2012-10-01 12:04:18

Sudan: Ein Signal der Einheit


RealAudioMP3 Was einmal der Sudan war, ist seit gut einem Jahr in zwei Staaten zerfallen, Sudan und Südsudan. Die Bischöfe beider Nachbarländer haben allerdings vor ein paar Tagen bei einer Konferenz in Juba beschlossen, weiterhin nur eine einzige Bischofskonferenz zu bilden. Und das, obwohl die Lage der Christen in beiden Ländern sehr unterschiedlich ist: Im mehrheitlich muslimisch-arabischen Norden sind sie eine Minderheit, im schwarzafrikanisch geprägten Südsudan eine Mehrheit. Erzbischof Leo Boccardi ist Päpstlicher Nuntius in Khartum. Er erklärt im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Die Bischöfe haben immer in einer einzigen Bischofskonferenz zusammengearbeitet, sie haben sehr brüderliche Beziehungen untereinander. Jetzt wollten sie ein Signal der Einheit setzen in einer Region, die immer noch auf der Suche nach Frieden und Versöhnung ist.“

Aber warum Juba, die Hauptstadt von Südsudan, als Sitz des Sekretariats der geeinten Bischofskonferenz? Warum nicht Khartum, die Hauptstadt von Sudan?

„Im Moment liegt einfach die Mehrheit der neun sudanesischen Bistümer, nämlich sieben, im Südsudan. Da ist es normal, das Sekretariat im Süden einzurichten. Wir sind hier in einer Region der großen Entfernungen, die Begegnungen sehr kompliziert machen, die Grenze zwischen Nord und Süd ist auch erst jetzt wiedereröffnet worden, im letzten Monat musste man über Addis Abeba oder Nairobi reisen, um nach Juba zu gelangen!“

Aber wenn die Bischöfe ihre Arbeit auf den Südsudan fokussieren, macht das dann nicht die Lage der Christen im Sudan – also im Norden – noch schwieriger? Viele von ihnen sind frühere Flüchtlinge aus dem Süden, sie leben in einem Staat mit erdrückender islamisch-arabischer Mehrheit.

„Nein, ich glaube nicht, dass die Einrichtung des Sekretariats der Bischofskonferenz in Juba die Christen im Norden isolieren wird. Dafür ist die Kirche im Norden doch zu lebendig, auch wenn sie in der Minderheit ist. Viele Ordensgemeinschaften arbeiten im Sudan: die Comboni-Missionare, die Salesianer... und auch der Päpstliche Nuntius residiert ja weiterhin im Norden! Also, die Kirche im Norden droht nicht zu verschwinden. Außerdem hat die kürzliche Übereinkunft von Addis Abeba ja auch den Streit um die Staatsbürgerschaft beigelegt. Daraufhin werden viele Menschen aus dem Süden weiterhin in Khartum bleiben wollen, und auch viele, die schon in den Südsudan gegangen waren, werden jetzt wohl wieder nach Khartum ziehen, um dort zu arbeiten bzw. zu studieren.“

In der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba hatten Ende letzter Woche die Präsidenten der beiden Nachbarländer mehrere Streitpunkte beigelegt, etwa was die Ölförderung im Südsudan betrifft. Nicht geklärt wurden die Meinungsverschiedenheiten über den Grenzverlauf. – Nach der Darstellung des Sekretärs der Bischofskonferenz hatte der Heilige Stuhl darauf gedrängt, das Bischofskonferenz-Sekretariat von Nord nach Süd zu verlegen – doch dem widerspricht Nuntius Boccardi.

„Der Heilige Stuhl, genauer die Missionkongregation, hat den Umzug des Priesterseminars von Khartum nach Juba genehmigt. Aber die Entscheidung, nur eine Bischofskonferenz zu sein und dafür ein einziges Sekretariat zu haben, geht von den sudanesischen Bischöfen aus, und sie haben jetzt auch unlängst bei ihrer Sitzung die Einrichtung des Sekretariats in Juba beschlossen.“

(rv 01.10.2012 sk)








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