Papst Benedikt stärkt französischen Bischöfen den Rücken
Zwischen der französischen
Kirche und der neuen sozialistischen Regierung zeichnet sich eine Kontroverse um das
Thema Ehe und Familie ab – und der Papst stärkt den Bischöfen dabei den Rücken. „Wir
müssen diese wichtige Herausforderung annehmen“, sagte er an diesem Freitag zu Bischöfen
aus Frankreich, die zum ad-limina-Besuch in Rom sind.
Die Regierung von Präsident
Francois Hollande will vollgültige Ehen auch für zwei Partner desselben Geschlechts
einführen. Lyons Kardinal Philippe Barbarin warnte daraufhin am Wochenende, der nächste
logische Schritt sei etwa die Legalisierung von Polygamie oder Inzest. Eine heftige
Debatte war – und ist immer noch – die Folge. An diesem Freitag nun von seiner Sommerresidenz
Castelgandolfo aus die Wortmeldung des Papstes:
„Die Familie ist das Fundament
des sozialen Lebens; sie ist bedroht, weil viele falsche Vorstellungen von der Natur
des Menschen haben. Das Existenzrecht der Familie in der Gesellschaft zu verteidigen,
ist überhaupt nichts Rückwärtsgewandtes, sondern ist vielmehr prophetisch! Hier geht
es nämlich um die Förderung der Werte, die die volle Verwirklichung des Menschen betreffen.
Wir müssen diese wichtige Herausforderung annehmen!“
Die Gleichstellung
von Partnern gleichen Geschlechts mit „klassischen“ Ehen gehört zu den Wahlversprechen
von Präsident Hollande. Den entsprechenden Gesetzesvorstoß will er noch dieses Jahr
vorlegen. Der Schutz von Ehe und Familie war u.a. Thema eines aufsehenerregenden „Gebets
für Frankreich“, das die französische Kirche Mitte August durchgeführt hat – drei
Monate nach Hollandes Wahlsieg. Benedikt XVI. sagte den Bischöfen an diesem Freitag:
„Was
die Kirche und die ganze Gesellschaft von der Ehe und Familie erwarten, ist zu wichtig,
als dass man dafür nicht das volle Engagement aufwenden könnte. Ehe und Familie sind
Institutionen, die gefördert und bewahrt werden müssen vor jedem Missverständnis über
ihre Wahrheit. Jeder Schaden, den man Ehe und Familie zufügt, fällt auf das menschliche
Zusammenleben überhaupt zurück!“
Weitere Themen In seiner
Ansprache an Bischöfe aus Frankreich behandelte der Papst aber auch noch weitere Themen
– etwa Pfarreischließungen und das Schaffen von größeren Seelsorgeeinheiten, wie man
es auch aus dem deutschen Sprachraum kennt. Benedikt gab nun zu bedenken:
„Die
Lösung der pastoralen Probleme in den Bistümern kann sich nicht auf Organisationsfragen
beschränken, so wichtig diese auch sein mögen. Man riskiert, mit einer Art Bürokratisierung
der Seelsorge zusehr der Effizienz nachzujagen; wenn man sich zusehr auf Strukturen,
Organisation und Programme konzentriert, kann das zu Selbstbezogenheit führen, zum
exklusiven Nutzen der Mitglieder dieser Strukturen. Das hätte aber dann kaum Auswirkungen
auf das Leben der Christen, die sich von der regulären Praxis entfernt haben.“
Evangelisierung
bedeute stattdessen, „wieder von der Begegnung mit dem Herrn auszugehen“. Es gelte,
„unseren Zeitgenossen dabei zu helfen, die Zeichen der Anwesenheit Gottes zu erkennen
oder wiederzuentdecken“. Außerdem dürfe bei der Neuordnung der Seelsorge nicht die
Rolle des Priesters unter die Räder geraten.
„Ich freue mich über die Großzügigkeit
von Laien, die mit großer Bereitschaft an den Ämtern und Aufgaben in der Kirche teilhaben
– man muss allerdings daran erinnern, dass die spezifische Aufgabe der Laien in der
Durchdringung der weltlichen Realitäten besteht. Hier sollen sie autonom, aber im
Licht des Glaubens und der kirchlichen Lehre wirken. Es ist also nötig, über den Respekt
vor dem Unterschied zwischen allgemeinem Priestertum aller Gläubigen und dem priesterlichen
Dienst der dazu Geweihten zu wachen: Dieser Unterschied besteht nicht nur im Hierarchischen,
sondern ist wesentlich.“