Die katholische Kirche
sieht die Funktion des Unternehmers grundsätzlich positiv. Allerdings stehen Führungskräfte
in der Wirtschaft in einer besonderen gesellschaftlichen Verantwortung. Das sagte
der vatikanische „Friedensminister“, Kardinal Peter A. Turkson, an diesem Dienstag
in Frankfurt. In der deutschen Wirtschaftsmetropole stellte der Präsident des päpstlichen
Rates für Gerechtigkeit und Frieden – gemeinsam mit dem Bund Katholischer Unternehmer
und der bischöflichen Kommission „Justitia et Pax“ - eine vatikanische Handreichung
vor: „Zum Unternehmer berufen! Eine Ermutigung für Führungskräfte in der Wirtschaft“
heißt das Schreiben, das nun auch in deutscher Übersetzung vorliegt. Wir sprachen
darüber mit Michael Bommers, dem Vorsitzenden des Arbeitskreises „Christliche Spiritualität“
beim Bund Katholischer Unternehmer.
„Das ist praktisch ein Feuerwerk
von Anregungen, die wir bekommen, um darüber nachzudenken, was es heißt, ethisch,
sittlich zu wirtschaften und zu handeln. Es wird alels sehr strukturiert angeboten.
Es gibt etwa sechs praktische Prinzipien des wirtschaftens, die basierend auf den
Prinzipien der christlichen Soziallehre, der Menschenwürde und dem Streben nach Gemeinwohl
aber noch eine Menge mehr bieten und hinterfragen. Es ist schön, darin zu arbeiten
und zu lesen."
Das Dokument wird stellenweise sehr grundsätzlich, sehr
konkret, zB bringt der letzte Teil einen Fragebogen zur Gewissenserforschung für Unternehmer.
Inwiefern ist das hilfreich?
„Das ist der zweite ganz besondere Aspekt,
dieser Unternehmerspiegel mit 30 Fragen, die eine Gewissensprüfung für Unternehmer
sind. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er sehr persönlich im ersten Teil nach der
Lebensführung des Managers, der Führungskraft fragt, und diesen Begriff der gespaltenen
Lebensführung aufgreift, von der wir im ersten Teil des Schreibens lesen – nämlich
die Trennung von persönlichem Glauben und alltäglicher Unternehmenspraxis. Dieser
soll vermieden werden. Die Fragen zielen genau auf diesen Aspekt – die Einheit des
Lebens. Was ich glaube, was ich sage und was ich tue, muss alles zusammenpassen, das
muss authentisch sein.
Die katholische Kirche ist ja unter jenen Institutionen,
die Konsumismus außerordentlich kritisch sehen, weil Konsumismus – Missbrauch der
Warenwelt - zu einem Lebensstil führt, der dem Menschen im Grund widerspricht, ihn
wegführt von einem glücklichen Leben, wegführt auch von Gott und dem Mitmenschen.
Unternehmer sind wichtige Akteure im Wirtschaftsleben, Produkte, die sie herstellen,
sind Objekte des Konsumismus. Welche Überlegungen, welche Anregungen zu diesem Punkt
finden sich in dem Dokument?
„Bei den Unternehmern geht es ja zunächst
um die Frage, was stellt ihr her. Es ist ein wesentlicherAspekt des Dokuments, dass
man Produkte und Dienstleistungen herstellen und anbieten soll, die den Bedürfnissen
der Welt entsprechen - dass diese Produkte sinnvoll sind und eine Wertschöpfung erlauben.
Der erste Schritt der Wertschöpfung ist, dass ein Mehrwert durch Arbeit geschaffen
wird. Und es spricht heraus aus diesem Dokument, dass wir mehr Arbeitsplätze in diesem
Bereich schaffen sollen, weil wir damit anderen dadurch Arbeit geben und damit auch
die Gelegenheit, ihr Leben zu verwirklichen."
Die katholische Kirche steht
in den Gesellschaften deutscher Sprache nicht überall in hohem Ansehen. Meinen Sie,
das Dokument wird auch außerhalb streng katholischer Kreise auf wohlwollendes Interesse
stoßen?
„Ich hoffe das sehr. Das Dokument verdient das allemal, weil
es einen sehr guten Zweck verfolgt – die Menschen darauf hinzuweisen, was es heißt,
ethisch zu wirtschaften. Insofern glaube ich nicht, dass es Kritik geben wird; die
Frage ist aber, ob es ein großes Interesse und einen großen Absatz finden wird. Darum
müssen wir uns kümmern, und auch um das Anliegen, das hinten im Dokument steht: Damit
das gelingen kann, müssen die Führungskräfte auch eine religiöse Bildung genießen.
Das ist ganz wesentlicher Punkt, mit dem wir uns beschäftigen, wie das gelingen kann,
quasi systematisch, nicht zufällig."
Den katholischen Knigge aus dem Vatikan
für Manager gibt es als Gratis-Download auf der Webseite der Deutschen Bischofskonferenz,
jener der Kommission "Justitia et Pax" und jener des Bundes Katholischer Unternehmer.