2012-09-19 12:25:02

Vatikanberater Winkler: Differenzierter Blick auf Nahost-Roadmap


RealAudioMP3 Die jüngst von Papst Benedikt XVI. im Libanon unterzeichnete „kirchliche Nahost-Roadmap“ ist nach Meinung des Salzburger Kirchenhistorikers Dietmar Winkler eine gute Grundlage für eine engere Zusammenarbeit der unterschiedlichen katholischen Gemeinden im Nahen Osten. Das sagte der Ostkirchenexperte und Berater des Päpstlichen Einheitsrates, der auch Beobachter bei der Nahost-Bischofssynode von 2010 war, der Nachrichtenagentur kathpress. Das Apostolische Schreiben „Ecclesia in Medio Oriente“, das die Nahost-Synode zusammenfasst, enthalte eine Wegweisung für das Miteinander mit Juden und Muslimen, ohne dabei politische Stellungnahmen mitzuliefern. „Das wäre auch nicht klug, denn es sind die Christen vor Ort, die das ausbaden müssten“, so Winkler.“

Das Dokument enthalte einen drängenden Appell zur Zusammenarbeit der mit Rom unierten Ostkirchen, die jeweils eigene Patriarchen und Bischöfe haben, auf Eigenständigkeit bedacht sind, aber insgesamt unter Schrumpfung aufgrund des Exodus in den Westen leiden, so Winkler. Dabei hätte er sich allerdings eine stärkere Konkretisierung der künftigen Kooperationen gewünscht. Zwar betone das Schreiben, dass die Christen in den meist muslimisch geprägten Ländern bleiben und ihre Heimat nicht verlassen sollten, aber es zeige auch Verständnis für jene, die aufgrund existenzieller Probleme den Exodus wählten. Diesen ausgewanderten Nahost-Christen sind mehrere Abschnitte gewidmet, die jedoch nach Meinung Winklers im Blick auf Strukturfragen zu unpräzise geblieben seien. Die Probleme seien bei der Synode 2010, an der Winkler als einer von 36 Experten teilnahm, sehr offen diskutiert worden - allerdings habe sich auch dort keine Lösung aufgetan.

Dabei gehe es oft um den Zölibat, denn die Priester der katholischen Ostkirchen seien in der Regel verheiratet. Wenn sie vor der Weihe in den Westen kämen, sei weiterhin unklar, welche Jurisdiktion über ihren Stand - Ehe oder Ehelosigkeit - entscheiden solle: ihr Patriarch oder der Bischof der Diözese, in der sie studierten. Die aktuelle Lösung - das Erteilen von Sondergenehmigungen (Dispensen) - sei jedenfalls unbefriedigend. „Es wird noch vieler Diskussionen bedürfen, um zu Lösungen zu kommen, wie die Probleme der katholischen Ostkirchen in der Diaspora bewältigt werden können“, so Winkler.

Der Theologe wies gleichzeitig darauf hin, dass im Synodenschlussdokument nicht nur die katholische Auswanderung, sondern auch die katholische Einwanderung - etwa in die Golfstaaten - thematisiert werde. Weil es in den Zielländern oft wenig innerkatholische Zusammenarbeit gebe und sich die Ostkirchen oft nicht an der pfarrlichen Integration von christlichen Arbeitsmigranten beteiligten, fokussiere das Dokument die Koordinationsaufgabe des jeweiligen lateinischen Ortsbischofs.

In ökumenischer Hinsicht gebe es in dem Dokument sehr gute und theologisch profunde Stellen gleich zu Beginn, urteilte Winkler. Damit werde auch einer Realität Rechnung getragen, die heute noch augenfälliger sei als früher. Der Theologe erinnerte dabei an die drei Tage des Papstes im Libanon und die dort auffallend starke Ökumene-Präsenz. Praktisch alle nichtkatholischen Metropoliten der Region hätten erklärt, dass der Besuch Benedikts XVI. „hochgradig willkommen“ sei.

Im „Kathpress“-Gespräch wies Winkler auch darauf hin, dass es im Dezember 2012 im Libanon zu einem Zusammentreffen aller katholischen Patriarchate des Nahen Ostens kommen werde. Dabei stehe die Weiterarbeit auf Grundlage des Synoden-Abschlussdokuments auf dem Programm. Er werde ebenfalls an dem Symposion teilnehmen, sagte der Salzburger Theologe.

(kap 19.09.2012 sk)








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