Mehr als 5.000 Sicherheitskräfte
sind im Moment in Beirut im Einsatz, um den Schutz von Papst Benedikt XVI. zu gewährleisten.
Viele Straßen sind gesperrt, der Luftraum wird streng überwacht. Unser Korrespondent
Stefan Kempis hat sich während der Ankunft des Papstes im Zentrum der libanesischen
Hauptstadt umgesehen.
Der Muezzin ruft zum Gebet in einem schiitischen Wohnviertel
von Beirut: Rund um seine Moschee hängen Plakate von Hisbollah-Chef Scheich Nasrallah
und sogar ein Bild des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Doch wer sich ein bisschen
mit den Leuten im Viertel unterhält, der merkt schnell: Auch ihnen ist der Papst willkommen.
„Er ist ein Botschafter des Friedens“, sagt ein Mann.
Nur wenige Schritte sind
es von diesem Schiitenviertel hinunter zum Mittelmeer und der Stelle, wo vor einigen
Jahren der starke Mann des Libanon, der Geschäftsmann und Ex-Ministerpräsident Rafik
Hariri, von einer versteckten Bombe in den Tod gerissen wurde. Hier wie überhaupt
im ganzen Stadtzentrum: Militär, Polizeifahrzeuge, Checkpoints, Stacheldraht. Schon
seit einigen Tagen ist das Mitführen von Schusswaffen in der Öffentlichkeit verboten,
Straßensperrungen zwingen die Taxifahrer zu großen Umwegen. Die genaue Route, die
der Papst in Beirut nimmt, wird geheim gehalten, in der Luft dröhnen Hubschrauber.
Dass hier hohe Sicherheitsmaßnahmen herrschen, ist offensichtlich – und trotzdem liegt
keine Spannung, keine Nervosität in der Luft.
„Wir sind nun mal daran gewöhnt,
überall Militär zu sehen“, erklärt mir ein Beiruter aus einem Armenierviertel. „Natürlich
herrschen strenge Sicherheitsvorkehrungen, der Papst ist ja ein wichtiger Staatsgast.
Aber wir sehen hier jeden Tag Soldaten, die Leute richten sich eben darauf ein. Es
ist ja auch nur für ein paar Tage.“
Doch der Armenier hatte am Donnerstag für
einen Moment doch ein ungutes Gefühl: Eine Kirche in seinem Viertel war von Unbekannten
überfallen worden, ein Akt des Vandalismus. Die Medien in Beirut nehmen davon fast
keine Notiz. Stattdessen berichten sie lang und breit von Unruhen in anderen Hauptstädten
der Region wegen des US-Films, der Mohammed beleidigt. Immerhin, in Beirut ist es
bislang ruhig geblieben, und die Zeichen scheinen hier auch nicht auf Sturm zu stehen.
„Es ist alles perfekt: der Verkehr und die Sicherheit“, behauptet ein Taxifahrer
vor Beiruts größtem Hotel, dem „Phoenicia“. „Besucher sind uns eben willkommen“, fährt
er fort, „der ganze Libanon ist heute sehr glücklich.“ Und auf meine Nachfrage, Ja
und was ist jetzt mit den Straßensperrungen usw., wiederholt er: „Doch, der Verkehr
läuft gut. Vielleicht nicht überall, aber zwischen hier und dem Flughafen gibt es
gar nicht so viele Sicherheitsmaßnahmen.“