Die katholische Kirche
in der Demokratischen Republik Kongo zeigt Solidarität mit den geplagten Menschen
im Osten ihres Landes. Bischöfe reisten in diesen Tagen in die unsichere Region Nord
Kivu, aus der bereits mehr als 60.000 Menschen vor Kämpfen zwischen Regierungstruppen
und den M23-Rebellen nach Uganda und Ruanda fliehen mussten. Zur menschlichen Not
durch Angst und Terror kommt nun auch noch eine lebensbedrohliche Seuche hinzu: bereits
46 Menschen seien vermutlich am Ebola-Fieber erkrankt, 19 Personen starben, gab die
Weltgesundheitsorganisation bekannt. Eine Ausbreitung der Seuche könnte fatale Folgen
haben, meint der Missionar Pater Alfonso Ramazani im Interview mit Radio Vatikan:
„Meiner Meinung nach sind die die staatlichen Strukturen nicht so gut organisiert,
um auf eine solche Epidemie reagieren zu können. Dass die Menschen wegen der Krankheit
sterben, gibt inzwischen selbst die Regierung zu. Und sie versucht auch, die Leute
dazu zu animieren, Verhaltensweisen zu entwickeln, die die Verbreitung der Epidemie
eindämmen können.“
Die M23-Milizen haben in Kivu derweil eine „Parallel-Regierung“
eingerichtet, treiben Steuern ein und terrorisieren die Bevölkerung. Das Flüchtlingswerk
der Vereinten Nationen zeigt sich in einem aktuellen Bericht besorgt über die hohe
Zahl an Verbrechen gegen die Menschenrechte in Nord- und Süd-Kivu. Seit April seien
15.000 Vorfälle registriert worden, darunter Mord, Vergewaltigung und Zwangsrekrutierung,
die wirklichen Zahlen seien vermutlich noch höher, heißt es von Seiten des UNHCR.
Pater Ramazani:
„Die Rebellion der M23 beschränkt sich in dieser Zeit auf
eine relativ enge Zone der Provinz. Was einen möglichen bewaffneten Konflikt betrifft,
gibt es laut glaubwürdiger Quellen eine intensive diplomatische Aktivität rund um
diese x-te Krise, die uns denken und wünschen lässt, dass es nicht neue Zusammenstöße
zwischen den Rebellen und dem nationalen Heer gibt.“
Kongos Regierung als
auch die Provinzregierung hatten sich zuletzt Verhandlungen mit der M23-Rebellengruppe
nicht mehr entgegengestellt. Trotz dieser Bemühungen kann nach Ansicht des Geistlichen
„alles passieren“. Ramazani schließt hier einen bewaffneten Konflikt, in den die Nachbarländer
verwickelt werden, nicht aus.
„Man weiß, dass die Unterstützung der Rebellion
im Osten des Kongo anhält, wie auch die Verhandlungen darüber von Seiten ihrer Unterstützer
anhalten. Der Präsident des Kongo, Joseph Kabila, hat am vergangenen 30. Juli erklärt,
dass es sich um ein offenes Geheimnis handelt, dass ein Nachbarland des Kongo diese
Lage unterstützt. Und zuvor hatten die Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch
und die Experten der Vereinten Nationen schon ihren Bericht veröffentlicht, der erdrückende
Beweise vorlegte, dass ein Nachbarland Einfluss auf die Destabilisierung des Friedens
im Osten des Kongos hat.“
Der Missionar bezieht sich hier auf den Vorwurf
der Vereinten Nationen, Führungskräfte aus Ruanda würden die M23 im Kongo militärisch
unterstützen. Die katholische Kirche in der Demokratischen Republik Kongo versucht
derweil zusammen mit anderen Religionsvertretern auf die Gefahr einer Balkanisierung
des Ostkongo hinzuweisen. Man habe das Ausland und die Vereinten Nationen entsprechend
sensibilisiert, gibt Pater Ramazani im Interview mit Radio Vatikan an. Wenn die Gewalt
und die Misshandlungen von Zivilisten in den östlichen Provinzen des Kongo weiter
ansteigt, wird die Zahl der Binnenvertriebenen in den kommenden Monaten auf fast 760.000
Menschen anwachsen, schätzt das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen UNHCR. Seit
April dieses Jahres seien etwa 390.000 Menschen im Osten der Demokratischen Republik
Kongo (DRK) zu Vertriebenen im eigenen Land geworden. Die große Unsicherheit und
die Abgeschiedenheit vieler Flüchtlingslager erschwerten zudem die Hilfslieferungen
und Schutzmaßnahmen. Besonders im Osten des Kongo fehle es an allem, so der UNHCR.