Der Einfluss von Islamisten in Mali wächst nach Informationen der „Gesellschaft für
bedrohte Völker“ (GfbV) gefährlich an. Ihnen gehe es um die Ausdehnung des islamischen
Rechts, der Scharia, auf das ganze Land, teilte die Menschenrechtsorganisation am
Montag in Göttingen mit. Die Islamistengruppe MUJAO habe dies am Wochenende zur Bedingung
für Friedensverhandlungen mit der Regierung erklärt. Die MUJAO, al-Quaida im Maghreb
und die mit ihnen verbündete radikal-islamische Gruppe Ansar Dine kontrollieren seit
dem Frühsommer 2012 die nördliche Landeshälfte Malis. Dort komme es seitdem aufgrund
von Scharia-Vorschriften immer öfter etwa zu Amputationen als Strafe für Diebstahl
und zu Einschränkungen bei den Frauenrechten. Allein in der Stadt Gao drohten mehr
als 80 Inhaftierten Amputationen von Gliedmaßen. Außerdem wurde Ende Juli in der Stadt
Aguelhok ein unverheiratetes Paar gesteinigt, das zwei kleine Kinder hinterlässt.
90 Prozent der Menschen im Norden Malis sind Muslime. Der dort praktizierte Islam
galt jedoch immer als gemäßigt. Der Schleierzwang für Frauen und das islamische Alkoholverbot
wurden in der Vergangenheit locker gehandhabt.