2012-09-28 12:20:26

Erzbischof Zollitsch: „Wir schreiben Arbeitsrecht fort“


Vom Kirchenvolk aufmerksam verfolgter Schwerpunkt der Bischofsvollversammlung in Fulda: der pastorale Umgang mit Gläubigen, die zivil geschieden und wiederverheiratet sind, und die nach jetzigem Stand des Kirchenrechtes keine Eucharistie empfangen können. Im Zentrum müsse eine barmherziger Umgang mit diesen Menschen stehen, erklärte Erzbischof Robert Zollitsch bei der Schlusspressekonferenz an diesem Freitag in Fulda. Er bezog sich dabei auf die Worte des Papstes vom diesjährigen Welttreffen der Familien in Mailand:

„Benedikt XVI. betonte, dass die Kirche auch diese Menschen liebe: ,Es scheint mir eine große Aufgabe einer Pfarrei, einer katholischen Gemeinde zu sein, wirklich alles nur Mögliche zu tun, damit sie sich geliebt und akzeptiert fühlen, damit sie spüren, dass sie keine ‚Außenstehenden’ sind, auch wenn sie nicht die Absolution und die Eucharistie empfangen können: sie müssen sehen, dass sie auch so vollkommen in der Kirche leben.“

Um das komplexe Problem zu bearbeiten, habe die Bischofskonferenz eine interne Arbeitsgruppe zur Frage eingerichtet, gab Zollitsch weiter an. Ihr gehören die Bischöfe Franz-Peter Overbeck, Franz-Peter Tebartz-van Elst, Felix Genn, Franz-Josef Bode, Karl-Heinz Wiesemann und Stephan Ackermann an. Die Arbeitsgruppe soll Aspekte für eine Handreichung ausarbeiten und sie dem Ständigen Rat vorlegen.

Auch auf dem Gesprächsforum Mitte September in Hannover, einer Etappe des Gesprächsprozesses mit dem Kirchenvolk, wurde die Frage der wiederverheirateten Geschiedenen diskutiert. Mit dabei war auch der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck. Er bekräftigte im Interview mit unseren Kollegen vom Domradio Köln, man müsse hier noch einmal neu auf die Menschen zugehen:

„Bei den Wiederverheirateten und Geschiedenen wird uns sehr deutlich, dass wir noch einmal die ernsthaften Fragen vieler Menschen, die wirklich mit uns leben und auch leben wollen, neu ernstnehmen. Das tun wir auch. Und dass wir uns auch Zeit nehmen, darüber zu reden und erste praktische Schritte zum Umgang auf den Weg bringen.“

Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz habe sich schon seit Monaten mit dem Thema beschäftigt, erinnerte Bischof Overbeck. Gleichzeitig sei den Bischöfen klar, dass das Thema weit über Deutschland hinausgehe:

„Das ist eine Frage, die die Lehrmaterie der Kirche betrifft und deswegen nicht nur in der Kirche in Deutschland zu regeln ist, sondern wesentliche weltkirchliche Bezüge beachten muss. Das zu tun, was wir hier tun können, in diesem ganzen weiten Feld heißt aber auch, praktisch zu sehen. Wir haben schon darüber in Hannover gesprochen, die Fragen des Dienstrechtes und des Arbeitsrechts neu anzugehen und auch zu fragen, wie können wir geistlich offen machen, dass der Geschieden-Wiederverheiratete ganz zur Kirche gehört und dass der Kommunionempfang ein Teil des Lebens mit der Kirche ist, aber dass es ganz viele andere Lebenszusammenhänge gibt, in denen all diese herzlich willkommen sind und mit uns leben - und auch Gott sei Dank leben.“

Klärungsbedarf in der Frage hatte in diesen Tagen auch der Präsident des Deutschen Caritasverbandes Peter Neher angemeldet, und zwar in Bezug auf das Arbeitsrecht. So müsse man etwa die Frage beantworten, ob wiederverheiratete Geschiedene in Zukunft auch bei kirchlichen Arbeitsgebern arbeiten dürften, sagte Peter Neher. Nicht die feststellbare Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft garantiere, dass jemand ethisch-pragmatisch handele, sondern die Fähigkeit, barmherzig zu sein, so Neher. Über die Atmosphäre einer kirchlichen Einrichtung entscheide, ob die Mitarbeiter ihre Arbeit aus einer „christlichen Grundhaltung“ heraus gestalteten. Zollitsch versicherte am Freitag auf der Abschlusspressekonferenz in Fulda, die Bischöfe seien am Thema Arbeitsrecht dran, ebenso wollten sie die Frauen in der Kirche stärken:

„Wir schreiben das Arbeitsrecht im Hinblick auf veränderte Lebensformen fort, was unter anderem auch theologische Klärungen verlangt. Im Zusammenhang der Schwerpunktsetzung der Bischöfe wurde in Hannover auch die Frage der Rolle der Frauen angesprochen. Wir sind daran interessiert, Frauen in kirchliche Verantwortung zu bringen. Diesem Thema und möglichen Verabredungen ist der Studientag der nächsten Vollversammlung (2013) in Trier gewidmet.“

(rv 28.09.2012 pr)








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