2012-09-16 13:28:35

Die Presseschau: Wie die libanesische Presse den Papst sieht


RealAudioMP3 Wegen des Sonntags sind nur wenige Zeitungen im Libanon erschienen, aber sie alle berichten ausführlich über das Besuchsprogramm des Papstes am Samstag. „Was keine Dialogkonferenz je zustande bekommen würde, das hat der Papst im Präsidentenpalast von Baabda geschafft“, urteilt ein Kommentator von „L`Orient le Jour“, dem christlich-säkular geprägten Blatt in französischer Sprache. „Benedikt hat die Gesamtheit der libanesischen Republik um sich versammelt, Menschen aller politischen Gruppen, Freunde und Feinde.“ Schon bei der Fahrt Benedikts zum Präsidentenpalast habe „eine Atmosphäre wie auf einem Dorffest“ geherrscht, mit einer „bis zum Delirium ausgelassenen Menschenmenge“. Bei der Berichterstattung über das Jugendtreffen mit dem Papst in Bkerke liegt der Akzent darauf, dass Benedikt die Jugendlichen zum Bleiben in ihrer Heimat aufgefordert habe: Trotz aller Schwierigkeiten sei das immer noch besser als der „bittere Honig“ des Exils. Längst gibt es sehr viel mehr Libanesen im Ausland (etwa Frankreich oder Brasilien) als im Libanon selbst, wo ihre Zahl bei etwa vier Millionen liegt.

„Der Papst ruft die Welt auf, Lösungen für die Syrien-Krise zu finden“: So lautet die Schlagzeile des „Daily Star“ auf seiner Internetseite am Sonntag. Der Bericht von der Messfeier Benedikts in Beirut vermerkt, dass 1.400 Journalisten aus aller Welt direkt vom Gelände der Messfeier berichtet hätten. Derweil würden US-Schnellrestaurants in libanesischen Städten vom Militär gegen den Volkszorn beschützt; in der nördlichen Stadt Tripoli hätten jetzt die maßgeblichen islamischen Autoritäten den Angriff von Moslems auf ein Restaurant scharf verurteilt. Bei dem Angriff war am Freitag eine Person getötet worden.

„Der Papst vereint den Libanon“, titelt an diesem Sonntag die größte arabischsprachige Zeitung im Libanon „Al-Nahar“. Das Bild der Einigkeit, das die Politiker und Religionsvertreter des Landes im Präsidentenpalast während der Rede Benedikts gegeben hätten, sei erstmalig und beeindruckt. „Al-Nahar“ betont, dass der Papst vor Jugendlichen in Bkerke kurz von Syrien gesprochen hat: Das habe allen Syrern gegolten. Die Zeitung „Al-Diyar“ behauptet, Benedikt habe bei seinen Vier-Augen-Gesprächen mit Politikern eindringlich vor einem Übergreifen des syrischen Kriegs auf den Libanon gewarnt. Die Politiker im Land sollten darum nicht mit dem Feuer spielen. Ob diese Papst-Äußerungen nun authentisch sind oder nicht: Dass „Al-Diyar“ sie wiedergibt, zeigt, wie sehr Benedikt XVI. hier in der Region als politischer Faktor wahrgenommen wird.

(rv 16.09.2012 ord)







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