2012-09-28 15:26:14

Vatikanzeitung: Jesus-Papyrus möglicherweise gefälscht


Einer der führenden Experten für koptische Papyri hat starke Zweifel an der Echtheit eines unlängst veröffentlichen Fragments. Aus dem angeblich aus dem vierten Jahrhundert stammenden Text soll hervorgehen, dass Jesus verheiratet gewesen sei. In der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ schreibt der Experte Alberto Camplani, über die Echtheit des von einer Harvard-Forscherin vorgestellten Fragments lasse sich erst mehr sagen, wenn man wisse, woher es überhaupt komme.

Er halte Echtheits-Erklärungen anderer Experten für verfrüht, so Camplani. Doch selbst wenn der Papyrus nicht gefälscht sei, müsse man den Text nicht unbedingt wörtlich verstehen, sondern könne ihn – wie auch bei ähnlich gelagerten antiken Texten – metaphorisch verstehen. In dem Fall würde Jesus meinen, dass er zu seinen Jüngern eine besonders enge Beziehung habe, so wie ein Ehemann zu seiner Frau.

Camplani hatte das römische Treffen von Experten für koptische Texte organisiert, auf dem die Harvard-Professorin Karen King das Fragment vorstellte. Aus seiner Sicht, so Camplani, falle das Fehlen jedes Hinweises auf eine Ehe Jesu in historischen Dokumenten „stärker ins Gewicht als eine wörtliche Übersetzung einiger Formulierung in dem neuen Text, die man viel eher symbolisch verstehen sollte“. Der Professor an der römischen Sapienza-Universität würdigt aber Kings Untersuchungen zu dem Fragment als wissenschaftlich solide. In einem Kommentar äußert sich auch der Herausgeber des „Osservatore“, Giovanni Maria Vian. Er ist Experte für das Urchristentum und nennt das Fragment schlichtweg „eine Fälschung“.

(or 28.09.2012 sk)








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