Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Pastor Renke
Brahms aus Bremen, kritisiert die aus seiner Sicht „aggressive“ Nachwuchswerbung der
Bundeswehr. Nach den jüngsten Medienberichten über Ferien-Camps für Jugendliche sei
das Maß für ihn voll. Es sei keine Frage, dass alle Unternehmen und gesellschaftlichen
Institutionen perspektivisch Strategien gegen den Fachkräftemangel entwickeln müssten.
Er vertrete jedoch den Standpunkt, dass Jugendliche über alle Aspekte eines Berufsbildes
informiert werden sollten, damit sie eine unabhängige Entscheidung treffen könnten.
Immerhin handele es sich dabei um eine Entscheidung, die sich auf das gesamte weitere
Leben erheblich auswirke. „Es ist nicht seriös“, so Brahms, „wenn die Bundeswehr Minderjährige
anspricht und ihnen den Beruf des Soldaten als Abenteuerurlaub schildert“. So gehe
sie aber vor, wenn sie 16-jährigen Schulabgängern systematisch Werbung per Post zuschicke
oder ihnen in den sozialen Medien Abenteuer-Camps verspreche. „Ich habe mit zahlreichen
Eltern gesprochen, die – wie ich finde zu Recht – verärgert sind, dass ihren Kindern
ungeprüft vermeintlich verlockende Karrierechancen angeboten werden.“ In dem Rekrutierungsmaterial
gehe es um guten Verdienst, Aufstiegsmöglichkeiten und Führungsverantwortung. „Nur
am Rande oder gar nicht ist von Auslandseinsätzen die Rede, vom Töten oder der Gefahr
für das eigene Leben und die seelische Gesundheit ganz zu schweigen.“