Kardinal Koch kritisiert Sterbehilfe in der Schweiz
Der Schweizer Kardinal
Kurt Koch kritisiert die aktive Sterbehilfe in seiner Heimat. In einem Interview mit
dem Internetportal kath.ch erklärte der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates und
frühere Bischof von Basel:
„Mein Hauptproblem bei einer staatlichen Freigabe
des assistierten Suizids ist die Gewöhnung daran, dass es eigentlich dann zwei legale
Wege gibt: den natürlichen Tod und den selbst gewählten Tod. Ich denke, dass die gesellschaftlichen
Konsequenzen zu bedenken sind, dass dann eben eine Mentalität aufkommen, dass ältere
oder kranke Menschen, die ohnehin Mühe haben, noch einen Sinn in ihrem Leben zu finden,
vielleicht erst recht unter Druck geraten, ihr Leben zu beenden, weil sie die Belastung,
die sie darstellen, der Gesellschaft nicht mehr zumuten möchten. Und das sind meines
Erachtens gesellschaftlich ruinöse Konsequenzen.“
Seelsorger in Pflegeeinrichtungen
in der Schweiz stehen nach Ansicht des früheren Bischofs von Basel vor einem ernsten
„Gewissensproblem“:
„Kann ich in einer Institution tätig sein, die eigentlich
etwas praktiziert, was mit dem christlichen Glauben nicht zu vereinbaren ist? Oder
muss ich gerade in diesem Bereich tätig sein, um das Salz des christlichen Evangeliums
hineinzubringen? Das ist im Grunde die Frage, die nur jeder einzelne in seinem ganz
persönlichen Gewissen – das er natürlich immer wieder am Glauben und am Lehramt der
Kirche überprüfen muss – entscheiden kann.“
Die Kirche setze bei der Sterbebegleitung
auf die palliative, also die schmerzlindernde, Medizin, weil sie das Sterben „als
einen Teil des Lebens“ verstehe, so Kardinal Koch. Sterbehilfe sei „immer auch Lebenshilfe“.
Der Kirche sei es ein großes Anliegen, dass jeder Mensch „in Würde sterben“ könne.
„Die katholische Kirche kann sehr viele Hilfen leisten – erstens einmal
im alltäglichen Leben: dass Menschen sich vorbereiten, andere Menschen im Sterben
zu begleiten. Und da stelle ich mit Freude und Dankbarkeit fest, wieviele Ehrenamtliche
sich in diesem Bereich der Sterbebegleitung anderer Menschen engagieren. Das ist ein
wesentliches Werk der christlichen Barmherzigkeit und hat heute besondere Aktualität.
Dann hat die Kirche einen wesentlichen Auftrag in der Gewissensbildung der Menschen
– dass der Tod nicht etwas ist, das aus der Gesellschaft abgedrängt werden darf, sondern
zum Leben gehört, und dass Anfang und Ende des Lebens in Würde gestaltet werden sollen.
Und dann kommt natürlich der politische Auftrag auch der Kirche, Wege zu zeigen, wie
diese großen Probleme gelöst werden können.“