Vom Kirchenvolk aufmerksam verfolgter Schwerpunkt der Bischofsvollversammlung in Fulda:
der pastorale Umgang mit Gläubigen, die zivil geschieden und wiederverheiratet sind,
und die nach jetzigem Stand des Kirchenrechtes keine Eucharistie empfangen können.
Im Zentrum müsse eine barmherziger Umgang mit diesen Menschen stehen, erklärte Erzbischof
Robert Zollitsch bei der Schlusspressekonferenz an diesem Freitag in Fulda. Er
bezog sich dabei auf die Worte des Papstes vom diesjährigen Welttreffen der Familien
in Mailand:
„Benedikt XVI. betonte, dass die Kirche auch diese Menschen
liebe: ,Es scheint mir eine große Aufgabe einer Pfarrei, einer katholischen Gemeinde
zu sein, wirklich alles nur Mögliche zu tun, damit sie sich geliebt und akzeptiert
fühlen, damit sie spüren, dass sie keine ‚Außenstehenden’ sind, auch wenn sie nicht
die Absolution und die Eucharistie empfangen können: sie müssen sehen, dass sie auch
so vollkommen in der Kirche leben.“
Um das komplexe Problem zu bearbeiten,
habe die Bischofskonferenz eine interne Arbeitsgruppe zur Frage eingerichtet, gab
Zollitsch weiter an. Ihr gehören die Bischöfe Franz-Peter Overbeck, Franz-Peter Tebartz-van
Elst, Felix Genn, Franz-Josef Bode, Karl-Heinz Wiesemann und Stephan Ackermann an.
Die Arbeitsgruppe soll Aspekte für eine Handreichung ausarbeiten und sie dem Ständigen
Rat vorlegen.
Auch auf dem Gesprächsforum Mitte September in Hannover, einer
Etappe des Gesprächsprozesses mit dem Kirchenvolk, wurde die Frage der wiederverheirateten
Geschiedenen diskutiert. Mit dabei war auch der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck.
Er bekräftigte im Interview mit unseren Kollegen vom Domradio Köln, man müsse hier
noch einmal neu auf die Menschen zugehen:
„Bei den Wiederverheirateten
und Geschiedenen wird uns sehr deutlich, dass wir noch einmal die ernsthaften Fragen
vieler Menschen, die wirklich mit uns leben und auch leben wollen, neu ernstnehmen.
Das tun wir auch. Und dass wir uns auch Zeit nehmen, darüber zu reden und erste praktische
Schritte zum Umgang auf den Weg bringen.“
Der Ständige Rat der Deutschen
Bischofskonferenz habe sich schon seit Monaten mit dem Thema beschäftigt, erinnerte
Bischof Overbeck. Gleichzeitig sei den Bischöfen klar, dass das Thema weit über Deutschland
hinausgehe:
„Das ist eine Frage, die die Lehrmaterie der Kirche betrifft
und deswegen nicht nur in der Kirche in Deutschland zu regeln ist, sondern wesentliche
weltkirchliche Bezüge beachten muss. Das zu tun, was wir hier tun können, in diesem
ganzen weiten Feld heißt aber auch, praktisch zu sehen. Wir haben schon darüber in
Hannover gesprochen, die Fragen des Dienstrechtes und des Arbeitsrechts neu anzugehen
und auch zu fragen, wie können wir geistlich offen machen, dass der Geschieden-Wiederverheiratete
ganz zur Kirche gehört und dass der Kommunionempfang ein Teil des Lebens mit der Kirche
ist, aber dass es ganz viele andere Lebenszusammenhänge gibt, in denen all diese herzlich
willkommen sind und mit uns leben - und auch Gott sei Dank leben.“
Klärungsbedarf
in der Frage hatte in diesen Tagen auch der Präsident des Deutschen Caritasverbandes
Peter Neher angemeldet, und zwar in Bezug auf das Arbeitsrecht. So müsse man etwa
die Frage beantworten, ob wiederverheiratete Geschiedene in Zukunft auch bei kirchlichen
Arbeitsgebern arbeiten dürften, sagte Peter Neher. Nicht die feststellbare Zugehörigkeit
zu einer Religionsgemeinschaft garantiere, dass jemand ethisch-pragmatisch handele,
sondern die Fähigkeit, barmherzig zu sein, so Neher. Über die Atmosphäre einer kirchlichen
Einrichtung entscheide, ob die Mitarbeiter ihre Arbeit aus einer „christlichen Grundhaltung“
heraus gestalteten. Zollitsch versicherte am Freitag auf der Abschlusspressekonferenz
in Fulda, die Bischöfe seien am Thema Arbeitsrecht dran, ebenso wollten sie die Frauen
in der Kirche stärken:
„Wir schreiben das Arbeitsrecht im Hinblick auf
veränderte Lebensformen fort, was unter anderem auch theologische Klärungen verlangt.
Im Zusammenhang der Schwerpunktsetzung der Bischöfe wurde in Hannover auch die Frage
der Rolle der Frauen angesprochen. Wir sind daran interessiert, Frauen in kirchliche
Verantwortung zu bringen. Diesem Thema und möglichen Verabredungen ist der Studientag
der nächsten Vollversammlung (2013) in Trier gewidmet.“