Am Samstag ist im
Vatikan unter großer medialer Beachtung der Prozess gegen den ehemaligen Kammerdiener
des Papstes, Paolo Gabriele, und einen weiteren Mitarbeiter des Vatikans, Claudio
Sciarpelletti, eröffnet worden. Konkrete Ergebnisse des Prozesses waren am ersten
Prozesstag freilich noch nicht zu erwarten. So konzentrierte sich Vatikansprecher
Pater Federico Lombardi in der Pressekonferenz auch auf formale Angaben zum Prozess.
Lombardi gab die Pressekonferenz zusammen mit Journalisten, die beim ersten Prozesstag
dabei waren. Der Prozess ist öffentlich, eine begrenzte Anzahl an Journalisten darf
die Verhandlungen direkt mitverfolgen. Auf der Via Conciliazione sind stehen die ersten
Kamerateams auf eigens aufgebauten Gerüsten – die Ergebnisse des ersten Verhandlungstages
scheinen diesen Aufwand allerdings nicht zu rechtfertigen. Pater Lombardi:
„Die
Sitzung heute Morgen ist vom Präsident des Tribunals, Giuseppe Dalla Torre, geleitet
worden und hatte vor allem vorbereitenden Charakter. Anwesend waren die Anwälte der
Angeklagten, ebenso Paolo Gabriele, aber nicht Claudio Sciarpelletti, der von seinem
Anwalt vertreten wurde. Auch die Zeugen wurden genannt, die nach und nach in den nächsten
Sitzungen gehört werden.“
Lombardi informierte darüber, dass die Prozesse
gegen den Hauptangeklagten Paolo Gabriele und den wegen Beihilfe angeklagten Claudio
Sciarpelletti voneinander getrennt worden seien, wie von der Verteidigung des letzteren
gefordert worden war. Erst wenn der Urteilsspruch im Fall Gabriele sicher sei, werde
der zweite Prozess wieder aufgenommen, so der Vatikansprecher. Aus dem Umfeld der
Prozessbeobachter wurde unterdessen bekannt, dass auch der Privatsekretär des Papstes,
Georg Gänswein, möglicherweise als Zeuge aussagen werde.
Auch die Verteidigerin
von Paolo Gabriele habe mehrere Einwände vorgebracht, fuhr Lombardi fort, von denen
allerdings nur einige von den Richtern zugelassen worden seien. Es handele sich vor
allem um Einwände prozeduraler Art sowie die Anfrage, gewisse Verhörprotokolle, die
ohne Beisein seines Rechtsbeistands mit Gabriele erstellt worden waren, nicht vor
Gericht zuzulassen. Abgewiesen worden sei hingegen die Anfrage der Verteidigung, auch
den Bericht der Kardinalskommission, der auf Anfrage von Papst Benedikt erstellt worden
war, in den Prozess einzubeziehen. Auch Einwände in Bezug auf die Kompetenz des vatikanischen
Gerichtes seien nach der eineinhalbstündigen Beratung durch die Richter abgewiesen
worden. Lombardi gab weiter bekannt, wann der Prozess fortgesetzt wird: „Der
Präsident hat schließlich angekündigt, dass die Fortsetzung des Prozesses am 2. Oktober
um 9 Uhr am gleichen Ort stattfinden wird. Man wird mit der Anhörung von Paolo Gabriele
beginnen, weil der Angeklagte der erste ist, der anzuhören ist. In Folge werden andere
Zeugen gehört werden, die für diesen Prozess bestimmt worden sind. Der Gerichtspräsident
hat zu verstehen gegeben, dass es durchaus möglich sei, dass in der kommenden Woche
bis zu vier Sitzungen stattfinden werden. Er hat also den Wunsch, das Verfahren zügig
voran zu bringen.“ (rv 29.09.2012 cs)