannes XXIII. auf drei zentrale Aspekte,
in denen der Wallfahrtsort das Geheimnis von Nazareth offenbare: Einerseits das fleischgewordene
Wort, um…
„die Menschen einzuladen, über das Zusammentreffen von Himmel
und Erde nachzudenken, das das Ziel der Fleischwerdung und der Erlösung ist; und deshalb
ist es im Konkreten auch das Ziel des Ökumenischen Konzils, das den Strahl der Wohltat
immer weiter verbreiten möchte, in alle Formen des sozialen Zusammenlebens.“
Andererseits
die Familie, die die erste Übungsstätte für das christliche Leben sei, sowie…
„die
erste Schule von Stärke und Opfer, von moralischem Rechtsempfinden und Entsagung.
Sie ist ein Hort priesterlicher und religiöser Berufungen, ebenso wie von apostolischen
Unternehmungen für das christliche Laientum.“
Der dritte Gedanke des damaligen
Papstes galt der Arbeit, und insbesondere der Arbeit, die Jesus in seinen gut 30 Lebensjahren
vollbracht habe:
„Anhand des Beispiels Jesu haben 20 Jahrhunderte Christentum
dem Menschen dabei geholfen, sich in seiner Gänze zu erkennen, und ihn zum Bewusstsein
seiner Würde erhoben. Der Mensch ist in der Tat dazu berufen, mit den Plänen des Schöpfergottes
im Einklang zu arbeiten, und diese Erhabenheit der menschlichen Mühe, auch der niedrigsten,
wird durch die Arbeit Jesu in der Werkstatt von Nazareth erinnert und erhöht.“
Papst
Johannes XXIII. betete schließlich um den Segen Mariens für das Großereignis des Zweiten
Vatikanischen Konzils, das seinem Wunsch entsprechend die grundlegendsten Gebote der
Brüderlichkeit und Liebe hervorheben sollte.
Genau 50 Jahre nach dem Besuch
des Konzilspapstes wird nun Papst Benedikt erwartet – der Schutz Mariens wird in diesem
Fall für das kommende Jahr des Glaubens erbeten, mit dem auch dem heute noch nachklingenden
Konzil gedacht werden soll. Einer der Vorbereiter des Besuches ist Erzbischof Giovanni
Tonucci, der der Territorialprälatur von Loreto vorsteht und für das „Heilige Haus“
zuständig ist. Im Interview mit Radio Vatikan erklärt er, was den Besuch des Papstes
so besonders macht:
„Der Papst hat es geschafft, von diesem Ereignis aus,
das ebenso schlichtweg als historisches Ereignis erinnert werden konnte, völlig neue
Ideale und Ziele vorzuschlagen. Papst Johannes XXIII. ist gekommen, um den Beginn
des Konzils zu empfehlen und dieses große Unternehmen der Kirche unter den Schutz
Marias zu stellen. Und nun blickt Papst Benedikt auf die Neuevangelisierung, auf die
Reflexionen, die von der gesamten Kirche vor 50 Jahren auf dem Konzil vorgeschlagen
worden sind, und bittet um den Schutz der Maria auf diesem neuen Weg. Das heißt, der
Papst schlägt uns nicht einen Blick zurück, sondern einen Blick nach vorne vor, um
die Botschaft dieses großartigen Ereignisses besser zu verstehen und in uns aufzunehmen.
Dieses Ereignis hat seine Strahlkraft noch lange nicht eingebüßt, sondern hat uns
nach wie vor viel zu sagen.“
Das Heilige Haus von Loreto ist eines der
wichtigsten internationalen Heiligtümer, das der Maria geweiht ist. Jedes Jahr besuchen
mehrere tausend Menschen den Wallfahrtsort. Der Überlieferung nach beherbergt das
Heiligtum das Haus, in dem Maria in Nazareth gewohnt habe. Diese Überlieferung hat
erst vor Kurzem durch historische und archäologische Recherchen auch wissenschaftliche
Bestätigung erfahren.